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Hundeschule Röttenbach: Gutes Benehmen ist Hauptfach


Autor: Pauline Lindner

Röttenbach, Mittwoch, 27. August 2014

Sabine Karl-Kraus zeigt in Röttenbach Hundebesitzern, wie sie ihre Vierbeiner zu wohlerzogenen Begleitern machen, die sich weder von knackenden Schirmen noch von anderen Hunden ablenken lassen.
Sabine Karl-Kraus (rechts) beobachtet Hund und Frauchen beim Üben in der Hundeschule. Foto: Pauline Lindner


Der Landseer Alwin ist ein weißer Riese, obwohl er mit seinen neun Monaten noch nicht einmal ganz ausgewachsen ist. Ruhig und gelassen sitzt er neben seinem Frauchen auf der Übungswiese der Hundeschule von Sabine Karl-Kraus. Ein ganz anderes Temperament hat die Sheltie-Hündin Holly. Ihren flinken Augen entgeht nichts, was geschieht. Und Golddust-Terrier Struppi sieht aus und agiert wie sein Namensvorbild aus dem Comic.

Drei Hunde mitten in der Pubertät. Sie besuchen deshalb mit ihren Frauchen die Hundeschule. Gutes Benehmen ist das Hauptunterrichtsfach - und Nerven bewahren, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht.

Ein Schirm knackt beim Öffnen ganz schön laut. Weiß ich doch, scheint Alwin zu denken, als eine Helferin eine Runde mit Schirm um die im Kreis brav neben Frauchen sitzenden Hunde geht. Ein Herrchen mimt einen Nordic-Walker. Der kann jedem beim Spaziergang begegnen - nichts Besonderes, auf das Hund reagieren muss.


"Er muss sitzen bleiben", erklärt Karl-Kraus den Aufbau dieser Übungseinheit. Ein Kommando wie "Sitz!" oder eine entsprechende Geste kennen alle Junghunde in der Runde. In Schritten wird immer mehr Ablenkung eingefügt. "Trotzdem muss der Hund sitzen bleiben." Auch wenn Frauchen von einer anderen Hundehalterin mit dem Hund an der Leine begrüßt wird und mit ihr plaudert.

"Es geht doch nicht, dass dann der Hund mit dem anderen rumkaspert oder gar das Kabbeln anfängt", beschreibt Karl-Kraus das Ärgernis in so einer Situation. "Glauben Sie, dass ein Hund dann versteht, was er machen soll, wenn Sie ihn jetzt zutexten würden?", macht sie darauf aufmerksam, weshalb ein Frauchen mal entschieden an der Leine zieht und ein anderes ganz deutlich den Finger hebt.

Genug Stillsitzen! Jetzt kommt das Erkunden dran. Das ist einerseits eine Geschicklichkeitsübung für die Hunde, auf der anderen Seite soll es sie mit Dingen bekannt machen, die ihnen ohne weiteres begegnen können. Eine freiliegende Leiter oder eine schräge Hühnerleiter wird es selten sein, aber ein Gitter oder ein Bodenbelag mit Spalten schon öfter. Alwin findet das alles etwas seltsam. Er hat so lange Beine, dass er einfach durchsteigt statt auf die Sprossen zu treten. Holly dagegen ist in ihrem Element. Und selbst die schüchterne Retriever-Dame traut sich nach einer Weile durch den Plastiktunnel, wie ihn Kinder gerne zum Spielen haben.

Eine "Echtsituation"

Ein plötzlicher Regenguss. Alle flüchten sich unter eine Überdachung. Dicht an dicht stehen Mensch und Tier. "Das ist eine Echtsituation, die gar nicht so selten passiert", sagt Karl-Kraus. "Kennt ein Hund das und weiß, dass er sich ruhig verhalten muss, können sie sogar Bergbahngondel fahren", berichtet sie von einer Tour mit ihrem Hund in den Alpen.

Karl-Kraus ist mit Hunden aufgewachsen. Als junge Frau hat sie bei einem Hundesportverein auch fremde Hunde trainiert. Dann kam die Familiengründung - mit Hund bzw. Hunden, versteht sich. Nach der Trennung von Ehemann Klaus stand sie vor der Frage, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen könne. Sie entschloss sich, in der Schweiz eine Ausbildung zur Hundepsychologin zu machen und ihre Kenntnisse an die Hundehalter zu bringen - in Gruppenstunden auf dem Übungsgelände, in Einzeltherapie bei schwierigen Hunden, durch Vorträge. "Ich will den Leuten vermitteln, dass jeder seines Hundes Schmied ist", fasst sie den Inhalt zusammen.
Als Hobby züchtet sie White Lion American Bulldogs. Acht Wochen alt sind die kleinen Rabauken. Sie werden schon erzogen - von der Mutter Fancy. Die lässt ihrer Meute gewiss nichts durchgehen. Wenn sich das Jungvolk falsch verhält, geht sie weg oder wendet sich ab. Mit Mamas Spielzeug darf man nur mit ihrer Erlaubnis spielen. "So konsequent muss auch das menschliche Alttier sein, zu dem die Welpen ab Ende des Monats kommen", warnt sie vor all zuviel Verzückung wegen der knuddeligen Jungtiere.

Der Familienbegleithund

Anforderungen Heute hat man nicht mehr einen Hund, sondern man lebt mit ihmzusammen. So ein Familienbegleithund muss alltagstauglich sein. Er soll freundlich und entspannt sein, muss warten können, wenn es sein muss und darf niemanden - weder einen anderen Hund noch einen Menschen - belästigen.

Probleme Daran hapert es manchmal, weil Herrchen oder Frauchen, Grundregeln missachtet. Die Hundepsychologin Sabine Karl-Kraus nennt folgende Ursachen für Probleme:
1. Der Hund wird vermenschlicht

2. Es werden keine klaren Regeln aufgestellt

3. Regeln werden zwar aufgestellt, aber nicht eingehalten

4. Es wird versucht, dem Hund alles recht zu machen

5. Es wird zu viel auf den Hund eingeredet

6. Der Hund wird - typisch fränkisch - nicht gelobt, wenn er etwas richtig macht