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Jazz von Weltniveau in Höchstadt


Autor: Rudolf Görtler

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 08. März 2015

Florian Höfner zeigte mit seiner Gruppe im Höchstadter Schlossgewölbe, dass Jazz heute Kunstmusik ist. Die Florian Hoefner Group hat sich in New York gefunden und besteht aus einem Australier, einem Österreicher, einem Texaner - und einem Franken, dem Höchstadter Florian Höfner.
Florian Höfner in voller Konzentration an seinem Instrument, dem Piano Fotos: Rudolf Görtler


Die von Ariane Ranger und dem Schlossverein Hohestete für die Reihe jazz!3 eingeladenen Combos sind immer gut. Doch das Quartett, das am Samstagabend im Gewölbe auftrat, war nicht nur gut, sondern exzellent, etwas ganz Besonderes, auch international eine große Nummer, was die Ankündigung mit sympathischem Understatement nicht gerade herausgestellt hatte.

In Höchstadt gelernt

Umso erfreulicher, dass der kompositorische Kopf und Bandleader der Florian Hoefner Group (der Umlaut wurde der Weltläufigkeit halber anglisiert) in Höchstadt aufgewachsen ist. Acht Jahre lang war der Gymnasiast unter der musikalischen Obhut von Ariane Ranger, wie sie in der Pause verriet, und hat sie mittlerweile, größte Erfüllung für jeden Pädagogen, weit überflügelt - was sie neidlos registrierte. An der Musikschule der Stadt Höchstadt lernte er bei Reinhard Gußner Klavier und Trompete. Auch in der Big Band der Musikschule spielte er längere Zeit.

Nach dem Studium an der Musikhochschule gewann Höfner mit der Gruppe Subtone Profierfahrung, tourte, wirkte an CDs mit und wagte im Jahr 2008 den Sprung über den Atlantik in die immer noch Welthauptstadt des Jazz, New York. Wer sich da als Künstler durchsetzt, der muss ein Kerl sein! Wobei das bescheidene, zurückhaltende Wesen Höfners, das er auch beim Konzert im Schlossgewölbe an den Tag legte, dafür spricht, dass er einzig durch Können überzeugt. Was z. B. auch durch den zweimaligen Gewinn des "Young Jazz Composers Award" gewürdigt worden ist.

Internationale Besetzung

Können zeigten er und seine Bandkollegen an diesem Abend in Überfülle. In New York hat sie sich gefunden, die internationale Besetzung: neben dem Franken der Salzburger Peter Kornreif am Schlagzeug, am Kontrabass der Australier Sam Anning, und als zweites Soloinstrument bedient der Texaner Matt Marantz das Tenorsaxophon. Es war ein avancierter, kammermusikalischer Jazz, den das traumwandlerisch sicher aufeinander eingespielte Quartett, das bereits in um die 50 Konzerten zusammen aufgetreten ist, bot. Am Anfang ein wenig akademisch wirkend, aber dann explodierten die Musiker förmlich. Der Bandleader räumte seinen Kollegen auch reichlich Platz zur Entfaltung ein: Längst haben sich ja Bass und Drums von der dienenden Funktion emanzipiert. Mit jugendlichem Ungestüm und sichtlicher Spielfreude traktierte Kornreif sein Schlagwerk, und den Dialogen zwischen Piano und Annings Bass hätte man stundenlang zuhören können.

Matt Marantz ist ein gewiefter Saxophonist, der alle Modulationen seines Instruments beherrscht und besonders den sensibel behauchten Kammerton liebt - aber auch, wie in den Stücken "Falling Up" und "Elements", krachige Soli bläst. Inspiriert von den Kompositionen Höfners, der aber auch mal "Eleanor Rigby" von den Beatles bearbeitet oder den Folksong "Black Is The Color" mit Einflüssen des italienischen Komponisten Luciano Berio. Schön auch "Chick's Jig", bei dem sich Jazzharmonien über einen verzwickten Tanzrhythmus legen. Ein Könner eben, dieser Höfner, der auch solo am Klavier zu begeistern weiß wie in "Stoney Lake", das ein bisschen an die harte Spielweise des Es-björn Svensson erinnert. Zum Komponieren hat sich der Bandleader in die Ruhe Neufundlands zurückgezogen, verriet er. Ob von Neufundland oder New York aus: Dieser junge Musiker wird seinen Weg machen. Und hoffentlich noch häufig in seiner Heimatstadt vorbeischauen.