Lärm und Dreck dauern in Hemhofner Baustelle an
Autor: Pauline Lindner
Hemhofen, Freitag, 11. November 2016
Die Anwohner in der Weiherstraße in Hemhofen müssen länger mit der Baustelle leben, teilte der Bürgermeister mit.
Einen Gang durch die Geschehnisse in der Gemeinde seit der letzten Bürgerversammlung präsentierte Bürgermeister Ludwig Nagel (CSU) bei der Bürgerversammlung. Beeinträchtigendstes Vorhaben, so räumte er gleich ein, waren die Kanalarbeiten in der Weiherstraße.
"Nächstes Mal gibt es gleich eine Infoveranstaltung für die betroffenen Anwohner", sichert er zu. Für die Anlieger um die Weiherstraße findet sie am kommenden Montag statt, denn die Arbeiten, die im Mai begannen, werden sich noch ins Jahr 2017 hinziehen. Nach einem winterfesten Provisorium geht es bei besserer Witterung weiter.
Nagel war sich bewusst, dass er selber die Belastung ("sehr viel Dreck") durch die lange Dauer der Arbeiten unterschätzt habe.
Allerdings habe ein Teil der Belastung daran gelegen, dass neben den Kanalrohren auch die Wasserleitung ausgewechselt wurde und in jeder Phase des Vorhabens der tägliche Betrieb, sprich: die Zufahrt zu den einzelnen Anwesen, gewährleistet sein musste.
Insgesamt hat Hemhofen 2015 rund 400 000 Euro für Kanalsanierungen aufgewendet. Heuer wird die Schlusssumme 1,2 Millionen Euro betragen.
Die wurden nicht nur um den Barthelsweiher verbaut. Hier waren die Anwohner weniger belastet, da das meiste im Inliner-Verfahren erledigt werden konnte. "Sie haben manchmal ein Auto mit fremden Kennzeichen nahe bei einem Schacht stehen sehen. Das waren Handwerker", erläuterte er.
Eigens hob er in der Liste der Investitionen die Begutachtung der Straßenbeleuchtung auf Standsicherheit hervor. Er hält diese Maßnahme für notwendig, auch wenn von 300 bisher geprüften Straßenleuchten nur zwei ausgewechselt werden mussten.
Die Schulaula, der Ort der Bürgerversammlung, stammt aus dem Jahr 1972 und wurde wie das gesamte Haus bisher nicht erneuert. Insbesondere die Fenster sind noch die original eingebauten und inzwischen in dementsprechendem Zustand. Das im Sekretariat lasse sich nur mehr mit Hilfe von Werkzeugen schließen, nannte Nagel als Beispiel für die Dringlichkeit der anlaufenden Sanierung. Lange Jahre war diese, so Nagel, aus finanziellen Gründen verschoben worden, bis es nach seiner Meinung nicht mehr anders möglich war, als zu handeln.
In mehreren Abschnitten während des laufenden Schulbetriebs wird das Gebäude mit fünf Etagen barrierefrei ausgebaut und energetisch ertüchtigt. In monatlichen Jours fixes spricht Nagel mit den Planern derzeit die Einzelheiten ab.
Der Bau des Feuerwehrhauses ist im Zeitplan. Zeitgleich muss in die Ausrüstung viel investiert werden. Unerwartet kommt die Ersatzbeschaffung für ein Logistikfahrzeug hinzu. Im März bei einem Einsatz blieb es liegen. Das Getriebe des 20 Jahre alten Autos war hin. "Das war mehr oder weniger ein Totalschaden, konnten doch dafür keine Ersatzteile mehr beschafft werden", erklärte Nagel die zusätzliche Investition von rund 180 000 Euro.
Die Überarbeitung des Flächennutzungsplans und diverser Bebauungspläne beschäftigte den Gemeinderat. "Wir werden behutsam mit den Flächen umgehen", besänftigte Nagel mögliche Kritiker. Das Projekt Hauptstraße Nord vom Gasthof Schwan bis zum Netto-Markt wird im kommenden Jahr abgeschlossen. Mit der Idee, die Einfahrten zu verringern, bekannte Nagel, sei er an den Grundstückseigentümern gescheitert.
Neue Parkplätze
Neu hinzu kommt das Areal zwischen Gärtnerei Großkopf und der St-Wendelin-Kirche in Zeckern. Dabei sollen die Kaspar-Lang-Straße entlastet werden und Parkplätze bei der Kirche entstehen. Wahrscheinlich kann so auch das Kuriosum beseitigt werden, dass die öffentlichen Parkplätze auf der ehemaligen Bahntrasse in Nähe der Gärtnerei in Wirklichkeit auf Privatgrund sind. Aus unbekannten Gründen sei, so Nagel, versäumt worden, das Gelände zu erwerben. "Es gibt nur einen Aktenvermerk der DB, dass sie die Parkplätze zulasse", berichtete der Bürgermeister. Später wurde dann die aufgelassene Trasse von einem Privatmann erworben.
Der reichte verständlicherweise eine Klage auf Rückbau ein. "Hier haben wir keine Chance, zu gewinnen", räumte Nagel ein. Anders als beim Radweg am Jugendheim, wo die Gemeinde den selben Eigentümer enteignen durfte. Nagel setzt nun auf außergerichtliche Verhandlungen, um durch Einbeziehung der Bahntrasse in den Bebauungsplan die Klage aus der Welt zu schaffen.
Nagel ließ die Entwicklung der Flüchtlingsunterkunft Revue passieren. Noch im Juni habe das Landratsamt wegen einer Verlängerung des Mietvertrags angefragt; doch schon wenige Tage später wurde die Gemeinschaftsunterkunft aufgelöst und rund 130 Personen verlegt. Nur mehr in der angrenzenden Wohnung sind 20 bis 30 Leute untergebracht. In der Halle ist ein Lager einer Firma geplant.
Wieder auf der kommunalen Agenda steht der Radweg zwischen Bauhof und B 470. Das Vorhaben des Staatlichen Bauamts war auf Eis gelegt worden, als die Idee eines interkommunalen Gewerbegebiets diskutiert und dann von Hemhofen verworfen wurde. Nagel ist jetzt zuversichtlich, dass der Radweg 2018 verwirklicht werden könne. Die Verkehrssituation betraf auch eine Bürgeranfrage: "Die neuen Baugebiete hier, in Röttenbach und Adelsdorf - packt das unsere Hauptstraße?"
Nagel erwartet mehr Fahrzeuge, die via Heppstädt durch Hemhofen fahren; ebenso Arbeitnehmer bei Siemens, die aus Röttenbach über Hemhofen an den verlagerten Standort Forchheim wollen. "Ich will nichts schönreden", betonte Nagel und erinnerte an einen Fakt, den er in der Röttenbacher Bürgerversammlung gehört hat: Die Einwohnerzahl der Nachbargemeinde war in den letzten Jahre stabil, dennoch ist die Zahl der Autos um 30 Prozent gestiegen.
Als Mitglied im Arbeitskreis Nahverkehr des Landkreises weiß Ludwig Nagel auch um die hartnäckige Ablehnung mancher Pendler, mit dem Bus zu fahren.