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Karpfensaison: Das Abfischen beginnt


Autor: Mathias Erlwein

Hallerndorf, Donnerstag, 01. Sept. 2016

In den Gewässern im Aischgrund schwimmen so viele Karpfen, dass die Umgebung als Karpfenregion betitelt werden kann. Heuer soll es viel Fisch geben.
Das Abfischen hat am größten Karpfenweiher begonnen.  Fotos: Mathias Erlwein


Die Karpfensaison ist eröffnet: rechtzeitig zum ersten Monat mit einem "r" nach dem Ende der vergangenen Saison im März. Ministerialdirigent Friedrich Mayer eröffnete am Willersdorfer Erleinsee die bayerische Karpfensaison. Er war in Vertretung des Landwirtschaftsministers Helmut Brunner gekommen.

Viel Politikprominenz, darunter Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn (CSU), Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU), die Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW), Landrat Hermann Ulm (CSU) und der Bürgermeister der Gemeinde Hallerndorf, Torsten Gunselmann (FW), waren gekommen, um die ersten Fänge zu begutachten.

Natürlich war auch die Karpfenkönigin Katrin Uano aus Neustadt vor Ort. "Es wird ein gutes Karpfenjahr, die Qualität ist hervorragend", darin waren sich die Vertreter der Verbände, Behörden und Praktiker einig.

Eingeladen zum Abfischen hatte das Bayerische Landwirtschaftsministerium und die Teichgenossenschaft Oberfranken. Zum Verköstigen ging es im Nachgang in die Brauereigastwirtschaft Rittmayer in Willersdorf. Dort wurde über die Situation der Karpfenerzeugung in Bayern gesprochen.

Die bayerischen Teichwirte können in diesem Jahr eine Gesamtertragsmenge erwarten, die leicht über den Durchschnitt von etwa 6000 Tonnen liegt, prognostizierte Ministerialdirigent Mayer. Und das wiederrum seien weit mehr als 50 Prozent der erzeugten Speisekarpfen in Deutschland.
Allein im Teichgebiet Aischgrund wachsen um die 1500 bis 2000 Tonnen verzehrfertiger Karpfen heran. "Bei uns wird traditionsreich Karpfenzucht betrieben, darauf können wir stolz sein", so Bezirkstagspräsident Günther Denzler.


Wettstreit der Landräte

Für Landrat Ulm fängt mit der Karpfensaison auch wieder das Wetteifern mit seinem Landratskollegen aus Erlangen-Höchstadt, Alexander Tritthart, an. Der listet alle seine gegessenen Karpfen auf. "Mal sehen, wer dieses Mal vorne ist. Mit meinem Vorgänger hatte er leichtes Spiel", scherzte Ulm bei seiner Kampfansage.
Für den lokalen Bürgermeister Gunselmann sind die Karpfenteiche der hiesigen Teichwirte ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Er bemängelte die fehlende Anerkennung der Rolle der traditionellen Teichwirtschaft für die ökologische Bedeutung des Umfeldes und erhielt dafür spontanen Applaus aus der Expertenrunde. Die Eröffnung der Karpfensaison in der Gemeinde Hallerndorf abzuhalten, kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist der Aischgrund die berühmteste Karpfenregion in Deutschland. Mit 7,6 Hektar ist der Teich von Georg Kaiser der größte Karpfenweiher, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. 1998 wurde er erstmals befüllt. Er hat ein Fassungsvermögen von etwa 80 000 Kubikmeter Wasser. Rund acht Tonnen Karpfen zogen die vielen Helfer aus dem Weiher.

Schon einen Tag vor dem Medienereignis gab es ein "Entlastungsfischen". Die Temperaturen und der fehlende Wassereinlauf hatten dies zur Sicherheit notwendig gemacht. Unterstützt haben den Teichwirt dabei auch die örtlichen Feuerwehren, die mit ihren Pumpen Frischwasser nachfüllten.

Beim Abfischen achtet Georg Kaiser penibel darauf, dass keine Raubfische durch die Gräben in den nahe gelegenen Fluss gelangen. Denn dort könnten sie massive Schäden anrichten. Massen an kleinen Welsen tummelten sich die vergangenen Tage in seinem engmaschigen Netz. "Eine Spezialanfertigung aus Tschechien. Bei uns gibt es keinen richtigen Markt für gute Netze", erklärt er.

Der Teichbesatz und die natürlichen Fütterungsmethoden haben sich seit 500 Jahren nicht geändert - die Art des Abfischens indes schon: Mit digitalen Fettmessgeräten ausgestattet, die die Daten direkt an den Laptop übermitteln, und einem Bagger zum Heraushieven der Netze werden die Fischer unterstützt. Trotzdem kann bei der Arbeit noch immer von Handarbeit gesprochen werden - von mühsamer noch dazu.
Mit Blick auf das fangfrische Ergebnis war Georg Kaiser erleichtert: "Eine einwandfreie Oberfläche, die Kiemen schön durchblutet und kerngesund." Der Karpfen, den das Landwirtschaftsministerium als "reines Naturprodukt" bezeichnet, liegt bei einem Fettgehalt von fünf bis acht Gramm auf dem Niveau von mageren Fleischsorten.
Ein weiterer Trumpf des Karpfens sei die absolute Frische. Regional hergestellt wird er nicht tiefgefroren und um die halbe Welt gekarrt. Er landet auf den Tellern der Gastronomen in der Region. Was diese daraus zaubern, davon konnte man sich in der Brauereigaststätte überzeugen.