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Höchstadter Mosterei nimmt neue Anlage in Betrieb


Autor: Sabine Memmel

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 12. Sept. 2013

Die neue Pressanlage der Mosterei des Obst- und Gartenbauvereins Höchstadt ist am Donnerstag in Betrieb gegangen. 300 Liter Apfelsaft können jetzt pro Stunde gepresst werden.
Helmut Rausch (links) und Dieter Holzfuß (Mitte) kippen die Äpfel in die neue Pressanlage.  Foto: Sabine Herteux


Der köstliche Geruch steigt sofort in die Nase. Gerade erst hat Franz-Josef Pletzer auf den Knopf gedrückt und die Anlage zum Laufen gebracht - schon rollen die ersten Äpfel in die Presse. Zu dritt schütteln Manfred Warter, Dieter Holzfuß und Helmut Rausch das Obst aus den riesigen Säcken. Einer nach dem anderen, ohne Unterbrechung. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Höchstadt wissen genau, was zu tun ist. Und das, obwohl sie die Pressanlage zuvor noch nie bedient haben. Die ist nämlich neu und war am Donnerstag zum ersten Mal in Betrieb.

"Nach 25 Jahren hat die alte Presse ausgedient. Sie wurde immer anfälliger und wir hatten in den letzten Jahren mehrere Reparaturen", erzählt Herbert Lawrenz, Vorsitzender des Vereins. Mit der neuen Anlage soll die Arbeit vor allem für die älteren Helfer erleichtert werden.

Mussten bei der alten Presse noch einzelne Lagen befüllt werden, laufen die Äpfel nun automatisch durch die Anlage.


Auch Jäger haben was davon
Bevor sie in die Presse gelangen, werden sie von der Maschine gewaschen und zerkleinert. Der fertige Saft läuft in einen großen Behälter, wird erhitzt und anschließend direkt abgefüllt. Die übrig gebliebenen Fruchtstücke - auch Trester genannt - werden über ein Fließband ausgesondert. Lawrenz: "Das holen Jäger und Schäfer bei uns ab, so dass wir es nicht entsorgen müssen."

Durchschnittlich zweimal in der Woche treffen sich die sechs Helfer nun abwechselnd zum Pressen. Eigentlich hätten sie damit schon früher anfangen können, doch wegen des zunächst kalten und dann sehr trockenen Wetters der vergangenen Monate hat sich die Ernte um drei Wochen nach hinten verschoben und beginnt nun etwas verspätet. Lawrenz rechnet deshalb auch mit einem geringeren Ertrag: "Letztes Jahr haben wir 90.000 Liter gepresst. Dieses Jahr werden es nicht mehr als 50.000 Liter sein."

Die Eigenmittel des Vereins reichten für die Investition der Anlage von insgesamt knapp 70.000 Euro nicht ganz aus. Die Mitglieder einigten sich deshalb, einen Kredit von 20.000 Euro aufzunehmen. Über die Lokale Aktionsgruppe Aischgrund stellten sie außerdem einen Antrag auf Förderung durch das Leader-Programm - einer Initiative der Europäischen Union. Und das mit Erfolg: Ende August wurde dem Verein ein Zuschuss von 13.000 Euro zugesagt. Vermittelt wurde der Kontakt von Bürgermeister Gerald Brehm und seinem Stellvertreter Günter Schulz. "Ich freue mich, wenn sich unser größter Verein mit solch einer Ausstattung weiterentwickelt und ein heimisches Produkt weiterverwertet", lobte Brehm bei der Vorstellung der Anlage.

Und noch eine gute Nachricht? Nicht nur Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins, auch alle anderen Apfel-Liebhaber können ihr Obst entweder selbst in der Mosterei zum Pressen abgeben oder bereits abgefüllten Saft sowie Liköre und Obstbrände aus eigener Herstellung kaufen (ab November jeden zweiten Mittwoch von 17 bis 18 Uhr).

Nur ein Problem muss noch gelöst werden: Der Separator, das Reinigungsgerät, ist noch zu laut. "Der Ton ist unangenehm, die Helfer brauchen Ohrenstöpsel", sagt Lawrenz. Überlegt wird deshalb, den Seperator einzuhausen, um den Geräuschpegel damit einzudämmen.

Bis dahin überwiegt aber ohnehin nicht die Lautstärke, sondern der Geruch - und der Geschmack. Zumindest für die Helfer. Die haben es sich nämlich nicht nehmen lassen, sich zwischen all der Arbeit selbst ein Glas des frisch gepressten Saftes zu genehmigen. "Hervorragend", schwärmen sie nach ihrem ersten Schluck. Na dann: Prost!


Eine lange Tradition: 1881 gründete sich der Obst- und Gartenbauverein Höchstadt. Eine Brennerei und Mosterei gab es bereits seit 1921 bzw. 1922 - zunächst im Anwesen Bamberger in der Kleinen Bauerngasse, später im alten städtischen Brauhaus. Seit 1983 ist beides in den Räumen in der Oberen Brauhausgasse 6 untergebracht. Der Verein hat 90 eigene Bäume.