In Mühlhausen kommt die Wärme von nebenan
Autor: Evi Seeger
Mühlhausen, Montag, 25. Juni 2018
Eine neue Leitung von der Biogasanlage in Simmersdorf zum Heizkraftwerk in Mühlhausen hat die Kapazität des Nahwärmenetzes vergrößert.
Ein Anschluss an das Nahwärmenetz von Mühlhausen kostet zwischen 3000 und 5000 Euro. "Je mehr Anschlussnehmer, umso günstiger", fügt Gerhard Kreß, der Vorsitzende der "Bioenergie Markt Mühlhausen" hinzu. Da lohnt es sich für Häuslebauer durchaus, eine Rechnung aufzumachen. Denn eine komplett neue Heizung kostet ein Mehrfaches. Eine Alternative wäre der Anschluss ans Netz auch für Hausbesitzer, deren Heizung mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Genau um sie will die Nahwärmegenossenschaft werben. "Denn einen Anschlusszwang gibt es nicht", sagt Kreß. Man könne nur versuchen, die Verbraucher zu überzeugen.
Bislang 20 Interessenten
Durch eine neue Leitung von der Biogasanlage in Simmersdorf zum Heizkraftwerk in Mühlhausen habe sich die zur Verfügung stehende Kapazität vergrößert. Mit der vorhandenen Wärme könne nicht nur das in Planung stehende neue Baugebiet "Hüttenfeld" versorgt werden, sondern auch der Bereich Ringstraße/Schlehenweg. Bereits angeschlossen sind die Hauptstraße bis zur Gärtnerei, die Dr.-Scheiding-Straße, die Schlesierstraße, die Schule und die Badgasse bis zum Autohaus.Bei der Erschließung des Neubaugebiets oberhalb des Betriebes Muß werde man die Nahwärmeleitungen gleich mitverlegen, so Kreß. "Im Bereich von Ringstraße und Schlehenweg brauchen wir 40 Anschließer, um diesen Zweig wirtschaftlich umsetzen zu können", sagt Kreß. Rückmeldungen gebe es bislang von etwa 20 Interessenten.
Dabei rechnet sich ein Anschluss nicht nur, wenn eine neue Heizung notwendig wird. Auch über den Kaminkehrer, die Reinigung und Wartung der Anlage und vielleicht so manche Reparatur müsse nicht mehr nachgedacht werden. Was durch das Nahwärmenetz bislang für die Umwelt eingespart wurde, kann Kreß ziemlich genau beziffern: Seit 2012 sind das zwei Millionen Liter Heizöl und 6400 Tonnen CO2 .
Ölkessel nur für den Notfall
Versorgt wird das Mühlhausener Netz über drei Heizquellen: die Biogasanlage von Werner Friedrich in Simmersdorf, einen Hackschnitzelkessel und einen Ölkessel, der für den Notfall zur Verfügung steht. Hans Wehr aus der Bamberger Straße hat bereits in der Anfangszeit auf Nahwärme umgestellt. Beim aktuellen Bezugspreis von 11,5 Cent brutto pro Kilowattstunde zahlt er einen monatlichen Abschlag von 120 Euro für seine 160 Quadratmeter. Er hat allerdings noch eine Solaranlage für Brauchwasser auf dem Dach.Gerhard Kreß rechnet mit Verbrauchskosten von durchschnittlich 200 Euro im Monat für ein Einfamilienhaus. Er geht davon aus, "dass 2018 wieder Rückzahlungen angesagt sind". Im Herbst werde eine Informationsversammlung für Interessenten stattfinden. Hans Wehr führt über seinen Verbrauch genau Buch. Deshalb weiß er, dass er in den zwei Wochen mit sommerlichen Temperaturen "null" Wärme aus dem Netz bezogen hat. Erst seit die Temperaturen ordentlich gefallen sind, verzeichnete er einen sehr geringen Verbrauch. "Es ist sauber und es funktioniert gut", sagt Wehr. Was er vermisst, ist die einstige Wärme in seinem Heizraum. "Wenn ich jetzt mit nassen Klamotten heimkomme, kann ich da nichts mehr zum Trocknen hinhängen."