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Kulturfabrik Höchstadt: Beim Salonabend wurde es giftig


Autor: Johanna Blum

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 18. Januar 2015

Das Damensalonorchester "Bella Donna" bereitete den Gästen in der Höchstadter Kulturfabrik tierische Freude.
Das Damensalonorchester "Bella Donna" verbindet Literarisches und Musikalisches mit tierischem Humor. Fotos: Johanna Blum


Nicht in Stuhlreihen, sondern wie in einem Salon konnten die Gäste am Freitagabend ein tierisches Konzert genießen. Zu Gast in der Höchstadter Kulturfabrik war das Damensalonorchester "Bella Donna" mit dem Programm "Das Tier in mir".

"Es war einfach spitze, super moderiert, phantastisch gespielt und die Damen zeigten eine tolle Bühnenpräsenz", schwärmte Musikpädagoge Georg Schlee vom Förderkreis "pro musica". Die eigentlich trockene Akustik im Saal sei diesmal gar nicht zum Tragen gekommen. "Die Texte waren klasse und die Damen haben eine tolle Ausstrahlung", sagte Schlee. Und dieses Urteil hörte man von allen Seiten über den gelungenen Abend.

Sechs Frauen aus sechs Ländern

Die "Schönen Damen" spielten in Höchstadt in der klassischen Besetzung eines Salonorchesters.

Sechs Künstlerinnen, Klassefrauen und Meisterinnen ihres Faches aus sechs Ländern haben sich unter dem Namen "Bella Donna" zusammengefunden: Tzsuzsa Zsizsmann aus Ungarn, Sekundargeigerin Mascha Rajkovic aus Serbien, Gudrun Bähr aus Uruquay mit ihrer Querflöte und Pikkoloflöte, die Cellistin Valerie Sattler aus den USA, Alexandra Hengstebeck am Kontrabass aus Deutschland und die Pianistin Anna Balint aus der Ukraine. Dabei begeisterten sie durch ihre hohe Musikalität, das instrumentale Können und ihr komödiantisches Talent, wenn sie in verschiedene Tierrollen schlüpfen.

Strauß und Mussorgski

Schon im ersten Stück "Auf der Jagd" von Johann Strauß schoss Hengstebeck am Kontrabass gleich einen "Bock" ab. Bei Modest Mussorgski tanzten die Küken in ihren Eierschalen, die Tauben vergifteten den Park, die Fledermaus von Johann Strauß flatterte über die Bühne, Bienen summten und brummten durch den Saal. Der "Schwan" von Camille Saint-Seans glitt majestätisch durchs Wasser und die launische Forelle schoss in froher Eile durchs kleine Bächlein. Von Wölfen, Quallen, Hühnern, gebratenen Tauben, Elefanten, Affen, Vampiren und mehr sangen, erzählten und rezitierten die sechs Musikerinnen abwechselnd.

Giftige Schönheiten

"Die Stücke unseres Programms sind nicht im klassischen Sinn tierische Stücke. Sie werden einfach mit passenden Gedichten gemischt und sie reichen von der Klassik bis zum Tango.", erklärt Primgeigerin Zsizsmann. Der Name "Bella donna" sei bewusst gewählt. Er sei doppeldeutig und bedeute nicht nur "Schöne Frau". Die Tollkirsche (Belladonna) ist ein Rauschmittel, gut dosiert ist sie eine Medizin, in zu großen Mengen verzehrt ist sie äußerst giftig, sagt Zsizsmann.

Die Musikerinnen haben sich am Ende ihres Musikstudiums in Nürnberg vor vielen Jahren gefunden. Jede hat einen musikalischen Hauptberuf, sei es Musikpädagogin, Mitglied der Nürnberger, Bamberger oder Münchner Symhoniker, des Staatsorchesters München oder wie Anna Bálint, die eine erfahrene Konzertpianistin und Kammermusikerin ist. "Dieses Salonorchester ist für uns alle das Sahnehäubchen und bereitet uns viel Spaß", sagt Zsizsmann.

"Durch kreative Ideenfindung kamen wir auf das Thema des heutigen Abends", sagt Bähr. Bei den Texten handelt es sich um Gedichte etwa von Christian Morgenstern, Friedrich Schiller, Rainer Maria Rilke. Die Arrangeure der meisten Musikstücke sind Kurt Illig, Wolfgang Manz und Christian Reuter. In Höchstadt konzertierten sie bereits im Jahr 2003 mit ihrem Programm "Bettgeflüster".

Ratte, Hund, Büffel, Pferd und Schlange: Am Ende des Abends stellten sich die Damen anhand des chinesischen Horoskops gegenseitig vor: "In jedem von uns ist ein Tier versteckt. Wir haben es brav zivilisiert und nun müssen wir es befreien", riet die Geigerin schmunzelnd vor dem letzten fulminanten Stück von Jacques Offenbach, dem "Can-Can".

Die Zuhörer erhoben die Gläser, sangen mit oder klatschten. Erst nach drei Zugaben durften die Musikerinnen die Bühne verlassen, so begeistert war das Publikum vom tierischen Musikabend.