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Sperrzeit: Höchstadts Wirte wollen die 23-Uhr-Regel


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 21. Juni 2017

In der Höchstadter Innenstadt könnte sich bald die Sperrzeit für die Außenbewirtung ändern - mit zwei Einschränkungen.
Theopoula Grammatidou und Dimitrios Petridis vom griechischen Restauren Dimis. Foto: Christian Bauriedel


Herrlich, das Wetter zur Zeit. Vor allem, wenn sich zu späterer Stunde die Hitze legt. Flanieren, etwas trinken gehen, einen Happen essen, draußen sitzen. Toll. Doch das Toskana-Feeling hat eine Grenze, zumindest in der Gastronomie.

Denn um 22 Uhr ist Schluss mit der Gemütlichkeit auf Restaurant-Terrassen. Höchstadts Gastro-Szene wünscht sich deshalb seit längerem - vor allem für die Sommermonate - die Sperrzeit zu lockern, um draußen länger bedienen zu dürfen.

"Bei der Hitze kommt niemand rein", sagt Theopoula Grammatidou, Chefin des griechischen Lokals Dimis. "Wir wollen es ja nicht übertreiben", sagt ihr Partner Dimitrios Petridis. Es gehe nicht um Halligalli die ganze Nacht.
Doch die Erfahrung zu machen, Gäste um 22 Uhr trotz der Temperaturen nach drinnen bitten zu müssen, sei sehr unbefriedigend. Wer eine Weiterentwicklung des Tourismus möchte, ist sich Petridis sicher, der müsse der Gastronomie entgegenkommen.

Auch Patrizio D'Aniello von der Pizzeria Saporito kennt das Problem mit der Uhrzeit. Viele kämen erst gegen 21.30 Uhr. Leider zu spät für draußen. "Wir wollen ja nicht, dass sich die Gäste gedrängt fühlen."

Ins selbe Horn stößt Markus Götschel vom Gasthaus Blauer Löwe, bald bekocht er die Alte Mälzerei: "Die Gäste sind zu Recht genervt." Zumal er absolut keine Probleme mit Beschwerden aus der Nachbarschaft habe.
Bürgermeister Gerald Brehm (JL) versteht das Anliegen der Wirte. Man müsse auch die Nachtruhe der Anwohner berücksichtigen, doch gerade bei dem Wetter sei eine spätere Sperrzeit für den Außenbereich durchaus vertretbar.

Dieser Meinung ist auch Alexander Schulz, CSU-Faktionssprecher und Vorsitzender des Gewerbevereins. "Wir reden ja von Speisegaststätten. Da geht es nicht darum, dass Party gemacht wird."

Am Montag wird sich der Stadtrat mit der Sache befassen. Die Stadtverwaltung hat einen Entwurf der geänderten Verordnung erarbeitet. Eine Stellungnahme der Polizei wurde eingeholt. Diese erhebt keine Einwände, vorausgesetzt, es gibt keine Lärmprobleme. Wenn der Stadtrat sich einigt, könnte somit bald 23 Uhr gelten; ganzjährig für "öffentliche Vergnügungsstätten", also Gaststätten, Eisdielen oder Imbisswägen.


Eingeschränktes Gebiet

Dies soll aber nur für die Innenstadt greifen (Aischbrücke bis Ringstraße, im Westen bis zur Spitalstraße). Und die 23-Uhr-Regel soll nur Freitag, Samstag und Sonntag gelten. Unter der Woche soll es bei 22 Uhr bleiben.
Dimitrios Petridis freut sich, dass nun Bewegung in die Sache kommt. Dass es nur am Wochenende gelten soll, hält er aber für nicht praxistauglich. Am Wochenende seien die Leute im Sommer auf Festen unterwegs. Auch Sonntagabend sei weniger Andrang, weil die Arbeitswoche bevorsteht. Unter der Woche wäre die Ausnahmeregel fürs "Dimis" sinnvoller.

"Das ist als Zugeständnis an die Anwohner gedacht", sagt der Bürgermeister. Schließlich müssen die meisten ja am nächsten Tag früh raus. Doch es sei nur ein Entwurf. Auch über die Erweiterung auf die Wochentage könne man noch reden, so Brehm. "Der Stadtrat wird darüber beraten." Brehm betont, die Regel sei zunächst für eine Testphase geplant. Wenn sie sich als problematisch erweisen sollte, könne man sie stets revidieren. Wo es Lärmprobleme gibt, könnte die erweiterte Sperrzeit wieder entzogen werden.


Nicht für jeden Wirt gültig

Doch selbst wenn Höchstadt die Regel lockert: Ganz so einfach ist es nicht. Das Landratsamt hat die Letztentscheidung, da es die Genehmigungen für die einzelnen Wirte erteilt. Wenn darin eine Sperrzeit von 22 Uhr genannt wird, ist die Verordnung der Stadt nicht wirksam. Das teilt das Landratsamt mit. Dann könne der Wirt aber einen Antrag stellen und die Lärmbelastung prüfen lassen. Steht in seiner Konzession keine Uhrzeit, dann greift die Stadt-Verordnung. Verwirrend, vor allem, wenn man nur ein bisschen Entspannung von der Hitze sucht.