Kindergartenkinder erkunden die Uniklinik
Autor: Christian Bauriedel
, Montag, 21. Mai 2012
Eine Gruppe des Kindergartens St. Mauritius in Röttenbach besucht das Klinikum in Erlangen. Neben Blaulicht und Sirene gibt es für die Kleinen allerhand zu entdecken.
Matthias Blanke, leitender Oberarzt an der Unfallchirurgie der Uni-Klinik Erlangen, zeigt den Kindern seinen Beruf. "Wer hat schon mal eine Paprika von innen gesehen?" Matthias Blanke nimmt das leuchtende Endoskop und steckt den Stab in eine gelbe Paprika auf dem Tisch. Sie beginnt zu schimmern und auf dem Monitor erscheint das Kerngehäuse der Frucht. Die Kinder sind begeistert. Gespannt wandern ihre Blicke zwischen Paprika und Bildschirm hin und her. So etwas haben sie bisher noch nicht gekannt.
Blanke ist leitender Oberarzt an der Unfallchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Die 16-köpfige Gruppe des Kindergartens St. Mauritius in Röttenbach ist zu Besuch im Krankenhaus. Wie sieht ein Rettungswagen von innen aus? Was passiert, wenn ich einen Gips bekomme? Und eben: Wie kann ein Arzt ins Innere eines Körpers schauen?
"Eigentlich ist das Arthroskop da, um in ein Gelenk zu schauen. Heute machen wir aber mal ein bisschen Quatsch. Wer will mal seine Nase von innen sehen?", fragt Blanke in die Runde. Unter den Kindergartenkindern ist kein Halten mehr. "Ich, ich, ich." Jeder will an die Reihe kommen. Vorhin waren die Kleinen schon im Gipsraum. Wer wollte, hat auch einen echten Gips angelegt bekommen. Jetzt laufen die Kinder mit ihren blau eingebundenen Armen im Raum umher und erkunden die vielen komischen Dinge, die ihnen die Erwachsenen in den weißen Kitteln zeigen.
Den Körper kennenlernen
Ein Highlight ist das menschliche Skelett. Neugierig, aber mit sichtlichem Respekt betrachten die Kinder das Gerippe. Sebastian Krinner, Assistenzarzt in der Unfallchirurgie, erklärt die einzelnen Knochen. Große Augen allerorts. Im Rettungswagen haben sie natürlich auch Sirene und Blaulicht ausprobieren dürfen. Ein echter Krankenwagen, eine riesige Sensation für die Drei- bis Sechsjährigen.
"Wir führen solche Ausflüge regelmäßig durch. Eigentlich geht es darum, den Kindern verschiedene Berufe zu zeigen. Wir waren schon in der Feuerwehr und beim Friseur. Bald geht's in einen Baumarkt", sagt Brit Grau, eine Kinderpflegerin der Röttenbacher Kindergartengruppe.
Der Besuch im Krankenhaus diene aber auch dazu, den Kindern die Angst zu nehmen. "Wir vom Krankenhaus wollen den Kleinsten unter den Patienten erklären, was wir als Arzt machen. Falls sie selbst einmal ins Krankenhaus müssen, beispielsweise bei einem Bruch, ist natürlich der Stress geringer, wenn sie es schon einmal gesehen haben", erklärt der Oberarzt. Die kleine Kaja kennt das Krankenhaus schon. "Mein Bruder hatte mal etwas am Arm. War aber gar nicht schlimm", sagt die Fünfjährige. Angst habe sie keine gehabt.
Häufig sind die eigenen Kinder der Ärzte der Anlass für solche Aktionen. So ist auch Blankes kleiner Sohn mit beim Paprika-Sezieren dabei. "Ein paar der Kinder haben schon ein bisschen Bammel gehabt. Aber bei der tollen Betreuung durch die Ärzte hier verfliegt das natürlich schnell", meint Ramona Beßler, Erzieherin der Gruppe. Und wer weiß, vielleicht ist ja auch ein kleiner Nachwuchsarzt unter den Kindern, der selbst irgendwann beruflich zum Arthroskop greifen wird. Die Neugier ist auf jeden Fall groß genug.