HÖS in Erlangen-Höchstadt? 66 Prozent dafür
Autor: Sebastian Martin
, Freitag, 01. Februar 2013
Auf infranken. de fragen wir: Wollen Sie HÖS wieder haben? Darauf antwortete die Mehrheit der User mit Ja. Nein sagen hingegen Landrat Irlinger und Herzogenaurachs Bürgermeister Hacker. Der Höchstadter Bürgermeister sieht das etwas anders. Interesse am alten Nummernschild besteht jedenfalls.
HÖS ist tot? Von wegen: Laut Kfz-Zulassungsstelle des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt fahren insgesamt noch 876 Fahrzeuge mit dem Kennzeichen des Alt-Landkreises Höchstadt durchs Land.
Eines davon ist ein Fendt Fix 2, der im Höchstadter Ortsteil Greiendorf in der Scheune der Familie Schwandner steht. Seit 1960 ist dieser 18-PS-Traktor im Besitz der Familie und wird heute noch in dem Nebenerwerbsbetrieb für leichte Arbeiten auf dem Feld eingesetzt. Opa Rudolf Schwandner kann sich noch gut erinnern, wie er einst den Vierer-Führerschein gemacht hat, um diesen damals neuen Bulldog fahren zu dürfen. Ihn ziert seitdem das HÖS-Kennzeichen.
Dann kam die Gebietsreform 1972. Der Kreis Höchstadt verschwand von der Landkarte und damit auch das Kennzeichen HÖS. Neuzulassungen bekamen ab da nur noch ER verpasst. Zwei Jahre lang war das so, bis der Protest zu groß wurde.
Und nun könnte HÖS auch wieder auftauchen. Denn die bayerische Staatsregierung in München hatte vor zwei Wochen beschlossen, es den Landkreisen zu überlassen, die alten Kennzeichen wieder einzuführen. Das heißt, Landrat Eberhard Irlinger (SPD) kann entscheiden, ob HÖS neben dem Kennzeichen ERH angebracht werden kann. Allerdings sagt Irlinger Nein (wir berichteten). In über 40 Jahren habe der Landkreis eine eigene Identität entwickelt, ERH habe sich bewährt, sagt der Landkreischef. Alles andere sei ein Schritt zurück.
Brehm: HÖS als schöne Geste
"Entscheiden tut der Landrat, das muss ich akzeptieren", sagt Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Dennoch wäre es in seinen Augen eine schöne Geste gewesen, HÖS neben ERH mit zu verwenden. Brehm sagt, er könne auch die Anliegen der Bürger verstehen, die sich zum Teil das alte Kennzeichen zurück sehnen. Der Kreisrat der Freien Wähler sieht Höchstadt dennoch "gut positioniert in ERH". Denn nachdem geklärt war, dass der Neubau des Landratsamtes in Erlangen erfolgt und die Zweigstelle des Landratsamtes in Höchstadt bleibt, sei schon gesichert, dass Höchstadt weiter präsent bleibe.
Wersal: nicht gleich Nein sagen
Der Herzogenauracher Bürgermeister German Hacker ist nicht begeistert von der Entscheidung aus München: "Ich kann nur den Kopf darüber schütteln", sagt der SPD-Mann, der auch im Kreistag sitzt. Zur Diskussion über HÖS sagt Hacker: "Wir haben andere Probleme." Vor allem würde das unnötig Verwaltungskosten verursachen. Der Kreis Höchstadt und HÖS gehörten zur Geschichte, das sei schön und gut, doch sich über eine Wiedereinführung Gedanken zu machen, sei "Zeitverschwendung". Man solle sich eher überlegen, zusätzlich zum Kennzeichen ERH noch Metropolregion Nürnberg anzubringen, das sei in Zeiten der Globalisierung sinnvoller.
Joachim Wersal, Bürgermeister aus Hemhofen und FW-Kreisrat, findet, dass man nicht gleich Nein zu HÖS sagen sollte. "Ich könnte es mir bei allen Autos, Traktoren und sonstigen Fahrzeugen vorstellen, die vor der Gebietsreform 1972 gebaut worden sind."
Wie eben bei den Traktoren von Rudolf Schwandner. Die komplette Geschichte der Landkreis-Kennzeichen ist in seiner Scheune versammelt: ein weiterer Traktor mit ER und der modernste mit ERH. "Die Diskussion um die Wiedereinführung von HÖS hätte es nicht gebraucht", sagt Rudolf Schwandner, "aber wenn es möglich sein sollte, warum nicht."
Die User auf infranken.de sind jedenfalls überzeugt: HÖS befürworten über 66 Prozent (207 Stimmen, Stand Freitag, 17 Uhr).
Es kann weiter abgestimmt werden.
