Klassik am See: explodierte Gasflasche sorgt für Aufregung
Autor: Michael Busch
Dechsendorf, Freitag, 02. August 2013
Zum elften Mal gab es heuer ein Konzert unter freiem Himmel am Dechsendorfer Weiher. Zum ersten Mal gab es einen Feuerwehreinsatz, durch den sich einige Besucher gestört fühlten.
Genussvoll schwelgten die knapp 4000 Besucher des Open-Air-Konzertes am Dechsendorfer Weiher im 2. Akt des ersten Teils von Giuseppe Verdis La Traviata. Ein ruhigerer Teil, andante vorgetragen, der vom Zuhörer gerade bei einem Konzert unter freiem Himmel alle Konzentration fordert. Jedes Geräusch, und sei es das Zirpen einer Grille, scheint in solch einem Moment geradezu störend.
Ausgerechnet in diesem Moment eröffnete sich ein ungeplantes, ein schallendes Forte, eher ein Fortissimo. Doch dieses "sehr laut" lag nicht in den Händen von Ljubka Biagioni, der musikalischen Leiterin des Freiluftereignisses. Es war zunächst ein durchdringendes, nicht wirklich musikalisch hohes Geräusch, dann ein ebenso hoher Dauerton.
Ersteres waren die Piepser der anwesenden Feuerwehrleute, das zweite die Sirene aus Dechsendorf. Zehn Jahre lang lief das Großereignis, das fast die komplette Ostseite des Dechsendorfer Weihers für die Ausrichtung benötigt, ohne Zwischenfälle ab. Doch im elften Jahr trat das ein, was sich niemand wünscht.
Dunkler Rauch schoss auf der gegenüberliegenden Seite des Weihers, aus einer dortigen von Bäumen umgebenen Wohnsiedlung, zum Himmel empor. Bedrohlich, schwarz.
Hilfe durch die Kameraden
Überrascht waren einige Besucher, dass die Feuerwehrkräfte am Weiher trotz der Alarmierung nicht abrückten. "Wir sind hier gebunden - stellen Sie sich vor, hier am Weiher passiert etwas, während wir dort rüber fahren", erklärte eine der Einsatzkräfte. Das heißt aber nicht, dass Dechsendorf in der Zeit Klassik am See ungeschützt ist. Zum einen sind die benachbarten Feuerwehren, wie zum Beispiel Heßdorf, auf den Einsatzplänen versehen, um helfen zu können. Zum anderen sind nicht alle Feuerwehrleute Dechsendorfs bei dem Open Air gebunden.
Diesen ist es einer Besonderheit wegen auch zu verdanken, dass der Brand schnell gelöscht werden konnte. Fünf Feuerwehrmänner waren ins Gerätehaus geeilt, um dort zu erfahren, dass im Sonnentauweg eine Gasflasche explodiert sei und ein Campingbus in Flammen stehe. Da wegen der Aufpasspflicht keine Fahrzeuge mehr in den Hallen standen, beschlossen die Fünf kurzerhand mit ein paar Löschern ausgerüstet mit den privaten Autos zur Einsatzstelle zu fahren.
Dort wurde schon einmal die Erkundung vorgenommen, der Hydrant vorbereitet und der Verkehr umgeleitet. Die dann anfahrenden Kräfte der Ständigen Wache aus Erlangen sowie die Kameraden aus Heßdorf wurden sofort eingewiesen und der Angriff auf die Flammen konnte unmittelbar gestartet werden. Die Aufführung La Traviata rutschte für so manchen Zuschauer in diesem Moment ein wenig in den Hintergrund, immerhin wuchs die Rauchsäule von Minute zu Minute und bei den Dechsendorfern die Sorge, ob zu Hause alles in Ordnung sei.
In der anstehenden Pause waren die Einsatzkräfte dann auch die gesuchten Gesprächspartner, um Auskunft über das Geschehene zu bekommen. Diese beantworteten in aller Ruhe die Fragen und damit wusste nach kurzer Zeit ein Großteil der Zuschauer, dass es eine Gasflasche war, die explodiert war, dass niemand verletzt wurde, und dass das Wohnmobil am nächsten Tag nicht mit den Besitzern in den Urlaub starten könne. Einige wenige störten sich allerdings tatsächlich an der Lautstärke, die einem solchen Einsatz geschuldet ist (siehe auch Kommentar).
Dieses elfte Jahr überraschte die Einsatzkräfte aber auch bei einem weiteren Einsatz, der ebenfalls optisch spektakulär von den Zuschauern aufgefasst wurde. Ebenfalls auf der Gegenseite des Weihers war es zu einem medizinischen Notfall gekommen. Die DLRG transportierte mit Boot und Blaulicht einen Notarzt zur Einsatzstelle, kurze Zeit später suchte der alarmierte Hubschrauber einen Landeplatz.
Kein leichtes Unterfangen, da auf der Gegenseite des Weihers wieder gut 300 Zuhörer waren, die der über das Wasser wabernden Musik ihr Ohr schenkten.Die eingesetzten Kräfte - am Weiher und im Erlanger Ortsteil - waren trotz des jährlich kulturellen Höhepunktes am Weiher, froh, als die Schichten vorbei waren. Rein statistisch dürften die nächsten zehn Jahre wieder ruhiger sein.
Und noch ein Blick hinter die Kulissen