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Homeoffice und Zwangsurlaub


Autor: Theresa Schiffl

LKR Erlangen-Höchstadt, Freitag, 31. Januar 2020

Das Corona-Virus bereitet vielen Sorge. Mit Siemens, Schaeffler, Adidas, Puma sowie der Martin-Bauer-Group sitzen etliche international agierende Unternehmen im Raum Höchstadt. Sie haben bereits Vorkehrungen getroffen.
In Hongkong tragen viele Passanten Mundschutz.  Das Corona-Virus treibt aber auch die Konzerne  im Raum Höchstadt um.Foto: Liau Chung-Ren/dpa


Aus ärztlicher Sicht ist die Stimmung in Deutschland bezüglich des Corona-Virus entspannt, dennoch wird die Entwicklung genauestens beobachtet. Die Weltgesundheitsorganisation stellte fest, dass es sich um eine "Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" handle.

Genauso aufmerksam wie Behörden verfolgen auch Unternehmen im Landkreis Erlangen-Höchstadt die Situation. Bei den aktuellen Krankheitsfällen in Bayern handelt es sich um Mitarbeiter der international agierenden Firma Webasto. Eine Chinesin, die eine Schulung in der Zentrale gehalten hatte, steckte die Mitarbeiter an. Wie reagieren nun Unternehmen im Raum Höchstadt, die Handelskontakte nach China haben?

Schaeffler stark in China vertreten

Der Konzern Schaeffler hat in China acht Werke. In der Stadt Wuhan, in der das Virus erstmals auftauchte, betreibt er einen Logistikstandort. Schaeffler sprach bereits vor wenigen Tagen für seine Mitarbeiter ein Reiseverbot aus. Bisher hat es bei Schaeffler keine Krankheitsfälle gegeben.

Die Sportartikelhersteller Adidas und Puma in Herzogenaurach teilen mit, dass an den Standorten in China die behördlichen Verordnungen umgesetzt würden. Die Betriebsruhe sei über die chinesischen Neujahrsfeiertage hinaus bis zum 9. Februar verlängert worden.

Neben einer Verstärkung der Hygienemaßnahmen wurden den Mitarbeitern in Deutschland entsprechende Hinweise mitgeteilt. Mandy Nieber, Pressesprecherin bei Adidas erklärt: "Für Reisen nach China benötigen Mitarbeiter zudem bis auf Weiteres eine Ausnahmegenehmigung."

Keine Reisen nach China

Auch bei Puma ist kein Mitarbeiter erkrankt, dennoch werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Eine Reisewarnung wurde ausgesprochen und alle Veranstaltungen, die im Februar in China stattfinden sollten, wurden abgesagt oder verschoben. "Jeder Mitarbeiter, der in den letzten zwei Wochen in China war, wird gebeten, bis auf Weiteres von zu Hause aus zu arbeiten", erklärt Puma-Pressesprecher Robert-Jan Bartunek.

Der Technologiekonzern Siemens beobachtet die Situation ebenfalls genau. Pressesprecher Bernhard Lott erklärt, dass die Mitarbeiter gebeten würden, Reisen nach China zu vermeiden. "Telefon- und Videokonferenzen sind eine gute Möglichkeit für ein persönliches Gespräch und in der aktuellen Situation einfach sicherer."

Der Teeproduzent Martin Bauer aus Vestenbergsgreuth hat für alle Mitarbeiter ein Reiseverbot nach sowie innerhalb Chinas ausgesprochen, teilt Katharina Peter von der Unternehmenskommunikation mit.

Für den Betrieb der Universität in Erlangen läuft bisher alles normal. Aber Universitätspräsident Joachim Hornegger erklärt, dass sich die Leitung aktuell mit Experten berate, inwieweit Maßnahmen, wie etwa die Absage von Dienstreisen nach China, notwendig sind.

Informationen seien aktuell das Wichtigste: "Wir informieren intern. Insbesondere die Studierenden, die einen Aufenthalt in nächster Zeit an einer chinesischen Universität geplant haben, werden seitens der Universität informiert und beraten", so Hornegger.

Eine weitere Branche, die von den Folgen des Virus stark beeinträchtigt ist, ist die Tourismuswirtschaft. Lufthansa und British Airways haben mittlerweile alle Flüge von und nach China gestrichen. Das Reisen in einige Regionen ist außerdem stark eingeschränkt. "China ist generell nicht mehr so im Trend", sagt Astrid Dresel vom gleichnamigen Reisebüro in Höchstadt. Ihre Vermutung: Unter ihren Kunden reisen viele sowieso schon geschäftlich in das Land. Dazu kommt, dass momentan aufgrund der Lage sowieso wohl fast niemand einen Flug buchen will. "Wir bieten aktuell keine Reisen nach China an", so Dresel. Viele Anbieter hätten alle Gruppenreisen abgesagt. Ihre Kollegin Tanja Tulit sagt: "Es gibt aufgrund der aktuellen Situation ein Sonderkündigungsrecht für Asien."