Klappern gehört zum Handwerk
Autor: Roland Meister
Herzogenaurach, Sonntag, 22. Juni 2014
Die Gilde der Handwerker gehört zum Altstadtfest einfach dazu. Sie zeigen Fertigkeiten, die es so meist nicht mehr zu sehen gibt. Und überraschenderweise gibt es auch Jahr für Jahr ein neues "altes" Handwerk.
Seit vielen Jahren prägen neben den Vereinen die Handwerker das Gesicht des Altstadtfestes in Herzogenaurach. Traditionell haben die Handwerker ihre Buden an der Ostseite des Marktplatzes, zwischen dem alten Rathaus und dem Roten Ochsen, aufgestellt.
Die meisten der Handwerker haben bereits hier ihren Stammplatz. Allen voran Scherenschleifer Robert Rübensack, der alles, was schneiden muss, wieder auf Vordermann bringt. Ob Schere, Messer oder andere Schneideflächen, unter den fachmännischen Händen von Rübensack werden alle Schneiden wie neu.
Aussterbendes Handwerk
Auch die Töpferin Hanna Gabler ist bei den Herzogenaurachern zwischenzeitlich bekannt. Weitere Anbieter handwerklicher Kunst waren in diesem Jahr die Näherin Miriam Mudura sowie Anita Groß mit ihren selbst gemachten Marmeladen. Neu im Reigen der Handwerker war die Buchbindermeisterin Glorya Geinzer aus Herzogenaurach. "Gelernt habe ich das Handwerk des Buchbinders in einen kleinen Betrieb in Nürnberg, den es leider nicht mehr gibt", sagt Geinzer. "Es gibt in Bayern nicht mehr viele Betriebe, in denen der Beruf des Buchbinders in Handarbeit noch gelernt werden kann."
Die Industrie mache den kleinen Handwerksbetrieben immer mehr zu schaffen. Nicht zuletzt daher sei die Nachfrage für diesen interessanten Beruf gesunken. Die Handwerkerin Geinzer hat sich auf die Reparatur alter Bücher spezialisiert.
Ein weiteres Spezialgebiet ist die Herstellung von Büchern aus Zeitschriften. Auch Hochzeitsbücher, Speisekarten oder Gästebücher gehören zum Angebot von Geinzer. "Buchbinden hat aber nicht nur damit zu tun, aus vielen einzelnen Blättern ein Buch herzustellen - oder wie der Name sagt zu binden", erklärt sie immer wieder den neugierigen Besuchern. "Die Beschriftung von Büchern gehört dazu."
Besonders gefragt sei diese Fertigkeit bei der Herstellung von Gäste-, Hochzeits- oder andern speziellen Büchern. Die Prägeschrift können nicht viele Menschen perfekt auf die Produkte bringen.
Unikate zum Verkauf
Ihr abwechslungsreiches Handwerk der Buchbindekunst übt Geinzer, wenn sie nicht auf Volksfesten oder Handwerkermärkten unterwegs ist, unter dem Namen "Papillon" in ihrer Werkstatt in den eigenen vier Wänden aus.
Ebenfalls neu und erstmals auf dem Altstadtfest vertreten, war Iris Krauß. Die bot in einem speziellen Design ihren Schmuck feil. "Jedes Stück ist ein Unikat und wird von mir selbst entworfen und dann in Handarbeit gefertigt", erzählt Krauß. Während des Altstadtfestes und einem ordentlichen Zulauf an ihrem Stand, wird sie von ihrem Mann unterstützt.
Ob Dieter Krebs aus Eltersdorf ein Handwerk ist, darüber stritten sich die Geister. Der bot nämlich frischgebackene Spezialitäten aus dem Steinbackofen an. Für den Freundeskreis Herzogenaurach - Saint-Luce-sur-Loire gab es, während des Altstadtfestes, passend zum französischen Wein, frischgebackenen Flammkuchen aus dem Steinofen. Wer dessen Fertigkeit der Herstellung dann aber beobachtete, war sich schnell sicher, dass dieses ein spezielles Handwerk sei - Dieter Krebs damit also in diese Gilde der Handwerker dazugehörte.