Kandidatendiskussion bei den Barmherzigen Brüdern: Was sagen Sie zu ...?
Autor: Redaktion
Gremsdorf, Mittwoch, 30. August 2017
Bundestagskandidaten standen in Gremsdorf bei den Barmherzigen Brüdern zu den Fragen der Wähler Rede und Antwort.
Am 24. September dieses Jahres wird ein neuer Bundestag gewählt, und was wäre da interessanter, als mit Politikern von Angesicht zu Angesicht zu reden, sie kritisch zu hinterfragen und ihre Wahlprogramme auf Herz und Nieren zu prüfen? Genau das dachte sich auch die Einrichtung der Barmherzigen Brüder Gremsdorf, als sie zu einer Wahlveranstaltung im Forum mit dem Slogan "Politiker stehen Rede und Antwort" einlud.
Insbesondere wurden dabei die Bewohner und Werkstattbeschäftigten, die Menschen mit Unterstützungsbedarf, angesprochen. Der Altbürgermeister und Freund des Hauses, Waldemar Kleetz, unterstützte diese Idee sehr und half bei der Organisation.
Der Einladung zu dieser Wahlveranstaltung sind etwa 100 Menschen gefolgt, was etwa ein Drittel der Bewohneranzahl der Barmherzigen Brüder Gremsdorf ausmacht. Auch Kooperationspartner wie die Laufer Mühle kamen.
Die Kandidaten der vier im Bundestag vertretenen Parteien, die Moderator Johannes Salomon, Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder Gremsdorf, begrüßte, stellten sich und ihr Wahlprogramm kurz vor. Auf dem Podium vertreten waren Martina Stamm-Fibich (SPD), Stefan Müller (CSU), Helmut Wening (Bündnis 90/Die Grünen) und Anton Salzbrunn (Die Linke).
In einer Kernaussage konnten alle vier Parteien Einigkeit finden. "Wir stehen für soziale Gerechtigkeit." Martina Stamm-Fibich ergänzte dabei noch, dass es für sie wichtig sei, sich um Menschen zu kümmern, die noch nicht am Wohlstand partizipieren können.
Stefan Müller betonte, dass es immer zwei Seiten einer Medaille geben müsse. Die CSU stehe für soziale Absicherung auf der einen Seite und Wirtschaftlichkeit auf der anderen Seite.
Für sie alle sei es wichtig, so Anton Salzbrunn, dass alle Menschen die Parteiprogramme verstehen und nachvollziehen können. Aus diesem Grund war die "Leichte Sprache" ein wichtiger Aspekt und wurde zur Übersetzung der Wahlprogramme in Schriftform herangezogen.
Gut vorbereitete Zuhörer
Das Publikum, das war spürbar, hatte sich bereits im Vorfeld dieser Wahlveranstaltung mit kritischen und tiefgründigen Fragen auseinandergesetzt, gepaart mit der Hoffnung auf konkrete Antworten.Ein für die Werkstattbeschäftigten existenzielles Thema war die Bezahlung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Es wurde beklagt, dass die Lohnunterschiede zwischen Werkstätten für Menschen mit Behinderung und denen auf dem ersten Arbeitsmarkt gravierend sind. Obwohl beide qualitativ hochwertige Arbeit abliefern. "Wo ist da die Gerechtigkeit?", lautete ein vielfach vorgebrachter Vorwurf.
Von SPD-Seite werde bestätigt, dass das ein wichtiges Thema sei und in der nächsten Legislaturperiode "angepackt" werde, sagte Stamm-Fibich.
Durch die Schaffung des Bundes-Teilhabegesetzes sei bereits eine Verbesserung erzielt worden. Zum einen durch künftig mehr Möglichkeiten bei der Auswahl des Arbeitsplatzes, zum anderen durch das Budget für Arbeit, das die Möglichkeit zum Mehrverdienst bieten solle, betonte Müller. Auch dass Menschen mit Behinderung mehr Vermögen ansparen können, seien erste Schritte dafür.
Helmut Wening machte durch seinen Vergleich verschiedener Stundensätze für gleiche Arbeit deutlich, dass jeder Mensch das Recht hat, für seine Leistung entsprechend bezahlt zu werden. Die Werkstattbeschäftigten müssten spüren, dass sie einen Arbeitslohn erhalten und nicht nur ein Taschengeld.
Es müsse einfach mehr Lohn für Werkstattbeschäftigte geben - da waren sich alle einig. Doch wie, ob und in welchem Ausmaß dieser Forderung tatsächlich nachgekommen werden kann, blieb unbeantwortet. Auch wenn das Hauptziel aller "soziale Gerechtigkeit" sei, scheint es, dass noch viele Hürden überwunden werden müssen.
Taten statt Worte gefordert
"Wir wollen ernst genommen, nicht vertröstet werden. Wir wollen Taten sehen", lautet eine klare Forderung aus dem Publikum. Weitere Themen, wie Fachkräftemangel, Wohnraummangel, Rentenreform und die damit verbundene fragliche Absicherung im Alter wurden rege miteinander diskutiert. Großen Applaus kassierte Martina Stamm-Fibich, als sie auf die Frage nach einem verkehrsberuhigten Bereich rund um die Einrichtung der Barmherzigen Brüder antwortete, dass wohl schon der Finanzierung der Ortsumgehung Gremsdorf stattgegeben worden sei.Die Diskussionsrunde dauerte etwa 80 Minuten. Dass Rede- und Austauschbedarf bei den hier lebenden Menschen, aber auch bei den betreuenden Mitarbeitern vorhanden ist, nahmen die Politiker wahr. So bot unter anderem Stefan Müller an, zu Gesprächskreisen in Wohn- und Arbeitsgruppen zu kommen. red