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In Kienfeld daheim


Autor: Paul Frömel

, Mittwoch, 11. Juli 2012

In Kienfeld pflegt seit 25 Jahren der Heimatverein die Gemeinschaft. Die Mitglieder bewirtschaften unter anderem ehrenamtlich ein Vereinshaus und halten die alljährliche Kirchweih ab.
Geehrt wurden die Männer und Frauen, die vor 25 Jahren den Heimatverein gründeten oder ihm wenige Wochen später beitraten. Fotos: Paul Frömel


Wo der eine ein verwildertes Grundstück sieht, überwuchert von meterhohen Brennnesseln, sieht ein anderer vielleicht ein Vereinshaus. Erwin Schober sah Mitte der 80-er Jahre in seinem Heimatort Kienfeld beides - er mähte gemeinsam mit Willi Krämer zumindest einmal im Jahr die Brennnesseln nieder und träumte dabei von einem Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Diesen gab es nämlich nicht mehr, seit 1984 das Wirtshaus im Ort mangels Nachfolger geschlossen hatte.
"Mir war damals klar, wir müssen irgendwie weitermachen, sonst zerfällt das Dorf", erinnert sich der heute 75-Jährige. Zunächst wurde die jährliche Kerwa als Grillfest in der Maschinenhalle von Helmut Schierer gefeiert, jedoch als Privatveranstaltung, bei der Schober als Organisator das Risiko trug. Die Lösung war die Gründung eines Vereins, jenes Heimatvereins, der in diesen Tagen mit einem Festakt am Kienfelder Kirchweihsonntag sein 25-jähriges Bestehen feierte.

Zwei Drittel des Dorfs sind dabei

Waren es am 19. Juni 1987 bei der Gründungsversammlung im Gasthaus Meller in Kleinweisach noch 22 Kienfelder, die sich in die Mitgliederliste eintrugen, hat sich diese Zahl heute auf 69 mehr als verdreifacht. "Eine beachtliche Zahl für ein 100-Einwohner-Dorf", befand der aktuelle Vorsitzende Hans Krämer bei der Jubiläumsfeier.
Besonders in den Jahren 1993 bis 1995 zeigten die Kienfelder, was sie gemeinsam zu leisten imstande sind. Obwohl die Stammtischtreffen alle 14 Tage im Schlachthaus von Willi Schierer dem Vernehmen nach schon ein großes Vergnügen waren, verlor Gründungsvorsitzender Erwin Schober seinen Traum von einem Dorfgemeinschaftshaus nicht aus den Augen. Als sich die Gelegenheit bot, das Grundstück in der Ortsmitte zu kaufen, holte der damalige Gemeinderat Schober den zu dieser Zeit amtierenden Bürgermeister Rudi Müller mit ins Boot, und nach einer halbstündigen Verhandlung mit dem Grundstückseigentümer war die Sache unter Dach und Fach.

Die Kienfelder bauen selbst

Die Gemeinde Vestenbergsgreuth stellte den Kienfeldern den Grund und das Material zur Verfügung. Die Vereinsmitglieder übernahmen die Bauarbeiten, lediglich für den Einbau der Heizungsanlage und die Zimmermannsarbeiten fielen Kosten an. Die Bauphase, die Stefan Dietsch während des Festaktes in beeindruckend souveräner Manier mit einem Gedicht auf Fränkisch Revue passieren ließ, wurde im Mai 1995 mit der Einweihung beendet. Seitdem betreibt der Heimatverein das Haus, öffnet dank der ehrenamtlichen Bewirter freitags und sonntags und hält so die Dorfgemeinschaft zusammen, ganz wie es sich Erwin Schober schon vor 25 Jahren gewünscht hat.
"Solange es hier so gut läuft, mischt sich die Gemeinde auch nicht ein", rief Bürgermeister Helmut Lottes (UB) den Festgästen zu, erinnerte aber auch daran, dass der Verein eine große Verantwortung übernommen habe. Schließlich habe die Gemeinde viel Geld investiert, das bisher aber gut angelegt sei. Inzwischen habe das "Leuchtturmprojekt" in Kienfeld sogar als Vorbild für Frickenhöchstadt gedient, einen anderen Vestenbergsgreuther Ortsteil, in dem demnächst ebenfalls ein Dorfgemeinschaftshaus eröffnet wird.

Eine Heimat für den TTC

Dass das Leben auf dem Land ärmer wäre ohne Vereine wie den Heimatverein "Keefld", wie der Ort im einheimischen Dialekt heißt, darin war sich Lottes einig mit Landrat Eberhard Irlinger (SPD) und dem Vorsitzenden des Kreisverbandes der Vereine für Gartenbau und Landespflege, Otto Tröppner. "Ohne Heimat gibt es kein Zuhause", formulierte der Bürgermeister und freute sich, dass der Heimatverein nicht nur dem örtlichen Tischtennisverein im Saal unter dem Dach eine Heimat bietet, sondern im Vereinshaus auch etliche Familienfeiern und Veranstaltungen beherbergt.

Karteln für den guten Zweck

Schriftführer Friedrich Schierer machte im Vortrag der Chronik ebenfalls deutlich, dass der Heimatverein viel mehr bietet als den reinen Wirtschaftsbetrieb im Vereinshaus oder die Kerwa alljährlich Anfang Juli. So wurde gemeinsam mit dem TTC 16 Jahre lang ein Schafkopfrennen durchgeführt, an dem insgesamt 2228 Kartler teilnahmen und das 1999 mit 204 Mitspielern seinen Höhepunkt erlebt hatte. Dabei kamen über die Jahre 4400 Euro an Spenden zusammen, die der Elterninitiative krebskranker Kinder und der Soforthilfe Oberwinterbach zugute kamen. Im Jahr 2000 habe der Verein die Renovierung des Kienfelder Kriegerdenkmals mit damals 4500 DM unterstützt, und 2008 kamen bei einem Adventsabend mit Landrat Irlinger 700 Euro für die Lebenshilfe zusammen. Zudem gebe es eine jährliche Maiwanderung und einen monatlichen Damenstammtisch, der ebenfalls gut besucht sei.
Die meisten dieser Aktivitäten seien nicht möglich ohne die Bewirter, lobten Hans Krämer und Kassier Martin Vaas, der die Moderation des Festaktes übernommen hatte. Jeweils zu zweit übernehmen engagierte Mitglieder zwei Wochenenden lang den Dienst im Vereinshaus, bevor die nächsten an der Reihe sind.Elf Paare sind es derzeit, ihnen und auch den früheren Helfern, die aus Alters- oder Krankheitsgründen ausgeschieden sind, dankte der Vorsitzende ganz besonders (siehe Infobox). Zwar sind es etwas weniger geworden als noch am Anfang, das sieht auch Erwin Schober. "Aber das ist doch überall so. Der Zusammenhalt in Kienfeld passt, sonst wäre doch so ein Fest wie unsere Kerwa gar nicht möglich", sagt er und blickt auf die vielen ehrenamtlichen Helfer, die gerade Essen und Getränke durch Vereinshaus und Festzelt tragen - dort, wo einst die Brennnesseln wucherten.

Jubilare Geehrt wurden folgende Gründungsmitglieder und Mitglieder, die noch 1987 beigetreten sind: Peter Appelt, Helmut Dietsch, Klaus Dietsch, Hartwich Dietsch, Anni Hack, Hans Krämer, Willi Krämer, Reiner Kugler, Gerhard Mahr, Johann Mahr, Hermann Rippel, Albert Rippel, Klaus Rippel, Jürgen Rippel, Wilhelm Schierer, Elfriede Schierer, Helmut Schierer, Stefan Schierer, Erwin Schober, Dieter Schott, Johann Schröcke, Rudolf Tittel und Heinz Tuchan

Bewirter Besonderer Dank galt den Helfern, die sich allwöchentlich um das Vereinshaus kümmern oder früher gekümmert haben: Familie Erwin Schober, Familie Johann Mahr, Familie Albert Rippel, Familie Anni Hack, Familie Stefan Dietsch, Familie Johann Höps, Familie Friedrich Hack, Familie Klaus Dietsch, Familie Wilhelm Schierer, Familie Stefan Schierer, Familie Helmut Dietsch, Familie Hermann Rippel, Familie Hans Krämer, Familie Helmut Schierer, Familie Martin Vaas, Sandra Kastl und Friedrich Schierer sowie Torsten Appelt und Michael Krämer