Eigentlich hätten die Container auf dem ehemaligen Maria-Ward-Gelände an der Flughafenstraße noch ein paar Jährchen halten sollen. Dann hätten die provisorischen Unterkünfte ihre Pflicht mehr als getan und könnten getrost zum alten Eisen geworfen werden. Jetzt sieht es aber so aus, dass ihre Tage definitiv gezählt sind. Schon im kommenden Jahr soll für das "Vogelhaus" ein richtiger Neubau entstehen.Die Veranlassung, schneller als geplant zu handeln, ergab sich durch mehrere Voraussetzungen. Das erläuterte Bürgermeister German Hacker (SPD) in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstagabend. Vor allem war es die Verlängerung der Bezuschussungsfrist für den Bau von Kinderkrippen, die ihn gereizt hat. Was bis Ende 2014 gebaut ist, erhält noch eine entsprechende Förderung. Das ist ein ganzes Jahr länger als bisher. Für Herzogenaurach bedeutet das, den Neubau der Kindertagesstätte "Vogelhaus" für eine zweigruppige Kinderkrippe jetzt schon auf den Weg zu bringen. Aus vier mach zwei Zurzeit sind in den Containern, die einst für die Franconian International School aufgestellt wurden, vier Gruppen von Kinder untergebracht: zwei für Kindergartenkinder, eine für die Krippenkinder und eine Mischgruppe. Daraus sollen im kommenden Jahr zwei Krippengruppen werden; in einem festen Gebäude. Bis September 2014 soll der Neubau bezogen werden, die Container sollen spätestens im Frühjahr verschwinden. Für die Kinder bedeutet das, ab Jahresbeginn umzuziehen. Eine Krippengruppe wechselt ja in den Martin-Luther-Kindergarten, der zurzeit einen Anbau erhält. Die restlichen drei Gruppen ziehen in den Kindergarten nach Haundorf, der nach Fertigstellung der neuen Tagesstätte auf der Herzo Base dann leer steht. Für die Dauer der Bauarbeiten soll das Gebäude in dem Ortsteil als Ersatzunterkunft für die "Vogelhaus"-Kinder dienen.In der Sitzung am Donnerstag ging es darum, die notwendigen Planungskosten zur Verfügung zu stellen. 120.000 Euro wurden genehmigt, die bisher im Haushalt nicht enthalten waren. Eine halbe Stunde zuvor hatte der Kulturausschuss in nichtöffentlicher Sitzung bereits einen Architekten ausgesucht. Die Kosten des Neubaus dürften bei einer knappen Million Euro liegen, schätzte der Bürgermeister. Zuschüsse könnten in Höhe von mehr als 60 Prozent erwartet werden. Wartet man mit dem Bau bis nach 2014, blieben aber gerade mal zehn Prozent Förderung. Für Bürgermeister Hacker ein zwingender Grund, schnell zu handeln.Natürlich sei ihm bewusst, dass die schnelle Entscheidung für den Träger der Kindertagesstätte respektive für die Eltern Probleme mit sich bringen wird. Es sei nicht für alle Eltern einfach, mal schnell nach Haundorf auszuweichen. Zu Fuß sei das schließlich nicht zu machen, sagte Hacker. Jetzt sei der Träger, die evangelische Kirchengemeinde, gefragt hier eine Lösung zu finden. Bis Ende April wolle man Bescheid bekommen, sagte Hacker.In der Kirchengemeinde selbst ist man derzeit noch am Befragen der Eltern. Das sagte Pfarrer Armin Kübler. Bis Ende des Monats will man da Zahlen haben, welche Eltern denn Probleme mit Haundorf haben werden. Beispielsweise weil sie kein Auto haben und auf Hilfen angewiesen wären. Offenbar waren auch diejenigen Eltern, die ihre Kinder bereits angemeldet haben, von der Schnelle der Neubauentscheidung überrascht worden. Ihnen sollte man Klarheit liefern, meinet Bernhard Schwab (CSU) in der Sitzung. Schließlich müssen sich manche Eltern dann umstellen, wären auf einen Bus oder Fahrgemeinschaften angewiesen. Zusammenführung? Pfarrer Kübler indes plagt noch eine andere Sorge. Man überlege derzeit gerade, ob die "Villa Herzolino" im Maria-Ward-Haus und das Vogelhaus, die ja beide nebeneinander auf dem gleichen Grundstück liegen, zu einer Einrichtung zusammengeführt werden könnten. Die evangelische Kirchengemeinde ist Träger beider Einrichtungen. Das Problem entsteht durch die Zweisprachigkeit in der Villa. Wenn man das Angebot auf vier Gruppen ausweiten wolle, benötige man auch mehr "Native speakers", sagte Kübler. Und diese müssten vermutlich extra angestellt werden, was für die Eltern voraussichtlich aber zusätzliche Kosten mit sich bringen würde. Denn unter den Erzieherinnen solche "Native speakers" zu finden, das sei wie die Nadel im Heuhaufen zu finden, sagte Kübler. Der Zustand der Container hatte übrigens zuletzt zu wünschen übrig gelassen. Ein Raum habe vorübergehend gesperrt werden müssen, weil nach einem Wasserschaden Schimmel aufgetaucht sei, erläuterte Bürgermeister Hacker in der Ausschusssitzung. Das sei behoben worden, aber man sehe das als Schuss vor den Bug an. Umso mehr sollte man die Chance nutzen, die sich durch die Verlängerung der Krippenförderung jetzt ergibt.