Kein Nachfolger: Elektronik-Laden schließt
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 12. Februar 2016
Brigitte Schlederer schließt ihr Fachgeschäft in Höchstadt. Einen Nachfolger hat sie nicht gefunden. Die Internet-Konkurrenz schreckt ab.
"Freundlichkeit ist ein Bumerang. Sie kommt zurück." Diesen Spruch hat Brigitte Schlederer auf der Theke ihres Geschäftes in der Höchstadter Hauptstraße stehen und auch immer danach gehandelt. Über 2000 Stammkunden konnte sie so im Laufe der Jahre für ihren Fernseh- und Elektronikladen gewinnen. Doch Ende Februar ist Schluss. Brigitte Schlederer wird ihr Geschäft aufgeben.
Die Unternehmerin ist inzwischen 65 Jahre alt. Einen Nachfolger hat sie trotz verschiedener Bemühungen nicht gefunden. Froh ist Schlederer wenigstens, dass der Service-Bereich ihres Geschäftes samt Techniker von der Firma "Em & Em" in Höchstadt übernommen wird.
"Die Entscheidung hat mir viele schlaflose Nächte bereitet. Leid tut es mir besonders um die vielen Stammkunden", verrät sie dem Fränkischen Tag. "Der Service geht weiter, nur der Laden macht zu." Sie habe versucht, für ihre Kunden immer das Beste zu tun.
Eigentlich hatte sie eine Nachfolgeregelung schon in Aussicht, doch das habe sich dann wieder zerschlagen. Offensichtlich ist es möglichen Interessenten doch zu riskant, in eine Branche einzusteigen, in der die Konkurrenz aus verschiedenen Richtungen immer größer wird.
Genügend Umsatz
Über mangelnden Umsatz möchte sie sich nicht beklagen. Dafür habe sie aber auch einen Einsatz jenseits der 40-Stunden-Woche bringen müssen. Schlederer: "Ich will nicht jammern, es hat auch immer Spaß gemacht."Die Hauptkonkurrenz in ihrer Branche sieht sie eindeutig im Internet. "Das ist für alle Fachhändler tödlich", sagt die Geschäftsfrau. Die großen Elektromärkte würden dagegen auch nur mit Wasser kochen. Kleinere Fachhändler könnten allerdings mit persönlichem Service punkten. Trotzdem fürchtet Brigitte Schlederer, dass kleine Geschäfte auf Dauer aussterben.
Die Leute kommen ins Fachgeschäft und wollen hier Fernseher, Handys oder andere Elektrogeräte zu den Billigstpreisen kaufen, die sie im Netz ausfindig gemacht haben. Überhaupt gibt es immer dreistere Menschen. Schlederer berichtet von einer Dame aus Ansbach, die bei Amazon ein Handy bestellt hatte und sich dessen Gebrauch im Laden in Höchstadt erklären lassen wollte.
Darüber hinaus erlebt sie immer wieder auch Schulen und Vereine, die für irgendwelche Aktionen die Fachhändlerin um Spenden angehen, hier aber noch nie etwas gekauft haben. Schlederer würde sich eher ein Geben und Nehmen wünschen, wie es beispielsweise bei den Höchstadter Kindergärten der Fall ist. "Die kaufen sehr viel."
Schlederer ist klar, dass sie den Handel im Internet nicht aufhalten kann. Aber in Nischen-Bereichen und mit gutem Service sieht sie schon noch Chancen für den Fachhandel.
Wenn jemand kommt und ihr Geschäft übernehmen möchte, könne er das sofort tun. Falls nicht, geht der Ausverkauf bis Ende Februar weiter. "Alles muss raus, auch die Regale", sagt die Geschäftsfrau wehmütig. Angst vor Langeweile im Ruhestand hat sie nicht. Sie will sich dann "sozial einbringen", ihren Englischkurs wieder aufnehmen und sich mehr um die Familie kümmern.