Druckartikel: In einem Jahr liefert Lonnerstadt Strom

In einem Jahr liefert Lonnerstadt Strom


Autor: Andreas Dorsch

Lonnerstadt, Montag, 22. Dezember 2014

Im Frühjahr 2015 soll der Bau der fünf Windräder bei Lonnerstadt beginnen. Die Bürger können sich noch daran beteiligen. Die Wertschöpfung bleibt im Land.
In diesem Vorranggebiet WK 36 werden die fünf Windräder aufgestellt. Quelle: Planungsverband Industriereg. Mfr./Grafik: Carolin Höfler


Gemeinsame Sache wollten einst Höchstadt, Wachenroth und Lonnerstadt im Waldgebiet Birkach machen und dort einen Windpark bauen. Die Lonnerstadter zogen zunächst nicht so richtig mit, entschlossen sich dann aber, das Projekt Windkraft alleine anzugehen. Mittlerweile haben die Lonnerstadter Windfreunde ihre Nachbarn meilenweit abgehängt. Im Frühjahr wird hier mit dem Bau von fünf Windrädern begonnen.

Die Initiative um Hauptinitiator Herbert Kraft schaffte es sogar, die Genehmigung für ihr Projekt noch am 30. Juli dieses Jahres zu bekommen. Damit fällt ihr Vorhaben noch unter die alte Vorschrift, die einen Mindestabstand von Windrädern zur nächsten Wohnbebauung von 800 Metern vorschreibt.

Mittlerweile gilt in Bayern die neue 10-H-Abstandsregel, die als Mindestabstand das Zehnfache der Windradhöhe vorgibt.

Nur unter Zustimmung aller Betroffenen kann diese Regel aufgeweicht und der Abstand bis auf 800 Meter reduziert werden.

Planung, Projektierung und Betriebsführung des Lonnerstadter Windparks liegen in den Händen von Erich Wust. Der Chef der Firma Wust, Wind und Sonne aus Markt Erlbach wird auch die Geschäftsführung der "Bürgerwindenergie Lonnerstadt GmbH und Co. KG" übernehmen. Wust hat bereits eine Menge Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt. Unter seiner Regie läuft auch die Bürgerwindanlage in Mühlhausen.

So wie jetzt geplant, beträgt der geringste Abstand von den Windrädern 934 Meter zu einem Wohnhaus im Lonnerstadter Ortsteil Ailsbach. Nicht allzu weit weg ist auch das Baugebiet Häckersteig in Höchstadt. Die Stadt wollte ebenfalls Windräder bauen, doch sei dieses Vorhaben derzeit "in der Warteschleife", sagt Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL).

Abstand könnte schrumpfen

Von der jetzigen Bebauung am Häckersteig zu den Lonnerstadter Windrädern beträgt die Entfernung zwei und mehr Kilometer. Würde am Häckersteig weiter Bauland ausgewiesen, könnte dieser Abstand in zehn oder zwanzig Jahren auf einen Kilometer schrumpfen. Bei den Windrädern in der Birkach gebe es zwar für die Optik keinen Preis, aber man könne damit leben, meint der Höchstadter Bürgermeister.

Die Lonnerstadter haben für ihr Vorhaben einen genehmigten Plan. Im Frühjahr soll die Umsetzung beginnen. Laut Projektierer Wust stehen im zweiten Quartal Wegebau und Kabeltrasse an. Im dritten Quartal werden Fundamente und Türme errichtet und bis Ende 2015 sollen auch Gondeln und Rotorblätter montiert sein.
Um den in der Birkach produzierten Strom ins Netz zu bringen, wird ein sechs Kilometer langes Erdkabel zum Umspannwerk am Kieferndorfer Weg in Höchstadt verlegt.

Besonders stolz ist Erich Wust, dass für das Projekt praktisch ausschließlich heimische Firmen am Werk sind. Die Fundamente und die unteren 90 Meter der Türme werden aus Stahlbeton von der Neumarkter Firma Max Bögl betoniert, die Kabel verlegt die Münchauracher Firma Föckersperger, der obere Teil der mit Rotoren rund 200 Meter hohen Windräder kommt von der Firma Nordex aus Rostock, Steuerung und Elektronik liefert Siemens.

Die Gesamtkosten sind auf 20,8 Millionen Euro veranschlagt. Rund 6,8 Millionen sollen Bürger aufbringen, den Rest finanzieren die Kreissparkasse Höchstadt und die VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach. Etwa die Hälfte der Bürgerbeteiligung ist bereits erreicht. In einer zweiten Runde können jetzt auch Bewohner der Landkreise Bamberg und Neustadt einsteigen.

Erich Wust ist - vor allem nach den in Mühlhausen gemessenen Werten - sicher, dass über Lonnerstadt genügend Wind bläst, damit sich die Anlage rentiert.