Kein Platz für Rassismus
Autor: Alexander Abel
, Mittwoch, 18. Juli 2012
Die Realschule Höchstadt darf sich als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" bezeichnen. Diese Ehrung ist jedoch mit einigen Verpflichtungen verbunden.
Sie tragen Weiß. Alle. Hemd oder T-Shirt. Sie wollen sich zeigen, gesehen werden. Jeder soll wissen, wer sie sind. Die Rede ist von jenen Schülern der Realschule Höchstadt, die sich für eine Schule ohne Rassismus einsetzten. Und das mit Erfolg.
Die Realschule darf sich jetzt als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" bezeichnen. Sie ist die 1089. Schule in Deutschland, die diesen Titel trägt. Im Freistaat Bayern ist es die 155., in Mittelfranken die 36. Schule. Um den Status zu erhalten, benötigten die Schüler eine Unterschriftenmehrheit von 70 Prozent. An der Realschule Höchstadt haben über 90 Prozent der rund 1100 Schüler ihre Unterschrift gegeben und auch die Lehrkräfte.
Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Schüler, sich gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Lernanstalt aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen sowie Projekttage zum Thema durchzuführen. Diese sollen im kommenden Schuljahr stattfinden.
Der Kreisjugendring hatte das Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" vor einiger Zeit an der Realschule vorgestellt. Schnell fand es Anklang und eine Arbeitsgemeinschaft bildete sich.
Lukas Arnold ist ein Aktivist dieser Gemeinschaft. "Die ganzen Unterschriften einzuholen, hat vielleicht eine Woche gedauert. Wir haben uns bereits mit anderen Schulen in Herzogenaurach und Eckental vernetzt", sagt der 16-Jährige. Zurzeit bilden 18 Mitglieder die Gruppe an der Realschule Höchstadt. Ihre weiße Kleidung passt zu dem schwarz-weißen Logo. "Damit wollen wir uns zeigen."
In nächster Zeit sollen sich weitere Mitglieder anschließen, um noch intensiver gegen den Rassismus vorzugehen. "Mir wurde erzählt, dass in Herzogenaurach die Schulhof-CD verteilt worden ist. Das muss aufhören", sagt er. Die Schulhof-CD war eine Aktion deutscher Rechtsextremisten. Damit sollten Jugendliche für die rechtsextreme Szene interessiert werden.
Dorfrocker sind Paten
Die Musik-Band "Dorfrocker" aus dem unterfränkischen Kirchaich ist nicht auf der Schulhof-CD zu hören. Sie bleibt bei der Volksmusik und übernimmt die Patenschaft für das Projekt der 8. und 9. Klasse. Auch sie wurde schon mit Rassismus konfrontiert. "Vor drei Wochen hatten wir einen Auftritt an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Kurz vor Beginn kam ein alkoholisierter Sicherheitsmann in unseren Raum und warf uns vor, dass wir scheiß Deutschen den Österreichern die Musikplattformen wegnehmen würden", erinnert sich Dorfrocker Markus Thomann.
An der Realschule Höchstadt gab und gibt es aktuelle Fälle von Rechtsextremismus. "Es kommt immer mal wieder vor. In einer 10. Klasse gibt es vereinzelt Anzeichen. Bei einem anderen Fall wurde aus Provokation ein Hakenkreuz gemalt, ohne dass derjenige wusste, was er mit diesem Symbol bewirkt", sagt Lehrerin Christine Hauenstein, die die Arbeitsgemeinschaft begleitet. Und die Realschüler nehmen ihre Aufgaben sehr ernst: "Die Schüler sollen sehen, dass es Menschen gibt, die sich für eine Schule ohne Rassismus einsetzen. Wenn jemand gemobbt wird, sieht er durch unsere Präsenz, dass es besser werden kann", sagt AG-Mitglied Oliver Rothmeyer.
"Es ist wichtig, dass wir eine Gruppe sind. Alleine ist es schwer, etwas zu bewegen. Die Gruppe macht es leichter und es können mehr Leute erreicht werden", ergänzt Simon Reuss, ebenfalls Aktivist.
Nach der Auszeichnung durch den Regionaldirektor für Mittelfranken, Bertram Höfer, folgte die Aufführung des Theaterstückes "Elly und Ingo" vom "Ue-Theater Regensburg" zum Thema Rechtsextremismus. Dargestellt wurde die Rolle des Ingo, der einen Neonazi verkörperte, und der Elly Maldaque, die als das erste Naziopfer Regensburgs gilt.
Die Realschule Höchstadt wird Menschen wie Ingo keinen Platz geben. Und Rassismus schon gar nicht.