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Jazz im Höchstadter Gewölbe - ein Bombenerfolg


Autor: Rudolf Görtler

Höchstadt a. d. Aisch, Samstag, 31. Januar 2015

Das Peter-Thoma-Quartett eröffnete am Freitag die diesjährige jazz!3-Reihe im Höchstadter Schloss. Die jungen Musiker spielten vor einem bemerkenswert großen Publikum.
Saxophonist Peter Thoma mit seiner Band - ein Konzert in der Reihe jazz!3 Fotos: Rudolf Görtler


Es ist ganz erstaunlich, welche handwerkliche Fähigkeiten für jüngere Musiker mittlerweile zum Standard geworden sind. Das gilt für die klassische Musik, aber auch für den Jazz, der sich in seiner gut 100-jährigen Geschichte von Schmuddel- und Spelunkengeklimper zu einer eigenen Kunstform emanzipiert hat.


Geburt an der Hochschule

Einer Kunstform, die sich längst an den Akademien etablierte. Und so ward das Peter-Thoma-Quartett auch an der Würzburger Musikhochschule geboren, wo die vier Musiker studierten. Dort formierte Saxophonist Peter Thoma vor sechs Jahren sein Quartett mit Rhythmusgruppe und, nicht allzu oft zu hören und zu sehen, der E-Gitarre als zweitem Soloinstrument. Europaweit waren die Vier, alle so um die 30 Jahre alt, bereits unterwegs, und am Freitagabend spielten sie im Gewölbekeller auf.


Wurzeln in der Region

Nicht zufällig, denn für Bandleader Peter Thoma war es in gewissem Sinne ein Heimspiel. Aufgewachsen in Uehlfeld, erhielt er am Höchstadter Gymnasium Musikunterricht. Auf tritt die rührige Ariane Dammann-Ranger, die ihren einstigen Schüler nun zu einem Konzert in der von ihr organisierten Reihe jazz!3 verpflichtete. Das 13. der mittlerweilen etablierten Serie war es schon, und bass erstaunt registrierte man, wie viele Zuhörer diese alles andere als mainstreamige Musik in einem Städtchen dieser Größe mobilisieren kann. Da können die Betreiber z. B. des Bamberger Jazzclubs vor Neid erblassen!

Das Peter-Thoma-Quartett rechtfertigte den überraschend großen Zuspruch jedoch auch. Fast ausschließlich Kompositionen des Leaders und von Schlagzeuger Maximilian Ludwig waren zu hören, und nach etwas Anfangsnervosität geriet der Auftritt noch schön rund. Die Musiker sind zwar jung, aber keine jungen Wilden, so wie der Jazz ja längst das zunächst Anrüchige, dann das Revolutionäre verloren hat. Im Großen und Ganzen dem Hardbop verpflichtet fühlt sich Thomas Quartett, der natürlich den Übervater aller Jazz-Saxophonisten, John Coltrane, zu seinen Einflüssen zählt, aber auch Dexter Gordon oder einen Zeitgenossen wie Joshua Redman. Das heißt, wie in der klassischen Periode Mitte bis Ende der 1950er wurde meist ein Thema angetippt und darüber dann abwechselnd improvisiert.


Emanzipation der Begleiter

Alle vier dürfen solistisch glänzen, denn Drummer und Bassisten sind mittlerweilen so gut, dass sie sich aus der puren Begleitrolle gelöst haben. So kann Friedrich Betz tief über seinen Kontrabass gebeugt und hoch konzentriert die Saiten springen lassen, bei Soli sich selbt mit leisem Scat-Gesang begleitend, oder unterstützt von Schlagzeuger Ludwig mit dezenter Percussion. Der nützt alle Möglichkeiten seiner Batterie aus, eher tiefstapelnd, so wie das ganze Quartett sehr sophisticated spielt.

Thoma beherrscht die Dramaturgie eines längeren Solos, bläst mal elegisch, mal in Achtelkürze, wie es die Bebop-Meister vorgemacht haben. Mit der leicht verhallten E-Gitarre hält sich Florian Hofmann im Hintergrund. Man ist brachiale Rock-Effekte so gewöhnt, dass der subtile Einsatz musikalischer Mittel wie Cluster, von zurückhaltender Eleganz auf dem Griffbrett wohl tut.

Allerdings hätte man sich stellenweise doch etwas mehr Verve gewünscht. Impressionistische Miniaturen wie in "Wellenlänge", Slow Jazz mit diversen perkussiven Klangerzeugern - das ist eher etwas fürs Wohnzimmer daheim. Richtig losgelegt haben die Vier beim besten Titel des Abends, "This Thing". Nach einem schönen Charles-Mingus-Intro rollt der Bass richtig rund, und die Musiker befeuern sich gegenseitig. So soll es sein, und so war es auch im vor der Zugabe letzten Stück, als über einem sonoren Viervierteltakt die Gitarre energisch loslegte. Denn musikalische Scheuklappen kennt das Quartett nicht, das sich mit einem Gershwin-Klassiker verabschiedete. Offenbar angetan vom gerappelt vollen Gewölbekeller und einem Publikum, das höflichen Applaus spendete. - Am 7. März geht's mit der Florian-Höfner-Group weiter.