Druckartikel: "Ich habe Pubertät" - Die Dinge überschlagen sich

"Ich habe Pubertät" - Die Dinge überschlagen sich


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Dienstag, 06. Juni 2017

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Nicht nur an der Kirchweih geht es drunter und drüber - auch in den pubertären Welten. Foto: Michael Busch


Der Berg ruft! Das Volksfest in Erlangen startet wie immer am Donnerstag vor Pfingsten mit dem traditionellen Anstich durch den Oberbürgermeister. Tolle Geschichte, viele Menschen, noch mehr Stimmung. Und eine Tochter, die so gar keine Lust mehr hat, mit ihrem Vater dorthin zu gehen. "Hallo, du bist erst 13 Jahre alt!" - ein Argument, das nur wenig zieht. "Ich geh' ja auch am Familientag", antwortet Nicola kess.
Lassen wir mal das Argument beiseite, dass diese Veranstaltungen das Taschengeld übermäßig belasten und es daher zu Sonderzahlungen kommen muss. Es ist bei einer Heranwachsenden ein ganz anderes Motto, das hier offensichtlich zum Tragen kommt. "Für das Kinderkarussell zu alt, für den Weinstand zu jung!" Doch wovor hat man als Vater dann Angst, wenn irgendwie nichts für Pubertierende auf so einem Volksfest da ist?
Die meisten Jungs und Mädchen stehen in diesem Alter am Autoscooter. "Herumlungern", wie wir Ältere gerne sagen. Mit den Elektroautos fahren meist nur die Jungs, selten mal ein Mädchen auf dem Beifahrersitz. Die finden das Gehabe, so meine Tochter, der Halbstarken eher "machomäßig blöd". Und warum der Autoscooter?


Coole Musik am Autoscooter

Man mag es als Erwachsener nicht glauben: Die haben dort die coolste Musik. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich in irgendein Zelt oder auf einen Keller gehe?", erklärt mir Nicola. Zwischen Ernst Mosch und Helene Fischer sei die Grausamkeit der Beschallung kaum zu überbieten. Ich hätte das ohne Mosch und Fischer eigentlich auch für den Autoscooter gesagt, doch über Geschmack lässt sich ja nicht streiten.
Zurück zum "Was machen wir überhaupt am Berg?" Da hat Nicola eine Idealvorstellung. "Du suchst dir einen schönen Platz unter den Bäumen und ich schaue ab und zu mal vorbei." Das ist die Umschreibung für: "Geh bloß nicht mit mir, aber sei da, wenn ich wieder einen neuen Zehner brauche!"
Ich kann an dieser Stelle nur raten: Kommen Sie nicht auf die Idee, mit Ihrem Kind mitzugehen und sich vielleicht mit in eines der Fahrgeschäfte zu setzen. Der Zehner ist gut investiert, dass man genau das nicht machen muss. Sie werden sich lächerlich machen, wenn sie nur leise herauspressen: "Ich glaub, mir ist schlecht." Denn die Antwort wird immer sein: "Papa, du wirst halt alt!" Das wollen wir nicht. Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Ich fände es echt toll, wenn Papa mal mit mir das Überschlagsdings fährt. Der sieht in Grün nämlich ganz witzig aus.