Krav Maga: Vom Militär in den Alltag
Autor: Tina Meier
Adelsdorf, Dienstag, 03. November 2015
Matthias Birkner aus Adelsdorf betreibt in der Region neun Zentren, in denen vor allem Krav Maga unterrichtet wird. Es zielt darauf ab, sich und andere schnell und effektiv selbst zu schützen und kann von jedem erlernt werden.
Was einst für das israelische Militär entwickelt wurde, kann heute jeder erlernen - egal ob Mann oder Frau, Jung oder Alt. Krav Maga ist hebräisch und bedeutet übersetzt "Kontaktkampf". Es wurde von Imrich Lichtenfeld, einem aus Ungarn stammenden Boxer und Ringer, entwickelt. Als 1948 der Staat Israel gegründet wurde und damit auch die offizielle Armee, schulte Lichtenfeld die Soldaten mit seinem System zur Selbstverteidigung. In seiner weiteren Geschichte wurde Krav Maga auch für die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung angepasst.
Auch unter Stress die Kontrolle behalten
"Es gibt nichts Vergleichbares im Bereich der Selbstverteidigung. Das Entscheidende ist, dass die Techniken auf natürlichen Reflexen basieren, somit einfach zu erlernen sind und in der Realität funktionieren", erklärt Matthias Birkner aus Adelsdorf. Auch unter Stress und Druck soll es so möglich sein, die Kontrolle zu behalten.
Die Bewegungen sind außerdem darauf ausgerichtet, dass sie in allen erdenklichen Positionen und Situationen anwendbar sind - im Liegen oder Stehen, mit oder ohne Waffen, gegen einen oder auch mehrere Angreifer, die unterschiedlich groß und stark sein können. Dadurch haben auch körperlich schwächere Personen eine realistische Chance, einen Übergriff unbeschadet zu überstehen. "Es soll vor allem schützen, was Schaden anrichten kann", erklärt Birkner.
Vor zwölf Jahren wurde er durch einen Fernsehbericht auf Krav Maga aufmerksam, was damals in Deutschland noch kaum vertreten war, und absolvierte seine Ausbildung in Ungarn und den Niederlanden. "Das ist genau das, was ich wollte - Selbstverteidigung. Es lastet mich mental und körperlich aus und ich fühle mich so sicher, dass ich in Notsituationen ein Zeitfenster herstellen könnte und sich zum Beispiel meine Familie in Sicherheit bringen kann."
Kein Kampfsport
Der 40-Jährige ist Geschäftsführer von "Learn2Fight" und betreibt neun Zentren, in denen 32 Ausbilder neben verschiedenen Kampfsportarten vor allem Krav Maga unterrichten. "Krav Maga ist kein Kampfsport und auch keine Kunst, sondern reine Selbstverteidigung", stellt Birkner klar. Obwohl es nicht das zentrale Ziel ist, steigert Krav Maga die Fitness, die Koordinationsfähigkeit und Beweglichkeit und trainiert Herz-Kreislauf und Kraft. Da Selbstvertrauen und Selbstsicherheit in Konfliktsituationen entscheidend sind, wird auch die mentale Stärke trainiert.
In den Kursen lernt man, wie man Gefahrensituationen erkennt und sie im Vorhinein vermeiden kann, indem man zum Beispiel die Straßenseite wechselt oder Wertsachen geschützt verstaut. Kommt es zu einer verbalen Bedrohung, sind ein selbstsicheres Auftreten und eine entsprechende Körpersprache wichtig, um einen Konflikt abwehren. "Fängt der Angreifer an, einen anzufassen oder gar zu attackieren, kann man sich mit Krav Maga effektiv verteidigen und ist in der Lage, zu kämpfen. Das Ziel ist nun, so schnell wie möglich aus der Situation zu kommen", erklärt Birkner.
Da eine große Säule des Krav Maga neben der eigenen Verteidigung die Verteidigung von Dritten ist, findet es unter anderem im Personenschutz und bei Polizisten großen Anklang. Aber auch in der Zivilbevölkerung wird die israelische Art der Selbstverteidigung immer bekannter und beliebter. "In den letzten drei Monaten erhielten wir doppelt bis dreifach so viele Anfragen wie davor", berichtet Birkner.
Kostenloses Probetraining
Wer Krav Maga selbst ausprobieren möchte, kann nach Vereinbarung unter Telefon 0173/3865326 oder unter www.learn2fight.de kostenlos ein Probetraining besuchen. Eine weitere Möglichkeit bieten Intro-Seminare, die einen Einblick verschaffen und erste Grundlagen vermitteln. Am Sonntag, 8. November findet solch ein Schnupperseminar für Erwachsene im Zentrum "Aktiv und Vital", Industriestraße 5, in Adelsdorf statt.