Druckartikel: In Hemhofen wird gezaubert wie in Hogwarts

In Hemhofen wird gezaubert wie in Hogwarts


Autor: Pauline Lindner

Hemhofen, Donnerstag, 23. Juli 2015

Der Magier Casablanca bringt den Hemhofner Grundschülern Zaubertricks für das Schulfest bei. Dabei lernen sie automatisch, dass ohne Dsiziplin und Übung im Leben nichts klappt.
Zauberer Niklas mit der Gondel: mit der richtigen Haltung der Hände wandert der Korb nach oben.


Vorsichtig hebt Angelina den silbernen Becher hoch und stülpt ihn über einen kleinen roten Ball. Die Drittklässlerin übt für das Sommer-Zauberfest der Grundschule Hemhofen. Neben ihr steht der Zauberer Casablanca. Er weist sie darauf hin, dass sie die Utensilien sorgfältig platziert, damit ihr Trick nicht durch eine ungeschickte Handbewegung scheitert. Denn sie will damit beim Schulfest beeindrucken.

In allen Klassen ist diese Woche Zaubern angesagt. Jedes Kind hat eine buntverzierte Zauberkiste, in der die Requisiten für eine ganze Reihe Tricks und Kartenkunststücke aufbewahrt werden.

Niklas zieht die Gondel heraus, ein auf einen Faden gespanntes Gebilde. Mit der richtigen Haltung der Hände wandert der Korb nach oben. "Dazu muss man eine Geschichte von Solarenergie und so erzählen", erklärt Niklas. "Aber ausnahmsweise verrate ich den Trick: Der Faden ist ein Gummi und hat nichts mit der Sonne zu tun."

Ein paar Mädchen holen große Spielkarten heraus und wirbeln sie nur so herum. Falsch, man meint nur, dass sie mehrere Karten in der Hand haben. Sie täuschen das durch schnelles Abdecken der Bildzeichen nur vor. "Das muss man üben, oft üben", sagen sie lächelnd und ein bisschen stolz.

"Ein Ziel unserer Projektwoche", erklärt dazu Schulleiter Herbert Winter, "ist die Erfahrung, das man viele Dinge nur durch eifriges Üben lernen kann. Beim Zaubern genügt es nicht, dass man den Trick im Kopf begriffen hat."
Für viele Schüler ist es ein Problem, wenn sie etwas nicht auf Anhieb können. "Das schlägt bei manchen gleich in Enttäuschung um."

Aber auch die gegenteilige Reaktion gibt es. "Beim Zaubern erfahren die Kinder, dass das Kenn-ich-schon-das-weiß-ich-schon eben nicht ausreicht." Winter setzt darauf, dass die Schüler diese Erfahrung auch im Unterricht und im Leben umsetzen können.

Finn will den Eiertrick vorführen. Dazu ist ein Zylinder mit einem schwarzen Samttuch vorbereitet. Er muss ihn aufnehmen und auf den Zaubertisch legen. Doch er dreht dabei den Hut und da spitzt das Zauber-Ei heraus. Diese Panne wäre bei der Vorführung peinlich. Genau beobachten, etwas ganz exakt tun, sind die Fähigkeiten, die man nicht nur beim Zaubern braucht. Finn nimmt sich vor, den Trick fleißig zu trainieren. Nur so erhält er die nötige Sicherheit für den großen Auftritt.

"Und das ist die Motivation, immer weiter zu üben, bis der Trick perfekt sitzt", erklärt Winter. Auch er ist am Üben. Auch er will einen guten Auftritt hinlegen, wenn er die Zaubergeschichte vor der ganzen Schule vorträgt. Die Schüler müssen sie kennen, damit sie auf ihr Stichwort reagieren.

"Ich bin froh, dass wir den Zauberer Casablanca gewinnen konnten", sagt Winter. Denn bei der Vorbereitung der Auftritte bringt er den Kindern Verhaltensregeln bei, die auch im Alltag gelten: Dass man das Publikum begrüßt; dass man sich für den Applaus bedankt und, und, und ...

Casablanca übt mit einer Gruppe in der Turnhalle. Die Schüler setzen sich auf die Bänke vor dem Zaubertisch. "Was müsst ihr machen?", fragt er und sofort stellen die Kinder die Füße auf den Boden, legen die Hände auf die Bank und blicken schweigend nach vorn. "So erfahren die Kinder wie wichtig Disziplin ist", erläutert Winter den pädagogischen Gedanken dahinter.

"Casablanca vermittelt ihnen während der ganzen Woche: ,Nur mit Disziplin schafft ihr das'."