In Höchstadt geht es nur noch im Gewand zur Kommunion
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 07. Dezember 2016
Bei der Kommunion sollen nächstes Jahr alle Kinder erstmals schlichte Gewänder tragen.
Er wolle mit den Gewändern niemandem den Spaß an einem festlichen Tag verderben. Höchstadts Dekan Kilian Kemmer weiß, wie wichtig das Thema vielen Familien ist, wie sich viele Kinder schon auf Kleid und Frack freuen. Aber er hat eine Entscheidung getroffen, nachdem der Wunsch auch von Eltern gekommen sei.
Im nächsten Jahr werden alle Kinder bei der Erstkommunion den Gottesdienst in einem einheitlichen Kommunionsgewand feiern. Anstatt in Rüschenkleid und schwarzem Anzug vor den Altar zu treten, bekommen alle von der Kirche eine schlichte, weiße Robe gestellt.
"Das hat nichts mit Uniformität zu tun, sondern mit dem Grundgedanken der Taufe", erklärt Kemmer. "Egal ob Mädchen oder Junge, gesund oder krank, arm oder reich: Vor Gott ist jeder gleich." Das sei die Botschaft bei der Erneuerung der Taufe. Das soll nun auch äußerlich herüberkommen. Ganz, wie es eigentlich Tradition ist am Weißen Sonntag, dem Sonntag nach Ostern, dessen Name auf die Taufgewänder der neu getauften Christen zurückgeht.
Das Angebot der Gewänder gebe es in Höchstadt schon seit 20 Jahren. Früher, so Kemmer, hätte sich etwa die Hälfte dafür entschieden. Das sei in den letzten Jahren allerdings "gegen Null gegangen." Was auch daran gelegen habe, dass erst immer im Januar das Angebot gemacht wurde. Viele hatten da schon Festkleidung gekauft oder bestellt. Und wer will schon der einzige sein, der sein Kind in eines der Gewänder steckt, während andere in perlenbestickten Kleidern und schickem Anzug kommen?
Kleidung als Statussymbol
Denn hinter der Kleidung zur Kommunion steckt neben der Festlichkeit ganz automatisch noch etwas anderes: Der gesellschaftliche Status. Es ist eine ähnliche Diskussion, wie um Schuluniformen und teure Markenkleidung. Denn für viele Familien ist es eine echte Herausforderung, das zu finanzieren, was bei anderen Standard ist. "Nicht zuletzt als Caritaschef bekomme ich mit, dass wir zwar hinter wunderbar energetisch sanierten Fassaden leben, aber sich dahinter oft einfachere Verhältnisse verbergen, als man denken würde. Armut will man nicht zeigen", sagt Kemmer, der generell nichts gegen die Festtagskleidung hat.