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In Vestenbergsgreuth warten 250.000 Tannen auf Weihnachten


Autor: Mona Lisa Eigenfeld

Oberwinterbach, Donnerstag, 28. August 2014

Für Herbert Geyer aus Oberwinterbach ist Weihnachten ein ganzjähriges Thema. Er baut auf 40 Hektar Nordmanntannen und Blaufichten an. Die Bäume brauchen regelmäßige Pflege, bis sie zu einem schönen Exemplar für die gute Stube herangewachsen sind.
Herbert Geyer auf seinem Portalschlepper, mit dem er viele Arbeiten in den Kulturen erledigt Foto: mle


Angesichts der kühlen Temperaturen in den vergangenen Wochen liegt der Gedanke an Weihnachten momentan gar nicht so fern, wie man vielleicht meinen möchte. Einer, der sich das ganze Jahr über mit Weihnachten beschäftigt, ist Herbert Geyer aus Oberwinterbach. Seit mehr als 20 Jahren baut er Weihnachtsbäume an - und das mit wachsendem Erfolg.

Am Donnerstag lud der Bundesverband der Weihnachts-baumerzeuger zu einer Informationsveranstaltung auf den Hof der Familie Geyer nahe Vestenbergsgreuth, um aktuelle Produktionstechniken vorzustellen. "Allein in den Monaten Mai bis Juli haben wir 1800 Arbeitsstunden für Formschnitt und Qualitätsverbesserung geleistet", berichtet Geyer. Neben seiner Frau Doris gehen ihm dabei ein festangestellter Mitarbeiter sowie bis zu 15 Saisonarbeiter zur Hand. Etwa 25 000 Bäume werden jährlich nachgepflanzt.



Ein Vogelsitzstab auf jede Spitze


Da sich der Betrieb inzwischen ausschließlich auf den Weihnachtsbaumanbau konzentriert, beginnt die Saison gleich nach Weihnachten. Schließlich machen die Bäume nicht nur im Winter Arbeit. Um nach acht bis zehn Jahren zu einem schönen Exemplar gewachsen zu sein, benötigt ein Baum viel Pflege. "Bei trockenem Wetter fangen wir spätestens im Februar damit an, die Spitzen zu regulieren", erklärt Expertin Doris Geyer.

Damit noch weiche Baumspitzen durch Vögel nicht brechen können, bringt sie an jedem Baum einen so genannten Vogelsitzstab an. Es folgt die Düngung des Bodens. Im Mai geht es dann an das "Snippen". Hierbei werden unerwünschte Knospen oder Seitentriebe entfernt. Resultat ist im Idealfall ein dicht bewachsener, schmaler Baum.

Je nach Bedarf folgt darauf die Unkrautbekämpfung. "Wir möchten aber nur das Nötigste machen. Herbizide werden wirklich nur gegen Unkraut eingesetzt", betont Herbert Geyer. Gerade in den ersten vier Jahren sei es wichtig, die Bäume vor Unkrautbefall zu bewahren. Bei nahezu allen Arbeiten behilflich ist Geyer sein Portalschlepper. Diese Maschine ist ein echter "Allrounder". Sie kann nicht nur den Boden gleichmäßig düngen und Äste wegfräsen, sondern auch bis zu 500 Bäume pro Stunde fällen. Bei einer Fläche von 40 Hektar und rund 250 000 Bäumen ist eine solche technische Unterstützung für Geyer unabdingbar. Im Süden Deutschlands stellt der recht große Betrieb in Oberwinterbach eine Seltenheit dar. "Je weiter man in den Norden kommt, desto größer werden auch die Betriebe", weiß Doris Geyer und ergänzt: "Alles in allem gibt es aber auch eine Menge Schrott am Markt."

Ihr Ziel sei es deshalb, mit der Natur zu arbeiten und weitgehend konventionell zu produzieren. Einen guten Weihnachtsbaum erkennt man ihrer Meinung nach vor allem am gleichmäßigen Wuchs. Bei den Deutschen nach wie vor hoch im Kurs steht die Nordmanntanne. Rund 85 Prozent der hiesigen Weihnachtsbaumkäufer entscheiden sich für ein solches Exemplar.

Im Betrieb "Frankentanne" der Familie Geyer bestehen aber lediglich 70 Prozent des Anbaus aus Nordmanntannen. Den überwiegenden Rest macht die Blaufichte aus. Sie ist zwar insbesondere in Westdeutschland weniger beliebt, bringt jedoch einige Vorteile mit sich. "Das ist ein besonderer Baum, der im Gegensatz zur Nordmanntanne auch sehr gut duftet", erläutert Doris Geyer. Lediglich die Stacheln seien für viele Käufer gewöhnungsbedürftig.

Gefährlicher Spätfrost

Bei den Nordmanntannen bereitet der Spätfrost im Frühjahr den Züchtern Sorgen. "Da können ganze Kulturen kaputt gehen", so Herbert Geyer, der diese Art möglichst frostgeschützt anbaut und auf seinem Hof seit zehn Jahren sogar ein Weihnachtsbaumseminar anbietet, um Züchtern aus aller Welt Tipps zu geben. Neben diesen zwei Hauptarten finden sich in Geyers Anbau wenige "Randbäume", wie die Felsengebirgstanne oder die amerikanische Fraser-Tanne. Schließlich möchte man "immer mal wieder was Neues ausprobieren". Zwischen dem 15. und 20. November findet die jährliche Ernte statt. Von Oberwinterbach aus wird dann nicht nur deutschlandweit an Privatleute und Großhändler verkauft, sondern unter anderem auch nach Russland, dem Mutterland der Nordmanntanne.