Kreissparkasse Höchstadt liefert Zündstoff
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 15. März 2017
Die Diskussion über die geplante Fusion der Sparkassen dominierte die Bürgerversammlung in Höchstadt.
Ist die Fusion der Kreissparkasse Höchstadt mit der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen notwendig oder nicht? Wie nicht anders zu erwarten, prallten in der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der gut besuchten Aischtalhalle die Meinungen darüber aufeinander - zumindest bei den Hauptprotagonisten, dem Hausherrn Bürgermeister Gerald Brehm (JL) und Landrat Alexander Tritthart (CSU).
Im Publikum waren die Gegner einer Fusion deutlich in der Mehrheit. Auch in der Diskussion meldeten sich nur kritische Stimmen. Die Kritiker mussten sich allerdings gedulden. Hausherr Brehm stellte zunächst einmal die 160 Jahre alte Kreissparkasse Höchstadt aus seiner Sicht dar und erklärte, warum er gegen diese Fusion kämpfe. Seine Ausführungen untermauerte er auf der Leinwand mit einer Fülle von Zahlen, Fakten und auch Zitaten - unter anderem von Vorstandsvorsitzendem Reinhard Lugschi und Landrat Tritthart.
"Die Zitate aus der Vergangenheit nützen für die Zukunftsbetrachtung nichts", sagte der Landrat zu seinen Aussagen aus den letzten Jahren. Noch im Frühjahr 2015 sei eine Fusion für ihn nicht in Frage gekommen.
Auch heute sei sie wirtschaftlich nicht notwendig, "doch man sollte nicht warten, bis es zu spät ist". Die Regulatorik, die Digitalisierung und die Null-Zins-Phase hätten für Tritthart die Situation inzwischen verändert.
Ganz anders sieht Gerald Brehm die Lage der Kreissparkasse. Für ihn, der seine berufliche Karriere im Bereich der Genossenschaftsbanken begann, gibt es "keinen zwingenden Grund, die Fusion jetzt durchzuführen". Man sollte die Entwicklung im Auge behalten und eine Fusionsmöglichkeit in fünf Jahren oder bei akutem Handlungsbedarf prüfen. Brehm kritisierte, wie jetzt versucht werde, die Fusion durchzupeitschen, um sie am 1. Juli im Sack haben zu wollen.
Für Krisen gewappnet
Einmal mehr untermauerte der Bürgermeister mit einer Fülle von Vergleichszahlen, dass die Kreissparkasse Höchstadt hervorragend da steht. Die Sparkasse sei sehr krisenresistent und könne noch lange durchhalten. Brehm ging auch auf die Steuern ein. So habe im Jahr 2015 die Sparkasse 740 000 Euro Gewerbesteuer bezahlt, von denen 581 000 in der Region blieben. Mit ihren 219 Beschäftigten zähle sie zu den großen Arbeitgebern der Region und belebe die Höchstadter Innenstadt auch als Kundenmagnet. Das alles sieht der Bürgermeister in Gefahr. Auch das von der Kreissparkasse bisher geleistete Sponsoring für Vereine und die Spenden an caritative Einrichtungen. Bei den Regulatorien komme eine deutliche Erleichterung für kleinere Institute, sagte Brehm und forderte, dass sich erst einmal ein externer Sachverständiger mit der Lage der Höchstadtter Sparkasse beschäftigen sollte.
Landrat Tritthart, der sich für das Rederecht in der Höchstadter Bürgerversammlung bedankte, berichtete, dass der Vorstand der Höchstadter Sparkasse mit dem Thema Fusion auf ihn zugekommen sei. Zur mehrheitlichen Entscheidung im Verwaltungsrat für die Fusion sagte Tritthart, man müsse hier unternehmerisch und nicht politisch denken.
Eine Fusion sei jetzt für die Kunden, die Mitarbeiter und die Kommunen von Vorteil. Die Kunden müssten keine Schließung von Geschäftsstellen befürchten, die würden sogar mit mehr Manpower ausgestattet und das Sponsoring bleibe mindestens auf jetzigem Niveau. Die Mitarbeiter hätten mehr Entwicklungsmöglichkeiten und müssten keine Kündigungen fürchten.
Gewerbesteuer gebe es für die Kommunen ohnehin nur, wenn Gewinn erwirtschaftet werde, und der gehe nach unten.
Die Sparkasse habe zwar eine 160-jährige Tradition, es gebe aber auch viele Unternehmen, die vor zukunftsweisenden Entscheidungen zu lange gezögert haben, gab der Landrat zu bedenken. Abschließend warf er die Frage in das Rund der Aischtalhalle, ob man dem Prinzip der Hoffnung verfallen oder anpacken wolle.
Fusionsgegner fürs Bürgerbegehren in den Startlöchern
Die Meinung der knapp zehn Bürger - darunter auch einige Kreisräte -, die sich in der Höchstadter Bürgerversammlung zu Wort meldeten, war einhellig: Warum die Fusion jetzt, wo die Kreissparkasse Höchstadt doch gut da steht? Sie hatten durchweg kein Verständnis für Eile und Dringlichkeit. Ein Unternehmer aus den Reihen der Zuhörer kritisierte: "Die Obrigkeiten aus Altparteien überfahren uns."
"Die Dinge sind ausverhandelt", antwortete Landrat Alexander Tritthart (CSU) auf die Vorhaltungen, dann müsse jetzt auch entschieden werden. Das geschieht am 31. März in der Kreistagssitzung.
Unterdessen stehen Vertreter der Höchstadter Jungen Liste weiter in den Startlöchern, mit Bürgerbegehren und Bürgerentscheid die Fusion doch noch zu verhindern. Wie Tritthart in der Versammlung erklärte, müsste dieses Begehren aber im gesamten Landkreis durchgeführt werden.
Ob die dafür notwendigen 5000 Unterschriften allerdings bis 31. März vorliegen müssen, wollen die Initiatoren um Martin Oberle und Michael Ulbrich noch klären lassen. Sie vertreten auch die Meinung, dass hier Höchstadt besonders betroffen ist und das Begehren aufs Stadtgebiet beschränkt werden sollte, was nur 2500 Unterschriften erfordern würde.