Druckartikel: Holzrücker kämpfen mit dem nassen Wetter

Holzrücker kämpfen mit dem nassen Wetter


Autor: Sabine Memmel

Lonnerstadt, Donnerstag, 16. Januar 2014

Der Boden ist feucht. Stellenweise zu feucht, um das geerntete Holz aus dem Wald an die Straße zu rücken. Für Johann Schatz, der das Holz transportiert, stellen sich erste finanzielle Ausfälle ein.
Tiefe Spuren hinterlassen die Rückezüge im feuchten Waldboden. Teilweise ist er nicht befahrbar. Die Arbeit muss stehen bleiben.  Fotos: Sabine Herteux


Zur Zeit arbeitet Johann Schatz nur zweimal in der Woche. Nicht mehr, nicht weniger. Klingt erstmal ziemlich entspannt, fast wie ein wahr gewordener Traum. Doch für den Landwirt aus Lonnerstadt ist es alles andere als das. In den Wintermonaten kümmert sich der Landwirt darum, das geerntete Holz aus dem Wald an die Forststraße zu transportieren. Das macht er mit schwerem Gerät, einem Rückezug. Da der Boden vielerorts aber viel zu feucht ist und die Maschine aufgrund ihres Gewichts zu tief in den Boden sacken würde, bleibt die Arbeit an so manchen Stellen sprichwörtlich liegen: "Wir haben massive Probleme, vernünftig arbeiten zu können. Der Schlepper sinkt zu sehr ein", bedauert Schatz.



Was es braucht, ist Bodenfrost
Denn der Bodendruck des Geräts ist immens. Gewaltige Spuren in den Rückegassen, auf denen das Holz abtransportiert wird, sind die Folge.

Teilweise bis zu 50 Zentimeter tief. Der Boden verdichtet sich, wird zusammengepresst - und für Schatz unpassierbar. "Der Boden ist wie ein Schwamm vollgesogen mit Wasser. Der Rückezug ist uns auch schon stecken geblieben."

Seit Herbst kämpft Schatz mit der Witterung. Es ist zu nass. Zu feucht. Ein Winter ohne Frost. Dabei ist es genau das, was der 53-Jährige so sehr herbeisehnt: "Trocken und kalt, das wäre optimal. Hauptsache Bodenfrost." Dann könnte er das Holz problemlos mit seinem Schlepper an den Lkw-befahrbaren Waldweg rücken - ohne Spuren zu hinterlassen. "Bodenfrost stellt sich allerdings erst ab minus fünf Grad ein - da der Boden durch das Laub von der Kälte recht isoliert ist", sagt Gerhard Schmidt, Forstunternehmer aus Ailsbach.

Er arbeitet mit Schatz zusammen. Leistet mit seinem Sohn und weiteren zwei Mitarbeitern die Vorarbeit: Die Bäume fällen, entasten, nach Güte sortieren, Länge und Durchmesser bestimmen - das alles gehört zu seinen Aufgaben. Die kann er unabhängig von dem feuchten Boden erledigen - denn er arbeitet ohne schwere Maschinen. Händisch oder mit der Motorsäge.

Die Aufträge kommen hauptsächlich von Privatleuten, aber auch von der Kommune oder der Waldbauernvereinigung. Abnehmer ist vor allem die Sägeindustrie. "Umso geradschaftiger der Baumstamm und umso geringer der Astanteil, desto wertvoller ist das Holz", erklärt der 49-Jährige.

Doch bleibt das geerntete Holz im Wald liegen, verliert es - spätestens wenn die Temperaturen wieder steigen - an Wert. "Ende März können Kiefern eine Bläue bekommen. Verantwortlich dafür ist ein Pilz, der die Holzqualität vermindert", sagt Schmidt. Das wollen er und Schatz auf jeden Fall nicht erleben. Wie auch immer sich das Wetter also in den nächsten Wochen entwickelt: "Bevor die Vegetation wieder beginnt, muss das Holz raus aus dem Wald", sagt Schatz. Auch dann, wenn der Boden immer noch wie ein Schwamm ist. "Darauf kann dann keine Rücksicht genommen werden."

Holz liegt seit dem Herbst
Dass er das derzeit noch tut, verstehen nicht alle seiner Kunden. Normalerweise vergehen maximal vier Wochen vom Einschlag bis zum Rücken. Jetzt liegt das Holz stellenweise schon seit Herbst. "Zum Beispiel bei Buchfeld. Da geht gar nichts mehr", sagt Schatz. Finanzielle Ausfälle halten sich zwar noch in Grenzen, sind aber vorhanden. Genauso wie bei Schmidt. "Ich bekomme mein Geld auch erst, wenn das Holz an die Straße gerückt wurde", erklärt er.

Auch bei Gerhard Hofmann, Revierleiter für das Revier Wachenroth, kann das Holz teilweise nicht transportiert werden. "Ich hoffe auf einen richtigen Winter. Kommt er nicht, zählt irgendwann der wirtschaftliche Aspekt", sagt er. Und dann kann auch Johann Schatz wieder jeden Tag in der Woche in den Wald und seinen Schlepper anschmeißen. Das ist dann für ihn wie ein wahr gewordener Traum.