In Kleinweisach ist das "Strafmaß" Freibier
Autor: Paul Frömel
Kleinweisach, Montag, 15. Sept. 2014
Für ihre Kerwaspredigt haben sich die Kleinweisacher Ortsburschen heuer etwas Besonderes einfallen lassen. Dabei ging es unter anderem um das Lieblingsgetränk der Franken.
In anderen Orten begnügen sich die Ortsburschen meistens damit, beim Kerwasumzug oder in der Kerwaspredigt diejenigen dem Spott des ganzen Dorfes preiszugeben, denen im Lauf des Jahres ein außergewöhnliches Missgeschick passiert ist. Auch wer sich sonst irgendetwas geleistet hat, das den jungen Leuten positiv oder negativ aufgefallen ist, bekommt an der Kerwa gerne sein Fett ab.
Den Kleinweisacher Ortsburschen und -madle ist das aber nicht genug. In der diesjährigen Kerwaspredigt trug "Richter Gnadenlos" alias Stefan Billner nicht nur in Reimen das aufgespießte Dorfgeschehen vor, sondern verhängte gleich auch die Strafen für die Missetäter mit dazu. Dem Wort "Strafmaß" verlieh er dabei eine ganz neue Bedeutung, denn es war ausschließlich Freibier, mit dem sich die Ortsburschen wieder milde stimmen ließen.
"Die unendliche Geschichte"
Große Mengen forderten sie von dem Mann, der immer den Bulldog beim Baumholen fährt, der aber nicht im Dorf wohnt und dessen Hausbau in Kleinweisach sich seit mehreren Jahren hinzieht: "Mir wart'n scho gspannt aufs Einweihungsfest und verurteil'n dich dazu, dass du hektoliterweis' Freibier springa lässt." Der Kleinweisacher Kleinunternehmer hingegen, der es versäumt hatte, in der gedruckten Version der Kerwas-predigt eine Anzeige zu schalten, kam mit fünf Freimaßen noch ganz gut weg.
Ob sich die Ortsburschen die verhängten Strafen noch am Sonntag auszahlen ließen oder ob ein Teil vielleicht bis nächstes Jahr gestundet wurde, ist nicht ganz sicher. Schließlich hatten die Kleinweisacher mit ihren Gästen schon vorher zwei Tage lang kräftig gefeiert. Am Freitag hatte ein Abend mit DJ N'dee vor allem das junge Publikum angezogen, sorgte am Samstagabend die Gruppe "Saggradi" für ein volles Zelt. Viele Besucher fanden keinen Platz mehr und mussten der Musik vor dem Festzelt lauschen. Dass dabei mehrfach der Strom ausfiel, weil der Anschluss im Gemeindehaus überlastet war, tat der guten Stimmung keinen Abbruch.