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"Ich bin ausgesöhnt und zufrieden"


Autor: Johanna Blum

Sterpersdorf, Montag, 22. August 2016

Pfarrer Werner Fortuna geht mit 73 Jahren in Ruhestand. Im Gespräch blickt er auf seine vielen Stationen und die ein oder andere Konfrontation zurück.
Pfarrer Werner Fortuna verlässt nach zehn Jahren seine Gemeinde in Sterpersdorf und geht in den Ruhestand.  Foto: Johanna Blum


Am 1. September verlässt Pfarrer Werner Fortuna die Gemeinde Sterpersdorf und langsam stellt er sich auf seinen wohl verdienten Ruhestand ein. Der Fränkische Tag traf ihn beim Pfarrfest in Sterpersdorf nach dem Gottesdienst zu einem Gespräch, wo er über seine wechselvolle Vergangenheit und über seine Wünsche für die Zukunft erzählte.

Ihrem Namen nach könnten Sie Italiener sein, aber Ihrem Dialekt her kommen Sie doch aus dem Osten?
Werner Fortuna: Ich wurde am 23. Juni 1943 in Kochlowitz in Oberschlesien, im heutigen Polen geboren. Ich war also ein Kriegskind. Dort bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen, studierte und wurde Diplomingenieur. Mit 40 Jahren merkte ich jedoch, dass dies nicht der richtige Beruf für mich war und so machte ich mich als Spätaussiedler auf in Richtung Westen, um meinem Leben eine andere Richtung zu geben.



Sie sind also ein spätberufener Priester. Wie kam es dazu?
Ich habe mich eigentlich schon immer zum Priester berufen gefühlt, hatte aber bis dahin nicht die Kraft und den Mut dazu gehabt. Das Ja zum Priestertum ist mir nicht leicht gefallen. Und als mein Entschluss feststand, machte es mir mein Vorleben recht schwer, ein Priesterseminar zu finden, das mich aufnimmt. In einem Spätberufenenseminar zwischen Bonn und Koblenz verbrachte ich die ersten vier Jahre meiner Priesterausbildung und die letzten zwei Jahre studierte ich in Bamberg. Im Jahr 1990 wurde ich dort zum Priester geweiht.

Wie war dann Ihr priesterlicher Werdegang?
Meine erste Stelle als Kaplan trat ich im September 1990 in Neunkirchen am Brand an. Dort blieb ich aber nur bis einen Tag vor Heiligabend. Man hat mich regelrecht aus dem Pfarrhaus geworfen. Wir lebten dort zu viert: mein Pfarrer, seine Mutter, eine Katechetin und ich. Das funktionierte einfach nicht.

Und wie ging es dann weiter?
Ich bin am selben Abend zurück nach Bamberg ins Priesterseminar - aber alle schauten mich wie einen Verbrecher an. Dann kam ich zur Aushilfe als Kaplan nach Schlüsselfeld zu Pater Gabriel. Aber auch hier fühlte ich mich nicht sonderlich wohl und nach acht Monaten wechselte ich als Kaplan nach Wallenfels. Nach drei Jahren wollte ich mich wieder verändern, denn auch hier fühlte ich mich nicht besonders wohl. 1994 zog ich nach Enchenreuth bei Helmbrechts im Frankenwald.

Sie sind ja ziemlich herum gekommen.
Ja, es war immer das gleiche. Auch sieben Jahre in Merkendorf, das hinter Bamberg liegt, als Pfarradministrator, ging es mir nicht anders und ich bin von selber gegangen. Außerdem sollte ein Gemeindepriester nicht mehr als sieben bis zehn Jahre in einer Pfarrei wirken, sonst kommt es zur Stagnation, finde ich. Also wollte ich mich nun nach einer neuen Pfarrstelle umsehen und ich bewarb mich in zwei Pfarreien - zum Leidwesen meines Personalchefs. Er schickte mich dann dahin, wo ich seiner Meinung nach hingehöre.

Und wo sind Sie dann gelandet?
Ich kam hierher nach Sterpersdorf als Seelsorger und das war fast genau vor zehn Jahren am 27. September 2006.

Hier haben Sie es jetzt zehn Jahre "ausgehalten" und sind nach anfänglichen Reibereien mit den Einheimischen ganz gut zurecht gekommen. Nun gehen Sie wieder - aber in den Ruhestand mit 73 Jahren. Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Ja, ich habe mich abgemeldet und gehe in Pension. Nun bin ich auf der Suche nach einer Wohnung in Bamberg, Coburg, Kronach oder Lichtenfels. So lange muss ich noch bei den Sterpersdorfern ausharren.

Eigentlich wollten Sie doch nach Kanada auswandern. Was ist daraus geworden?
Ja, ich hatte es privat bei einer deutschen Pfarrei in Kanada versucht. Ich fand die Adresse einer deutschsprachigen Gemeinde dort und mailte meine Anfrage - erhielt aber leider eine Absage. Auch unser Erzbischof konnte mir als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz leider nicht weiter helfen.
Eigentlich bedeutet mein Name "Fortuna" Glück. Aber in meinem Wesen scheint irgend etwas zu sein, das andere "wild" macht, denn schon im Gymnasium wurde ich ausgenutzt und viel geärgert. In meinem Fall stimmt der Ausspruch "Nomen est omen" überhaupt nicht. Bei mir ist eher das Gegenteil der Fall. Aber trotz allem lebe ich noch und bin mit meinem Schicksal ausgesöhnt und zufrieden.
Die Fragen stellte
Johanna Blum