In Baiersdorf waren die Strohbären los
Autor: Manfred Welker
Baiersdorf, Montag, 12. Februar 2018
Die Effeltricher Fosaleggn mit ihren bunten Bändern und Hüten pflegten am Sonntag einen alten Brauch, der mit einem Feuer endet.
In den Straßen von Baiersdorf treiben alljährlich am Faschingssonntag die Strohbären aus Effeltrich, begleitet von den Fosaleggn, ihr Unwesen. Auch in diesem Jahr war ein Strickreiter dabei, Martin Müller, der diesmal allerdings ohne Pferd den Zug anführte.
Auch an diesem Fastnachtssonntag kam eine Effeltricher Abordnung nach Baiersdorf und formierte sich bei der Jahnhalle. Dazu gehörten die Strohbären mit ihren Treibern und die eigentlichen Fosaleggn, Burschen in weißer Kleidung mit bunten Rücken- und Schulterbändern, auf dem Kopf ein zylinderförmiger Hut, den ebenfalls bunte Bänder und grünender Buchs schmückt. Der Jüngste davon ist Lukas Merkel, der mit seinen fünf Jahren wie seine großen Kollegen ausstaffiert war. In der Familie sind Anzüge in unterschiedlicher Größe vorhanden, so dass er noch einige Jahre daran teilnehmen kann. Die Mädchen der Tanzpaare erschienen in Tracht, ebenso kleine Mädchen.
Treiber müssen bändigen
Bei ihrem Weg durch die Stadt mussten die Treiber, wie Schäfer mit einem Fell bekleidet und einem Stab in den Händen, immer wieder versuchen, ihre Strohbären, die sich über am Straßenrand befindliche Mädchen und Frauen hermachen wollten, mehr oder weniger gut zu bändigen. Viele blieben nach diesen stürmischen Annäherungsversuchen zerzaust und mit viel Stroh im Haar wieder am Straßenrand zurück. An der Spitze des Zuges marschierte die Blaskapelle, nach den Strohbären folgten die Fosaleggn mit Peitschengeknall.
Den Tod verbrannt
Am Großparkplatz an der Linsengrabenstraße erläuterte Ute Katzer, Zweite Vorsitzende des Heimatvereins Baiersdorf, die Herkunft des Brauchtums um die Fosaleggn. Vermutlich entstand dieser ursprünglich aus dem Brauch des "Todaustragens" am Sonntag Laetare in der Fastenzeit. Mit dem Stroh wurde symbolisch der Tod verbrannt. Allerdings verwischte sich im Laufe der Zeit die ehemalige Bedeutung immer mehr. Der Brauch ruhte für längere Zeit, bis erstmals wieder 1926 der Effeltricher Gastwirt Kotz für seine "Oberdörfer" Burschenschaft die Erlaubnis erwirkte, nach Baiersdorf ziehen zu dürfen, was allerdings in diesem Jahr kaum beachtet wurde.
Ein Heischebrauch
Dr. Eduard Rühl, der Vorsitzende des Heimatvereins Erlangen, interpretierte die Aktion als Winteraustreiben. 1931 wurde die Effeltricher Abordnung erstmals vor dem Rathaus in Baiersdorf offiziell begrüßt und mit einem Geldpräsent belohnt. Nach der Festansprache Rühls erfolgte der traditionelle Heischegang durch die Stadt. 1939 brachten die Effeltricher ihre Musikkapelle und eine Trachtengruppe mit nach Baiersdorf. Dabei handelt es sich genau genommen um einen Heischebrauch, mit dem die Akteure in früheren Zeiten ihren Tribut einforderten - Geld, Essen oder alkoholische Getränke.Unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg konnten 1947 erste Bemühungen verzeichnet werden, den Brauch erneut zu beleben. 1952 fand die nun als Winteraustreiben apostrophierte Aktion wieder als offizielle Brauchveranstaltung im erweiterten Rahmen statt und gehört seitdem jedes Jahr zum Anziehungspunkt für zahlreiches Publikum. Dies ist besonders den Mitgliedern des 1950 gegründeten Heimatvereins Baiersdorf zu verdanken. "Wir wollen, dass dieses alte Brauchtum erhalten bleibt", so Ute Katzer. Sie verwehrt sich aber dagegen dieses mit Fastnacht zu verwechseln.
Bürgermeisterin Katrin Heimann (DEL) aus Effeltrich und Bürgermeister Andreas Galster (CSU) aus Baiersdorf würdigten die Fosaleggn und die Strohbären und hofften, dass diese Aktion noch lange Jahre stattfinden kann.
Ute Katzer zeichnete Maximilian Wisheckel für fünf Jahre Strohbär, Andrea Tischner und Loana Perez Asensi für jeweils fünf Jahr Bauernmadla sowie Katharina Stark für zehn Jahre Bauernmadla mit einer Urkunde aus.
Stundenlanges "Einkleiden"
Währenddessen wurden die fünf Strohbären "gehäutet", das Stroh auf einen Haufen geworfen und dann entzündet. Die Gemeinde hat dafür extra ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem das Wickenstroh angebaut wird, das allerdings nicht auf herkömmliche Weise gemäht werden darf. Es wurde extra einen Fahr-Mähbinder aus einem Ort bei Kronach gekauft, damit das Stroh in der ganzen Länge geerntet werden kann, ebenso ein alter Gabelwender. Das Stroh wird dann bei der Baumschule Kupfer, Hausname "Stockbauer", gelagert und für die Strohbären vorgehalten. Allein das "Einkleiden" mit dem Stroh hatte Stunden gebraucht und auch das Gehen mit der steifen Montour war nicht gerade einfach.Das Gewand der Fosaleggn wird in der Familie zu Hause aufbewahrt. Die langen Bänder für das Gewand der Fosaleggn können noch zum Teil in einem Geschäft in Forchheim gekauft werden oder müssen aus der Pfalz bezogen werden. Der Strohhut wird alle Jahre neu mit Buchs besteckt und mit Bändern eingefasst.
Sprünge übers Feuer
Begleitet von der Musikkapelle führten die Burschen mit ihren Trachtenmädchen Volkstänze um das Feuer auf. Ganz Mutige sprangen am Schluss sogar mit dem Ruf "Allamoschee" über das niedergebrannte Feuer.Der Zug führte dann in das Feuerwehrhaus, wo die Akteure verköstigt werden und sich gemeinsam mit den Zuschauern aufwärmen konnten. Die Verpflegung der Akteure aus Effeltrich im Feuerwehrhaus übernimmt der Heimatverein.