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"Ich war wie vom Blitz getroffen"


Autor: Andreas Dorsch

Hermersdorf, Freitag, 13. April 2012

Schon bei der ersten Begegnung war für Erika Kain klar, "der Mann wird mich heiraten". Gestern feierte Erika mit ihrem Ehemann Klaus Kain im Vestenbergsgreuther Ortsteil Hermersdorf goldene Hochzeit.


Berlin, München, Hermersdorf - das sind grob die Stationen des heute 83-jährigen Klaus Kain. In Eichwalde in Brandenburg zu Hause, setzte er sich 1955 auf sein Motorrad und floh aus der Ostzone. "Ich habe das System gehasst", erzählt er heute. Nach einer Zwischenstation in einem Entwicklungslabor in Darmstadt fand der Hochfrequenz-Spezialist eine Anstellung im Luft- und Raumfahrtzentrum Oberpfaffenhofen. Dort betreute er den "Zuse Z 22", den ersten weltweit in Serie produzierten Computer. Später arbeitete er bis zu seiner Pensionierung in der Laserforschung.

Seine Frau Erika lernte er durch Zufall kennen. Klaus Kains damals in Ottobrunn lebende Eltern hatten ihren Wohnungsschlüssel einmal bei den Nachbarn deponiert. Als er den Schlüssel holen wollte, öffnete ihm eine Blondine die Tür. Um diese junge Frau wieder zu sehen, kam er auch noch auf die Idee, sich Kartoffeln auszuleihen. Die Blondine war Erika Kain. "Ich war wie vom Blitz getroffen", erinnert sich die heute 75-Jährige. Ein halbes Jahr später wurde Verlobung gefeiert. "Der Mann hatte es eilig und alles für die Hochzeit organisiert."

Ihren Beruf als Kinderkrankenschwester gab sie auf Wunsch ihres Mannes auf, um zwei eigene Kinder großzuziehen. Weil ihr die Betreuung von jungen Menschen besonders am Herzen lag, engagierte sie sich dann 25 Jahre lang ehrenamtlich in Gilching in der Jugendarbeit.

Die Immobilienpreise im Raum München trieben das Ehepaar Kain nach Franken, als die Rente nahte. Auf den Rat von Kollegen und weil Klaus Kains Mutter in Nürnberg lebte, fiel es ihnen leicht, ins Fränkische zu ziehen. In Hermersdorf fanden sie ein altes Bauernhaus, das die beiden für ihre Bedürfnisse renovierten.

Seit 1992 leben die Kains nun in dem kleinen Vestenbergsgreuther Ortsteil und haben hier längst Wurzeln geschlagen. Die zum Anwesen gehörende Scheune nutzt der Bastler aus Brandenburg.