In Höchstadt lernen Mädchen, wie man sich richtig wehrt
Autor: red
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 19. Februar 2015
In der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt fand der Workshop "Power gegen Anmache" statt. Mädchen ab zwölf Jahren konnten sich mit dem Thema sexuell motivierte Gewalt auseinandersetzen.
Übergriffe und Grenzverletzungen seien fester Bestandteil von sexueller Gewalt. "Sexuelle Motive äußern sich schon sehr früh, zum Beispiel durch verbale Äußerungen oder körperlichem Kontakt", erklärt Psychologin Jutta Todt von der Jugend- und Familienberatung der Stadt Erlangen.
Zusammen mit ihrer Kollegin Gülay Durst von Step e.V., einer sozialpädagogischen Familienhilfe, betreute sie den Workshop "Power gegen Anmache" in der Fortuna Kulturfabrik. Mädchen ab zwölf Jahren "Power gegen Anmache" lernen dabei, sich angemessen zu wehren.
Gülay Durst ist Beraterin in Erziehungsfragen, das heißt sie wird durch das Jugendamt beauftragt und versucht bei Hausbesuchen zwischen den verschiedenen Parteien zu vermitteln.
Eltern leistet sie Erziehungsbeistand und Jugendliche unterstützt sie in ihrer Perspektivfindung. Ihr Fachbereich ist sexueller Missbrauch.
Gespräche sind vertraulich
"Es ist wichtig auch die Bedürfnisse der Jungen ernst zu nehmen", weiß Pyschologin Todt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt ebenfalls auf sexueller Gewalt. "Im Kurs reden wir mit den Mädchen darüber, was Grenzen sind, und wie sie sich am besten zur Wehr setzen können. Darüber hinaus wollen wir ihnen vermitteln, dass sie sich immer Hilfe und Unterstützung holen können", erzählt Jutta Todt.
Alle Gesprächsinhalte werden vertraulich behandelt, damit sich die Mädchen besser öffnen können. In Übungen zu Stimmlage (Wie sage ich es?), Körperhaltung (Wie drücke ich es aus?) und Rollenspielen sollen die Mädchen ein Gefühl dafür bekommen, wie sie sich im Fall eines Angriffs auf ihre Intimsphäre verhalten müssen.
"In gefährlicheren Situationen kommen noch körperliche Abwehrmechanismen dazu. Das wichtigste jedoch ist, die Schuld nicht bei sich selbst zu suchen, und mit einem Ansprechpartner wie der besten Freundin beziehungsweise dem besten Freund über den Vorfall zu sprechen", sagt Gülay Durst.
Im weiteren Vorgehen ist es wichtig, dass sich die betroffenen Kinder an einen Erwachsenen wenden. "Kinder können sich nur bedingt selbst schützen. Deshalb muss der Schutz der Kinder von einem Erwachsenen gewährleistet werden", betont Jutta Todt.
Sophia ist 13 Jahre alt und Teilnehmerin am Workshop: "Ich möchte einfach wissen, wie ich mich in brenzligen Situationen am besten wehren kann. Auf den Kurs bin ich durch meine Freundin Lisa aufmerksam geworden, die davon in der Zeitung gelesen hat."
Möglichst frühzeitig
Lea-Fee (11) hat sich zum Workshop angemeldet, weil sie das Thema interessant fand. Die jüngste Teilnehmerin war zehn Jahre alt. "Es ist entscheidend möglichst frühzeitig präventiv gegen sexuelle Übergriffe vorzugehen und sich nichts gefallen zu lassen", unterstreicht die Psychologin.
"Insgesamt wurde der Workshop von den Mädchen gut angenommen. Die Mädchen hatten besonderen Spaß an den (Rollen-)Spielen zur Körperwahrnehmung und Selbstbewusstseins-Stärkung", schildert Gülay Durst. Des Weiteren fühlten sich die Mädchen bestärkt, vorrangig einer erwachsenen Vertrauensperson von unangenehmen Erlebnissen zu erzählen.