Druckartikel: Im Höchstädter Schlecker herrscht Tristesse

Im Höchstädter Schlecker herrscht Tristesse


Autor: Andreas Dorsch

, Mittwoch, 29. August 2012

In der Höchstadter Schlecker-Filiale gehen am Mittwoch die letzten Schnäppchen über den Ladentisch. Die vier Mitarbeiterinnen sind ab 1. September freigestellt und müssen sich neue Jobs suchen. Die Zukunft der Räume ist offen.
Die Regale sind leer geräumt im Schlecker-Markt in Höchstadt. Am Mittwochabend schließt die insolvente Drogeriemarkt-Kette ihre Filiale am Vogelseck.  Fotos: Andreas Dorsch


Die vielen Meter leere Regale und die in den Gängen zusammengeschobenen Ständer, aus denen schon vor Tagen Schnäppchenjäger die letzten Cremes herausgenommen haben, könnten die Stimmung nicht besser ausdrücken. Im Schlecker-Markt am Vogelseck in Höchstadt läuft heute der letzte Akt. Ab Mittwochabend ist der Laden geschlossen und die Ära Schlecker damit auch in Höchstadt beendet.

"Wir brauchen jetzt alle Erholung, weil sich in den vergangenen Wochen Abgründe aufgetan haben", sagt eine der vier Mitarbeiterinnen in Höchstadt. Damit meint sie nicht nur die Verhältnisse in dem insolventen Unternehmen.

Was sie mit manchen Kunden erlebt habe, sei schon richtig unverschämt gewesen. Wenn beispielsweise bei Plastiklöffeln, die von 50 auf 5 Cent reduziert wurden, auch noch um den Preis gefeilscht wird, fehlt ihr und ihren Kolleginnen jegliches Verständnis. Ebenso für Aussagen wie: "Hättest du was Ordentliches gelernt, dann bräuchtest du jetzt nicht hier zu stehen."

Besonders die letzten Tage seien schlimm gewesen. Bei vielen Leuten hatte man den Eindruck, "Hauptsache sie kaufen etwas". Darüber hinaus sei auch noch viel gestohlen worden. "Offensichtlich reichten 90 Prozent Preisnachlass noch nicht", stellt eine Mitarbeiterin fest.

Es habe aber auch viele nette Kunden gegeben und solche, die den Verkäuferinnen Respekt dafür zollten, dass sie noch hier stehen.

Gehalt bis Ende Oktober


Viel anderes bleibt ihnen auch nicht übrig. Die vier Höchstadter Schlecker-Mitarbeiterinnen sind ab 1. September freigestellt. Für Ende Oktober hat der Insolvenzverwalter ihnen die Arbeitsverträge gekündigt. So lange ist ihnen auch noch ihr Gehalt zugesichert worden. Große Hoffnungen auf Abfindungen machen sie sich nicht. Nur wenn am Ende noch Geld da sein sollte, werden ihnen Abfindungen in Aussicht gestellt.

Ihr halbes Leben hat die Bezirksleiterin für Schlecker gearbeitet, die sich gestern in Höchstadt - eine ihrer einst 32 Filialen - um Kasse und elektronisches Zahlungssystem kümmerte. "Mit 59 mache ich mir nicht mehr viel Hoffnungen auf einen neuen Job", sagt die taffe Dame fast schon resignierend.

Die Höchstadter Filialleiterin ist seit 13 Jahren bei Schlecker. Auch wenn sie in den vergangenen Wochen keine Zeit hatte, um Bewerbungen zu schreiben, hat sie doch Hoffnung, wieder eine Festanstellung zu finden.
"Schlimm war für uns die Zeit, als noch Ware da war. Aber inzwischen haben wir die Situation akzeptiert", sagt die Filialleiterin und erinnert daran, dass der Höchstadter Markt "sehr gut gelaufen" ist. Er sei mit der beste und umsatzstärkste im Raum Erlangen gewesen.

Weil der Drogeriemarkt in der Höchstadter Innenstadt viel Laufkundschaft angezogen hat, machen sich jetzt auch die Geschäftsleute in der Nachbarschaft Sorgen um ihre Umsätze. Hinter vorgehaltener Hand befürchten sie einen weiteren Attraktivitätsverlust für die gesamte Innenstadt und speziell für das Vogelseck.

Auch in der Familie Grau sieht man das so. Die Betreiber der Gaststätte und des Hotels "Post" haben die samt Lager und Sozialräume knapp 400 Quadratmeter an Schlecker vermietet. Eigentlich würde der Vertrag noch einige Jahre laufen, doch der Insolvenzverwalter hat ihnen Ende Oktober gekündigt.

"Schlecker war ein Frequenzbringer", sagt Juniorchef Ludwig Grau. Ob es ihm gelingt, wieder einen Mieter mit so viel Laufkundschaft zu finden, kann er nicht versprechen. Noch hat er keine ernsten Anfragen für die Räume, in denen auch schon mal Aldi verkaufte. Eines ist für Grau sicher: In seinen Gastronomiebetrieb integrieren und selbst bewirtschaften will er die Ladenfläche auf keinen Fall. Er bekomme schon jetzt kein Personal.