Inklusion in der Arbeitswelt im Landkreis Erlangen-Höchstadt: "Ich gehe gerne auf die Arbeit"
Autor: Franziska Rieger
Etzelskirchen, Mittwoch, 16. Oktober 2019
Zwei Beschäftigte der Barmherzigen Brüder Gremsdorf haben eine Ausbildung gemacht und arbeiten nun als Assistenten im BRK-Altenheim Etzelskirchen. So sollen sie, trotzt Beeinträchtigung, in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden.
Während Thomas Welz im Speisesaal des BRK-Alten- und Pflegeheims in Etzelskirchen die Tische für das Mittagessen deckt, schenkt Ursula Fischkal eine Etage weiter oben einer Bewohnerin ein Glas Wasser ein. Welz und Fischkal unterhalten sich mit den Bewohnern, scherzen mit den Kollegen. Und doch unterscheiden sich die beiden von den anderen Mitarbeitern im Altenheim: Welz und Fischkal haben eine Beeinträchtigung.
Bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf sind sie extern an einem sogenannten Außenarbeitsplatz beschäftigt. Das heißt, die beiden arbeiten nicht in der Benedikt-Menni-Werkstatt in Gremsdorf, sondern in einem externen Unternehmen wie im BRK-Altenheim.
Persönliche Entwicklung stärken
"Es macht mir Spaß, mich mit den Bewohnern zu unterhalten, Getränke und Essen auszuteilen", sagt Welz. Die Ausbildung und die Arbeit im Altenheim haben das Selbstvertrauen der beiden gestärkt, ihre persönliche Entwicklung unterstützt. "Hier bin ich viel besser aufgehoben. Hier bin ich angekommen", sagt Fischkal. Früher sei sie morgens manchmal mürrisch gewesen - das ist jetzt anders. "Ich gehe morgens gerne auf die Arbeit", sagt sie.
Um sich für ihren externen Arbeitsplatz weiter zu qualifizieren, haben Fischkal und Welz eine Ausbildung zum Assistenten in einem Seniorenheim abgelegt. Im Juli 2018 haben sie mit der Ausbildung begonnen. Jede Woche haben sie mit ihrem Ausbildungsleiter Lutz Tamaschke, der bei den Barmherzigen Brüdern Inklusionsbegleiter ist, Fächer wie Aufbau und Organisation im Betrieb, Sicherheit und Hygiene gelernt.
Weitere Lehrinhalte waren das persönliche Erscheinungsbild oder wichtige Umgangsregeln. 120 Unterrichtsstunden sind so zusammengekommen. Im Juni dieses Jahres haben sie dann ihre Prüfung in Bamberg abgelegt.
Welz musste in seiner praktischen Abschlussprüfung einen Geburtstagstisch für vier Personen eindecken, Fischkal hat Betten bezogen. Die Mühe hat sich gelohnt: Beide haben mit Note 1 bestanden. Konzipiert haben diese Zertifikatslehrgänge "integra Mensch", die Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten. Das Ziel dabei: Menschen mit Behinderung sollen in reguläre Aus- und Weiterbildungen einbezogen werden. Außer zum Assistenten in Seniorenheimen gibt es noch weitere Lehrgänge, darunter Assistent für Fahrzeugreinigung oder Gehilfen im Baugewerbe.
Finanziert wurde die Ausbildung von den Barmherzigen Brüdern. 8000 Euro hat die Ausbildung für zwei Personen gekostet. "Das ist es uns wert", sagt Johannes Salomon. Es sei schließlich eine Investition in die Beschäftigten auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt. In Gremsdorf war das ein Pilotprojekt, jetzt sollen weitere Interessierte gesucht werden. Der Lohn für die Beschäftigten komme weiterhin von der Werkstatt, das BRK zahlt einen Zuschlag an die Einrichtung.