Druckartikel: Kleine Patienten warten auf die Köchin

Kleine Patienten warten auf die Köchin


Autor: Mona Lisa Eigenfeld

Gremsdorf, Dienstag, 28. August 2012

Die Gremsdorferin Monika Albert erfreut regelmäßig krebskranke Kinder. Mit ihnen gemeinsam kocht sie auf der Kinderstation der Uniklinik Erlangen.
Das monatliche Kochen auf der Kinderkrebsstation ist sowohl für Monika Albert als auch für die kleinen Patienten ein absoluter Höhepunkt.


Wo andere lieber wegsehen, fängt ihre Arbeit erst an. Seit neun Jahren ist Monika Albert aus Gremsdorf ehrenamtlich auf der onkologischen Kinderstation des Erlanger Universitätsklinikums tätig. Gemeinsam mit einem festen Kochteam beschert sie den krebskranken Kindern dort einmal monatlich einen ganz besonderen Abend.
Die Idee zu einem solchen, ursprünglich auf ein Jahr begrenzten Projekt kam dabei von ihrem Arbeitgeber. Zusammen mit der Leiterin der Elterninitiative krebskranker Kinder führte sie die von der Firma Siemens ins Leben gerufene Aktion dann auf eigene Faust weiter. "Ich wollte etwas für Kinder tun, die Hilfe auch wirklich dringend benötigen", erinnert sich Monika Albert an ihre erste Intention.

Finanzielle Unterstützung erhielt ihr Team von Beginn an durch die Erlanger Elterninitiative.

Obst und Gemüse schneiden


Sehnsüchtig warten die kleinen Patienten seither jeden Monat auf Monika und ihr Kochteam. Sechs bis acht Kinder packen auch regelmäßig tatkräftig in der Stationsküche mit an. Sie dürfen nicht nur Obst und Gemüse schneiden, sondern auch Pizzabrötchen belegen und Früchte mit Schokoladenglasur überziehen.
Beginnen im Sommer die Früchte zu reifen, werden frische Kuchen gebacken. Zu besonderen Anlässen, wie in der Vorweihnachtszeit sowie zu Fasching oder Ostern, stehen zudem extra Back- und Kochtermine sowie das Bemalen von Ostereiern auf dem Plan. Ebenso nicht ausgeschlossen vom Zubereitungsprozess sind die ansonsten von der übrigen Station isolierten Kinder. Kurzerhand bekommen sie ein Schneidbrett ans Krankenbett und dürfen so im Liegen helfen.
Über solch großen Tatendrang ist Monika Albert auch nach jahrelanger Erfahrung noch immer erstaunt: "Egal, wie schlecht es den Kindern gerade geht - das Kochen besitzt oberste Priorität". Doch nicht nur für die Kleinen seien solche Abende ein wahrer Höhepunkt. Auch Eltern, Großeltern und Geschwister legten ihre Besuche auf genau diese Tage, um am großen Tisch des Elternzimmers ein gemeinsames Abendessen mit wechselseitigem Austausch genießen zu können.
Genau wie zu den Patienten selbst, pflegt Monika Albert auch zu deren Angehörigen ein oftmals sehr vertrautes Verhältnis. "Der Kontakt bleibt oft auch nach dem Tod des Kindes bestehen", erzählt Albert. Doch auch für Kinder, welchen die nötige familiäre Unterstützung fehlt, opfert sie bereitwillig einen großen Teil ihrer Freizeit für Besuchsdienste.
So kümmerte sie sich ein halbes Jahr lang täglich nach der Arbeit um einen kleinen Patienten, dessen Eltern ihn in schwerer Krankheit vernachlässigten. Für Monika Albert eine Selbstverständlichkeit. Schließlich wüchsen die Kinder ihr ganz automatisch ans Herz. "Ich liebe die Kinder dort", strahlt sie. Gerade deshalb sehe sie ganz bewusst davon ab, diese "mit Mitleid zu überschütten".
Durchschnittlich ein Jahr verbringen die Kinder auf der Station 2c. Über Beistand von außen seien sie immer ganz froh, so Albert. Ganz offen könnten sie mit ihr jederzeit über ihre Sorgen und Ängste sprechen. Den Grund für ihr Engagement kennt sie auch nach Jahren zwischen Freud und Leid noch genau: "Die Kleinen lieben nichts mehr als Kochen und Backen".
Durch die praktische Erfahrung im Erlanger Klinikum wurde ihr die ehrenamtliche Arbeit im Höchstadter Hospizverein nahe gelegt. Die Ausbildungen zur Hospizhelferin sowie auch zur Kinderhospizhelferin waren dann nur noch reine Formsache. Regelmäßig ist sie seither auch auf der Palliativstation des Höchstadter Krankenhauses sowie im Etzelskirchener BRK Alten- und Pflegeheim im Einsatz.

Verletzende Aussagen


Für ihr Engagement erhält die Gremsdorferin jedoch nicht nur Anerkennung. "Du musst ja Zeit haben", hieße es nur zu oft von unterschiedlichsten Seiten. Für Monika Albert ist eine solche Aussage äußerst verletzend. "Es kommt eben darauf an, wie man seine Prioritäten setzt und ob man seine Zeit lieber ausschließlich für sich oder auch für andere nutzen möchte", ist sie sich sicher. Besonders wichtig sei es daher, wichtiges von eher unwichtigem im Leben zu trennen.
Ihr eigenes Verhältnis zum Leben habe sich durch den fast täglichen Umgang mit dem Tod stark verändert.
"Es ist schlimm zu sehen, wie sehr manche kämpfen und trotzdem verlieren", so Albert nachdenklich. Aus ihrer bisherigen Erfahrung habe sie vor allem gelernt, dass Hospizhelfer innerhalb kürzester Zeit einen engeren Bezug zu Menschen aufbauen könnten als viele Familienmitglieder - "der besonderen Umstände wegen". Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Für Monika Albert ist Nächstenliebe Lebenselixier.
"Irgendwann bekommt man immer zurück, was man einmal gegeben hat", berichtet sie zufrieden.
Spendenkonto Kochteam:
Stadt- und Kreissparkasse Erlangen; Kontonummer: 53 198;
BLZ: 763 500 00.