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In Aschbach feiert die Ökumene


Autor: Evi Seeger

Aschbach, Montag, 05. Juni 2017

Christen beider Konfessionen wollten das Gemeinsame ihres Glaubens zum Ausdruck bringen.
Mit vereinten Kräften wurde das Kreuz aufgerichtet. Diakon Hans Scherbaum, Pfarrer Johannes Kestler, Pfarrer Wolfgang Dettenthaler und Kaplan Christian Körber (v. l.) schauten zu. Foto: Evi Seeger


Das Kreuz lag am Boden, war aber dennoch Mittelpunkt. Ein Kreuz, das den Weg zum Altar versperrte, ein "Sperrkreuz". Aber es wurde "entfaltet", aufgerichtet von starken Armen. Tiefsinnige Symbolik beim ökumenischen Fest der Kirchen in Aschbach. In vielen Arbeitsstunden hatten fleißige Helfer viele gute Ideen umgesetzt. Es hätte alles so schön sein können. Doch dann kam mit Blitz und Donner der große Regen. Wolkenbruchartig und mitten hinein in die Feier unter freiem Himmel. Ein Fest, das man in Aschbach so schnell nicht vergessen wird.
Nur die erste Viertelstunde des Gottesdienstes blieb es trocken. Der evangelische Pfarrer Johannes Kestler, der katholische Wolfgang Dettenthaler, Kaplan Christian Körber (Burgwindheim) und Diakon Hans Scherbaum (Aschbach) waren wohl die ersten, die patschnass waren. Da half auch ein eilig herbeigeschafftes Zeltdach nicht mehr. Die Gläubigen hatten größtenteils Schutz unter großen Sonnenschirmen gefunden.


Flucht vor dem Regen

Der Kirchenchor unter Leitung von Rosi Emrich, der Posaunenchor Füttersee und Aschbach/Hohn, geleitet von Werner Beck, und die von Armin Seeger geleitete Pfarrband - alles flüchtete vor dem immer stärker werdenden Regen. Schließlich ließ Pfarrer Kestler abbrechen und bat die Besucher in die katholische Kirche. In der Kirche kamen dann doch noch die Kindergartenkinder zu ihrem Auftritt. Bald schon mussten die Feuerwehren ausrücken und zahlreiche Keller auspumpen. Wie am Sonntag zu erfahren war, hatte es innerhalb kurzer Zeit 60 Liter pro Quadratmeter geregnet.
"Christus gemeinsam bezeugen" hatten die Vorbereitungs-Teams als Losung über das Ökumene-Fest zum Lutherjahr geschrieben. Im Jahr des Reformationsjubiläums wollten Aschbachs evangelische und katholische Christen das Gemeinsame ihres Glaubens zum Ausdruck bringen. Dabei wurde nicht verschwiegen, dass die Vergangenheit "auch viele Momente der Trennung gebracht hat". In der Geschichte des Ortes hätten es sich die beiden Konfessionen mitunter schwer gemacht. Daher sei ein solches Fest keine Selbstverständlichkeit, betonte Pfarrer Kestler. Noch vor einigen Jahrzehnten hätte man an eine gemeinsame Feier nicht zu denken gewagt.


Gedenken an NS-Opfer

Wie es einst war, zeigte Erich Haßler auf. Nach 1945 habe es in Aschbach zwei Bekenntnisschulen gegeben. "Bis zur Einschulung spielten die Kinder miteinander auf der Straße. Mit der Einschulung wurden wir getrennt." Diese "geistige Mauer" sei 1965 durch Einführung der gemeinschaftlichen Schule niedergerissen worden. Bis zum Krieg gab es in Aschbach auch jüdische Bürger. Ein Gedenkstein auf dem Dorfplatz erinnert an sie. Vor diesem Mahnmal gedachten die Geistlichen der einstigen Aschbacher, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind.
Als gegen 19 Uhr der Regen aufhörte, konnte das Fest wie geplant fortgesetzt werden. Die Gäste stellten sich wieder ein und man saß bis nach Mitternacht zusammen. In beiden Kirchen gab es faszinierende Lichtinstallationen. Vorbereitet hatten sie Reiner Ansorge und Armin Seeger. Zu später Stunde bewegte sich ein Fackelzug von der katholischen Kirche vorbei an Sportplatz und Feuerwehr zur evangelischen Kirche. Dort bildeten Taizé-Musik und -Gebete den Abschluss.