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JU Erlangen-Höchstadt: Mehr als Trittharts "Schlümpfe"


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 20. Februar 2020

Erstmals stellt die Junge Union eine eigene Kreistagsliste. Was fordern die jungen CSU-Mitglieder? Warum treten sie überhaupt als eigenständige Gruppe an?
JU-Vertreter im Wahlkampf (v.l.): Konrad Körner (27), Maximilian Stopfer (22), Dominik Geyer (25) und Johannes Lorz (24).  Foto: Christian Bauriedel


Der Einstieg für den Reporter beim Pressegespräch auf Einladung der Jungen Union (JU) sind nicht die Radwege, nicht der Kreishaushalt. Es sind die Jacken. Denn die fünf jungen Herren kommen unicolor in blauen Funktionsoberteilen mit JU-Aufdruck.

"Schlumpfblau", sagt Maximilian Stopfer lachend. Der 22-jährige Herzogenauracher ist JU-Kreisvorsitzender und steht auf Platz 1 der JU-Liste für den Kreistag. Schnell wird bei der Vorstellung ihres Programms allerdings deutlich: Sie wollen mehr sein als Trittharts "Schlümpfe".

Selbstbewusst können Stopfer und seine Mitstreiter Konrad Körner (Herzogenaurach), Johannes Lorz und Dominik Geyer (beide Höchstadt) erklären, warum es eine eigene JU-Liste brauche.

Zu viele für die CSU-Liste

Die JU in Erlangen-Höchstadt sei in den vergangenen Jahren massiv gewachsen. Neue Ortsverbände wurden gegründet. Die Mitgliederzahl sei in drei Jahren von rund 150 auf 185 gewachsen. Für eine Organisation der Jugend, von der es ja immer heißt, diese interessiere sich nicht allzu sehr für Politik, sei das beachtlich. Man ist stolz, dass sich für die Liste 60 junge Leute zusammengetan haben.

Zu viele für die CSU-Liste, wie sich bei ersten Gesprächen im Kreisverband herausgestellt hatte. Hier gilt offenbar, was auch für andere Parteien gilt: Der Beton aus altgedienten Funktionären auf den Listen ist oft sehr hart. "Unsere junge Generation ist - auch wegen Fridays for future - sehr politisiert. Die jungen Leute heute wollen aber nicht mehr die klassische Ochsentour machen, sondern aktiv mitgestalten", sagt Stopfer. Im momentanen Kreistag sei niemand im Alter unter 35. Sie seien angetreten, das zu ändern. Hilfreich ist hier eine Änderung des bayerischen Wahlrechts, die der JU erstmals eine eigene Liste gestattet.

Keine Kritik am Landrat

Mit Fundamentalkritik an den vergangenen sechs Jahren zumindest dürfte es für sie ja schwierig sein. Denn der amtierende Landrat Alexander Tritthart ist bekanntermaßen bei ihrer Partei, der CSU. Doch darum gehe es nicht, erläutert Stopfer. Man unterstütze Tritthart und dieser auch die JU. Es gebe nur manche Themen, die die JU voranbringen will, die aus ihrer Sicht mehr Aufmerksamkeit bedürfen. Zwölf Punkte umfasst das JU-Programm in ERH. Großthemen wie ein schuldenfreier Hauhalt 2030 oder ein Gründerzentrum im Landkreis stehen genauso darauf wie eine orangene Tonne statt des gelben Sacks, ein "digitales Amtsblatt" im Internet oder ein Netz aus E-Bike-Ladestationen.

Rufbusse auch nachts

Wichtig sei der JU die Mobilität zwischen Stadt und Land. Sie fordern ein flexibles Rufbus-System, bei dem man nach Bedarf per App oder Telefonanruf einen Bus ordern kann, auch nachts (Stichwort Discobesuche in Erlangen).

Bald soll es im Verkehrsverbund VGN das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis geben. Die JU fordert, dieses auch für Studenten, Ehrenamtskarten-Besitzer und Senioren einzuführen. Es sei klar, so Körner, dass das ein Landkreis nicht alleine entschieden kann. Deshalb strebe die JU eine Reform des VGN an. Die einstimmig beschließende Vollversammlung sei nicht zukunftsfähig. Es brauche neue Strukturen für eine schnellere Mobilitätswende.

Klingt ganz schön grün. Dass man sich hier und da mit Inhalten der Grünen decke, gibt Körner zu. Ähnlich: Die JU fordert, der Kreis müsse "Klimavorbild" werden. Die Liegenschaften des Landkreises sollten klimaneutral werden, etwa durch Dachbegrünung auf dem Landratsamt.

"Hummel-freundliches" Amt

Hier taucht der Begriff "Hummel-freundlich" im JU-Programm auf. Man müsse alle Arten ansprechen, nicht nur das Wappentier des Volksbegehrens "Rettet die Bienen".

Für Vereine hat die JU zwei Vorschläge: die Abschaffung der Kontoführungsgebühren von Vereinskonten bei der Sparkasse, was gerade kleine Vereine beträfe, sowie die Einführung einer "Kerwacard". Vereine hätten bei der Ausrichtung von Festen oft das Problem mit Bargeld (Hygiene) und dem Kassensystem (Aufwand).

"Kerwacard" für Vereine

Ähnlich wie bei ausleihbarem Geschirr, das der Landkreis anbietet, solle ein Kassensystem angeschafft werden, das sich Vereine leihen könnten. Der Festgast lädt sich Geld auf eine Karte, womit er Bier und Bratwürste am Stand bezahlen kann.

Das klingt volksnah. Doch ob das Volk der JU auch ihre Stimmen gibt? "Wir würden uns freuen, wenn wir überhaupt drin wären", sagt Stopfer. Körner ist optimistisch: "Wir wollen eine eigene Fraktion bilden." Und das geht, wenn man zwei Vertreter im Kreistag hat.

Einen Erfolg hatte die JU bereits bei ihrer Beschwerde bezüglich der Wahlzettel. Der Kreiswahlausschuss habe nun zugelassen, dass neben "Student" und "Auszubildender" auch die Fachrichtung stehen wird.