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Interview: Albert Prickarz verlässt Krankenhaus Höchstadt schweren Herzens


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 13. Februar 2020

Albert Prickarz stand sechs Jahre als kaufmännischer Leiter an der Spitze des Kreiskrankenhauses. Nun verlässt er das Haus. Es sei kein einfacher Abschied.
Als Leiter eines kleinen Krankenhauses müsse man Allrounder sein, sagt Albert Prickarz. Er verlässt das Krankenhaus Höchstadt schweren Herzens.  Foto: Christian Bauriedel


Herr Prickarz, warum kehren Sie dem Kreiskrankenhaus St. Anna den Rücken?

Ich werde das Haus Ende März verlassen. Und das tue ich im Grunde mit zwei weinenden Augen. St. Anna ist mir, seit ich 2014 nach Höchstadt gekommen bin, sehr ans Herz gewachsen. Nun muss ich mich leider um einen Krankheitsfall in unserer Familie kümmern. Mein Gehen hat rein private Gründe. Ich habe mich hier immer wohlgefühlt und die Zusammenarbeit mit allen Kollegen war wirklich gut.

Was war ihr erster Eindruck von St. Anna, als Sie vor sechs Jahren kaufmännischer Leiter wurden?

In einem kleinen Kreiskrankenhaus ist es natürlich etwas ganz Anderes als in einem großen Haus. Das meine ich im positiven Sinn. Man ist näher dran an den Leuten. Ich kenne hier jeden einzelnen Mitarbeiter mit Vor- und Nachnamen sowie den Lebensgeschichten. Bald werde ich in einem Krankenhaus mit fast 800 Betten tätig sein. Da wird es natürlich nicht mehr so sein wie in St. Anna mit seinen 80 Betten.

Was meinen Sie mit der Nähe zu den Leuten?

Ein Arbeitstag in einem kleineren Krankenhaus wie in Höchstadt sieht nicht immer gleich aus und beinhaltet ganz verschiedene Dinge. Es kann beispielsweise vorkommen, dass ich mich vormittags mit dem Chefarzt treffe, danach mit dem Hausmeister das Problem eines klemmenden Fensters kläre, dann mit der Küchenleitung spreche, um daraufhin in eine Besprechung mit der Pflegedienstleitung zu gehen. Auf der Ebene des Trägers, also des Landkreises, war ich Hauptansprechpartner für Krankenhausthemen. Die Tür des kaufmännischen Leiters in einem kleinen Haus ist für jeden offen. Das muss so sein und ist auch der große Reiz dieser Arbeit.

Wie steht St. Anna da?

Ich möchte nicht zu viel Selbstbeweihräucherung betreiben, aber ich glaube, es steht besser da als damals, als ich gekommen bin. Dass das Kreiskrankenhaus ein verbessertes Image hat, zeigen alleine schon die Bewerbungen auf meine frei werdende Stelle. Es hat zum einen sehr viele Bewerber gegeben und davon vor allem auch qualitativ sehr gute. Mein Nachfolger Thomas Menter ist genau der Richtige.

Sie übergeben ihm also ein bestens bestelltes Haus?

Ein Krankenhaus ist nie so aufgestellt, dass man sich keine Gedanken machen muss. Aber die Investitionen in Sanierung und Ausbau haben die Attraktivität ordentlich gesteigert. Wir können damit die 80 Betten besser auslasten. Es ist vor allem wichtig, dass wir nicht noch kleiner werden. Ansonsten würde es schwierig, die Kosten zu decken. Natürlich hat St. Anna die Probleme, die jedes kleine Krankenhaus hat. Die Medizin schreitet voran.

Die Gesetzgebung ist allerdings die größte Herausforderung. Man weiß nie, was bundespolitisch noch so über einen hereinschwappt. Dann kann es sein, dass man als kleineres Haus plötzlich Voraussetzungen nicht mehr erfüllt, um bestimmte medizinische Leistungen anbieten zu können. Auch deshalb ist die Kooperation mit der Universitätsklinik Erlangen auch so wichtig. In ihr haben wir quasi einen "großen Bruder" und sind für solche Änderungen bei Gesetzen besser gewappnet.

Ist eigentlich irgendwann damit zu rechnen, dass das Kreiskrankenhaus eine schwarze Null schreibt?

Nein. Das ist aber in allen kleinen Häusern so. Ziel ist es, die Zahlen, sagen wir mal, in den hellroten Bereich zu bringen. Momentan sind sie durch die Baumaßnahmen natürlich noch dunkelrot. 2020 ist finanzmäßig sicher noch schwierig. Aber 2021/22 wird sich der Umbau auszahlen. Das kann mein Nachfolger Thomas Menter gut aufnehmen und weiterbringen.

Sie verlassen St. Anna also am Ende einer entscheidenden Investition in die Zukunft.

Ja, was meinen Abschied nicht einfacher macht. Ich habe noch in kein Haus so viel Herzblut investiert wie hier. Schade, dass ich vieles der Ernte nicht mehr selber miterleben kann.

Das Gespräch führte Christian Bauriedel.

Zur Person:

Albert Prickarz (47) stammt aus der Eifel. Er ist Betriebswirt (FH) mit Schwerpunkt Controlling und war seit 2014 kaufmännischer Leiter des Krankenhauses in Höchstadt. Er verlässt das Haus Ende März und wird als Prokurist bei den Alb Fils Kliniken in Göppingen bei Stuttgart für Finanz- und Rechnungswesen zuständig sein.