Druckartikel: "Ich bin nicht nur Gemeinderätin, sondern auch Mensch"

"Ich bin nicht nur Gemeinderätin, sondern auch Mensch"


Autor: Sabine Memmel

Adelsdorf, Donnerstag, 12. März 2015

Bei der Gemeinderatssitzung sorgte sie mit ihrer Erklärung für einen Paukenschlag. Jutta Köhler teilte dem Gremium mit, dass sie mit sofortiger Wirkung die SPD-Fraktion verlassen werde und dem Gemeinderat künftig als fraktionsloses Mitglied angehören werde. Stimmen zu dieser Entscheidung.
Jutta Köhler tritt aus der Adelsdorfer SPD-Fraktion aus. Foto: privat


Als Grund gab sie an, "dass mit einem Teil meiner Fraktion, eine vertrauens- und verantwortungsvolle sowie konstruktive Zusammenarbeit nicht mehr möglich erscheint". Als Beispiel nannte sie die Umwandlung des Schulsportplatzes in Bauland. Das bestätigte sie auch gestern auf telefonische Nachfrage. Besonders der Konflikt mit einer Person habe sie zu diesem Schritt bewegt. Die Kluft sei zu groß gewesen. "Ich bin nicht nur Gemeinderätin und Zweite Bürgermeisterin, sondern auch Mensch", betonte sie.

Die Fraktion besteht jetzt nur noch aus Jörg Bubel und Johannes Funke. Die Mitglieder des SPD-Ortsvereins informierte Köhler im Vorfeld der Sitzung. "Wenn der Anlass wirklich der Verkauf des Sportplatzes ist, dann fehlt mir das Verständnis. Das ist eine Sachfrage, in der man unterschiedlicher Meinung sein kann", sagt Jörg Bubel (SPD). Für ihn kam Köhlers Schritt überraschend. Er wolle sich nun mit dem Ortsverein zusammensetzen, wie mit ihrem Austritt aus der Fraktion umgegangen werden soll. Johannes Funke (SPD) akzeptiert Köhlers Rücktritt, bedauert ihn aber auch: "Ich finde es sehr schade, kann es aber auch nachvollziehen."

Hans Mönius (CSU) bedauert Köhlers Entscheidung: "Es tut mir leid, dass sie diesen Schritt gemacht hat." Günter Münch (FW) kann Köhlers Gründe nachvollziehen. Innerhalb der SPD-Fraktion würde sich zeigen, wie es nun weiterginge. Karsten Fischkal (FW) will sich als Bürgermeister nicht einmischen: "Das muss die Fraktion mit sich selbst ausmachen." In der kommenden Sitzung soll Köhlers Entscheidung behandelt werden.

Folgende Rede trug Jutta Köhler am Mittwochabend vor:

"Sehr geehrter Herr Bürgermeister, verehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, meine sehr verehrten Damen und Herren, hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich die SPD-Fraktion mit sofortiger Wirkung verlassen werde. Dieser Schritt ist für mich weder ein spontaner, noch ein unüberlegter und schon gar kein leichter Schritt. Diese Entscheidung ist über einen längeren Zeitraum gereift.

Die Bürgerinnen und Bürger haben mir bei der Kommunalwahl ihr großes Vertrauen geschenkt und mich damit als Gemeinderätin beauftragt, für ihr Wohl und ihre Belange einzutreten und mich mit zukunftsweisenden Themen, wie z.B. der finanziellen Gemeindeentwicklung, verantwortungsvoll auseinander zu setzen. Daher gehört es in den Verantwortungsbereich eines Gemeinderates bzw. einer Gemeinderätin, das Machbare und Notwendige vom Wünschenswerten zu unterscheiden. Dies ist Voraussetzung für eine nachhaltige Politik im Interesse nachkommender Generationen, zu der ich mich verpflichtet fühle.

Ein Beispiel dafür, und ich wiederhole nur ein Beispiel, ist der marode und nicht mehr genutzte Schulsportplatz in unserer Gemeinde. Die Umwandlung dieses Geländes in Wohnbauland, ist ein zentraler Bestandteil des Konsolidierungsprogramms unserer Gemeinde - eine Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit in den kommenden Jahren.

Die aktuellen Ereignisse der letzten Wochen und Monate, in denen es immer wieder um das Wohl unserer Gemeinde und damit der Bürgerinnen und Bürger ging, haben gezeigt, dass mit einem Teil meiner Fraktion, eine vertrauens- und verantwortungsvolle sowie konstruktive Zusammenarbeit nicht mehr möglich erscheint. Die politische Schnittmenge kaum noch vorhanden ist.

Ich habe im Wahlkampf das Motto unserer Gemeinde "Gemeinsam Lebensqualität nachhaltig gestalten" vertreten. In der aktuellen Legislaturperiode bin ich den Bürgern daher verpflichtet, für meine Versprechen im Wahlkampf einzustehen. Da ich damit eine Verantwortung übernommen habe, ist es mir ein großes Anliegen, dieser gerecht zu werden.

Ich werde damit ab sofort als fraktionsloses Mitglied dem Adelsdorfer Gemeinderat angehören. Und darüber hinaus allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde auch weiterhin eine Zweite Bürgermeisterin sein, die für einen offenen, respektvollen, vorurteilsfreien und verantwortungsvollen Dialog zur Verfügung steht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit."