Kreiskrankenhaus St. Anna verdoppelt Defizit
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 30. Juni 2015
2014 war für das Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt mit Blick auf die Finanzlage kein gutes Jahr. Schuld am enorm gestiegenen Verlust ist laut Verwaltungschef Albert Prickarz die "Chirurgie-Delle".
Die Tatsache, dass das Kreiskrankenhaus St. Anna wieder einmal Verlust gemacht hat, ist nicht wirklich überraschend. Seit Jahr und Tag pendelt der Fehlbetrag um die 500.000 Euro-Marke. Für ein relativ kleines, kommunales Haus, dessen Ziel die gesundheitliche Grundversorgung ist, ist das auch nicht außergewöhnlich. Im letzten Jahr allerdings, das offenbart der Jahresbericht, der am Dienstag dem Krankenhaus ausschuss des Kreistags vorgelegt wurde, hat sich in St. Anna das Minus auf 1,2 Millionen Euro erhöht. Das entspricht einer Verdopplung des Verlusts innerhalb eines Jahres.
Wo bei anderen Geschäftsführern der Angstschweiß ausbricht, bleibt Albert Prickarz, Verwaltungsleiter am Krankenhaus, vergleichsweise entspannt. Das mag daran liegen, dass St. Anna nicht von einem Bankkredit abhängig ist. Das Krankenhaus wird vom Landkreis finanziert. Eine Entlastung durch den Kreistag ist so gut wie sicher. Aber Prickarz' Ruhe kommt vor allem daher, dass er die Ursache kennt, die nach seiner Einschätzung nur vorübergehender Natur war.
"Schuld an dem hohen Fehlbetrag ist die Chirurgie-Delle", sagt Prickarz und verweist auf einen starken Rückgang bei den chirurgischen Fällen, was gleichzeitig einen Einbruch der Einnahmen bedeutet, die sich aus der Abrechnung mit den Krankenkassen ergeben. Etwa 140 Operationen habe es zu wenig gegeben, was ein Loch von rund 600.000 Euro in die Gewinn- und Verlustrechnung riss.
"Scharfer personeller Schnitt"
Die Ursache für diese "Chirurgie-Delle" im ersten Halbjahr 2014 sei "der scharfe personelle Schnitt in der Abteilung" gewesen. In der Übergangszeit, bis der neue Chef-Chirurg Hjalmar Nekarda sich eingearbeitet hatte, sei es zu Ausfällen gekommen. Chefarzt Holger Herzing ging im März 2014 an das Krankenhaus in Lauf. Quasi nahtlos hat Nekarda damals im April übernommen. "Bei einem Chefarztwechsel sind leichte Veränderungen bei den OP-Zahlen normal", sagt Prickarz. Das Problem sei vor allem gewesen, dass Herzing seinen Oberarzt und zwei Assistenzärzte mit genommen hat. Die Suche nach einem neuen Oberarzt habe sich schwierig gestaltet. Es musste sogar eine Personalvermittlungsfirma eingesetzt werden, um einen Nachfolger zu finden.
Aber nicht nur die Suche nach einem Oberarzt war schwierig. Allgemein bereite die Situation auf dem Arbeitsmarkt dem Haus Kopfzerbrechen. "Früher war es so, dass Sie die Schublade aufgemacht haben und 30 Bewerbungen hatten. Heute hat andersherum der Bewerber 30 Krankenhäuser in der Schublade", sagt Prickarz.
Heuer Verlust unter 1 Million Euro
"Wir sind kurz unter die Wolken getaucht. Jetzt haben wir die Flughöhe wieder erreicht", sagt Prickarz. Die Hoffnung, dass sich der chirurgische Bereich weiter verbessert, liege nun auch auf dem Computertomographen, der noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen soll. Was das laufende Jahr angeht, schätzt Prickarz die Situation vorsichtig besser ein. "Wir werden den Wirtschaftsplan wohl halten." Für 2015 ist demnach ein Verlust von etwas unter einer Million Euro vorherzusehen. "Wichtig ist, dass wir die Millionengrenze nicht wieder knacken", sagt Prickarz. Ziel sei es natürlich nach wie vor, irgendwann gar kein Defizit mehr zu machen.
"Unser Haus hat eine Zukunft"
Was diese Hoffnung angeht, merkte Kreisrat Hans Lang (CSU) in der Sitzung des Ausschusses an, dass "wir wohl nie die schwarze Null erreichen werden". In der Landschaft der kommunalen Krankenhäuser in Bayern gebe es kaum eines mit einem Überschuss. Lang brach eine Lanze für St. Anna: "Es kommt darauf an, was drin steckt. Das Kreiskrankenhaus wird gut geführt. Ich hoffe auf einen Impuls, der vom nötigen Umbau im nächsten Jahr ausgeht. Unser Haus in Höchstadt hat eine Zukunft."