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Indische Schwestern am Krankenhaus Höchstadt: Es mangelt an der Qualifikation


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 27. Sept. 2018

Das Kreiskrankenhaus in Höchstadt kann drei indische Ordensschwestern nicht weiter beschäftigen. Dekan Kemmer hat dafür kein Verständnis.
Am Krankenhaus in Höchstadt sieht man keine Möglichkeit, die drei indischen Ordensschwestern weiter zu beschäftigen.  Foto: Andreas Dorsch


Versuche, den Pflegenotstand in Deutschland mit ausländischen Kräften zu lindern, sind nicht immer von Erfolg gekrönt. Ein aktuelles Beispiel dafür gibt es am Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt. Hier begannen vor einem Jahr drei indische Ordensschwestern ihren Dienst - jetzt müssen sie ihn wieder aufgeben.

Für die Entscheidung der Krankenhausleitung, die Inderinnen nicht weiter zu beschäftigen, hat Höchstadts Dekan Kilian Kemmer kein Verständnis. Vor zwei Jahren hatte die Caritas dem Krankenhaus angeboten, Ordensschwestern aus Indien zu holen, blickte Kemmer am Donnerstag in einem Pressegespräch zurück.

Vor einem Jahr traten drei ihren Dienst an, zogen in ein der Kirche gehörendes Haus in Höchstadt, wurden von Erzbischof Ludwig Schick in ihrer neuen Bleibe gesegnet. Betreut werden die Schwestern vom Caritasverband Erlangen-Höchstadt, dessen Vorsitzender Kemmer ist.

Der Dekan wirft dem Krankenhaus vor, sich nicht genügend um die Aus- und Weiterbildung der Inderinnen gekümmert zu haben. Kemmer habe den Eindruck, man sei nicht willens gewesen, etwas zu verändern. Er spricht auch von einer "sehr willkürlichen Gewichtung", wenn das Krankenhaus einer Schwester eine Übernahme in Aussicht stellt und sie auf den Weg in eine Qualifikation schickt, den anderen beiden das aber nicht anbietet.

Die indischen Schwestern nicht weiter zu beschäftigen, habe beim Krankenhausseelsorger Fassungslosigkeit und auch in der Pfarrei großen Unmut ausgelöst. Im Gottesdienst am kommenden Sonntag um 10.30 Uhr bittet Kemmer um Solidarität mit den Schwestern. Der Dekan betont, dass es ihm nicht um die Existenzsicherung für die Schwestern geht, "sie könnten morgen in eine kirchliche Einrichtung übernommen werden". Kemmer möchte die Verantwortlichen im Landkreis an Anstand erinnern.

Albert Prickarz, kaufmännischer Leiter des Kreiskrankenhauses, findet es auch aus Rücksicht auf die Betroffenen nicht gut, dass Dekan Kemmer diese Personalangelegenheiten öffentlich macht. Die drei indischen Schwestern seinen zwar "sehr freundlich und sehr lieb, aber ihre Ausbildung ist bei weitem nicht so, wie man sie heute braucht".

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, lange diskutiert und auch die Caritas mit eingebunden, sagt der Verwaltungschef. "Für das Krankenhaus zählen medizinisch-pflegerische Grundvoraussetzungen und bestimmte Grundlagen waren einfach nicht da."

Auch wenn die Inderinnen menschlich richtig nett sind, könne fachliche Kompetenz im schlimmsten Fall lebenswichtig sein. Im Krankenhaus sehe man nicht, dass die fehlenden Grundlagen in absehbarer Zeit nachgeholt werden könnten. Einer Schwester könnte man das eventuell zutrauen, doch wollen die drei auch künftig gemeinsam arbeiten.

Der Verwaltungschef hat zudem das ab 2019 geltende neue "Pflegepersonaluntergrenzengesetz" im Blick. Das schreibt für bestimmte Bereiche Mindestzahlen von examinierten Pflegekräften vor. Die drei Inderinnen kosten dem Krankenhaus soviel wie zwei examinierte Pflegekräfte. Prickarz: "Das Gesetz sagt, die zwei zählen, die drei aber nicht."

Er argumentiert schließlich auch mit der Verantwortung gegenüber den Patienten. Den Vorschlag, in den Hol- und Bringdienst zu wechseln, lehnten die Inderinnen ab. Sie möchten lieber am Menschen dienen, wie sie auch dem FT erklärten.

Schwester Rose erinnerte daran, nicht von alleine nach Deutschland gekommen zu sein. Dass sie jetzt ihren Job im Krankenhaus aufgeben müssen, mache sie auch nicht traurig. Allerdings würden sie gerne weiter hier in Deutschland arbeiten. Im von der Caritas betriebenen Roncallistift in Erlangen wollen die drei indischen Schwestern jetzt ein Praktikum absolvieren.