Kommentar: Social Freezing muss eine Luxusfrage bleiben
Autor: Sarah Seewald
Erlangen, Donnerstag, 10. November 2016
Frauen können sich in Erlangen Eizellen einfrieren lassen. Die hohen Kosten dafür müssen sie in Deutschland selbst tragen. Deshalb sollte das so bleiben:
Wenn sich jeder Dritte zwischen 18 und 30 Jahren laut einer Forsa-Studie der Zeitschrift "Eltern" vorstellen kann, das Kinderkriegen dank Social Freezing rauszuschieben, kann dies auch bedeuten: Eltern von morgen lechzen immer noch danach, den vermeintlich richtigen und besten Zeitpunkt zum Familiegründen zu erwischen. Ob es den gibt? Je geben wird?
Die "Generation Beziehungsunfähig", so betitelt Autor Michael Nast die Generation der 25- bis 35-Jährigen und somit der potenziellen Eltern dieser Zeit, sind mit sich selbst beschäftigt und mit dem Druck, sich verwirklichen zu müssen. Das Gefühl, einen der biologischsten Prozesse überhaupt beeinflussen zu können, lässt Leistungsträger hoffen. Die Machbarkeit der Medizin demonstriert in diesem Fall aber auch eine Macht gegenüber individuellen Entscheidungen, die möglicherweise folgenreich beziehungsweise kinderlos enden.
Umso wichtiger ist es, dass Social Freezing kein finanzierter Selbstläufer für Frauen wird. Unternehmen, die Frauen dazu ermuntern - regelrecht anstiften - später und somit womöglich gar nicht Mutter zu werden, haben nichts Fortschrittliches an sich. In Zeiten, in denen Schlagworte wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie Unternehmensphilosophien prägen, gleicht es einer Beleidigung gegenüber jeder engagierten weiblichen Fachkraft, sie mit ihrer Familiengründung derart unter Druck zu setzen.
Deshalb muss das Einfrieren der Eizellen ohne medizinischen Grund Geld kosten. Jeder Frau muss mit dem Austricksen der biologischen Uhr klar sein: Den eigenen Kinderwunsch auf Eis legen, kann eine ungeahnte Doppeldeutigkeit mit sich bringen. Social Freezing muss also eine Luxusfrage bleiben, damit durch diese Methode das eine oder andere Baby mehr das Licht der Welt erblickt und nicht weniger Frauen die Herausforderung annehmen, Mutter (und Managerin) zu sein.