Druckartikel: Höchstadter laufen Sturm gegen Umleitung durch Wohngebiet

Höchstadter laufen Sturm gegen Umleitung durch Wohngebiet


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 08. Juli 2015

Durch den Brückenbau an der Aisch ab 2016 soll der Verkehr durch den Schäfergraben und die Hirtengasse geleitet werden. Niemand scheint das zu wollen, und es gibt tatsächlich Alternativen.
Um den Biergarten am ASV-Sportheim müsste sich der Verkehr winden. Verein und Anwohner sind gegen die Streckenführung. Fotos: Christian Bauriedel


Die beste Lösung ist es nicht. Das hört man von allen Stellen über die Verkehrsbelastung, die auf den Schäfergraben und die Hirtengasse in Höchstadt zukommen könnte. Während der Bauarbeiten an Aisch- und Flutbrücke könnten sich tausende Autos pro Tag über eine Behelfsbrücke durch die zwei Straßen quälen.

Die maroden Brücken müssen ab dem Frühjahr 2016 abgerissen und neu gebaut werden, da das Staatliche Bauamt Schäden an den 60 Jahre alten Bauwerken festgestellt hatte. Erst ist die Aischbrücke an der Reihe. Nach einer Bauzeit von neun Monaten soll ab Winter 2016/17 der Verkehr wieder rollen. Im Frühjahr 2017 wird wieder für neun Monate gebaut, diesmal an der Flutbrücke. Während den 18 Monaten Bauzeit soll der Verkehr über eine Behelfsbrücke fließen. Die neue Strecke: Karpfenkreisel-Aischwiese-Schäfergraben-Hirtengasse-Große Bauerngasse. So der Plan der Stadt Höchstadt.

Kein Parken mehr beim ASV
"Diese Zeit erscheint mir mehr als unrealistisch", sagt Manfred Merkel, Erster Vorsitzender des ASV Höchstadt. Sein Verein ist einer der Leidtragenden, sollte die Behelfsstrecke wie geplant errichtet werden. Der Verkehr würde dann über den Parkplatz neben dem Fußballfeld und direkt an der Vereinsgaststätte vorbei führen. Es gäbe dann für längere Zeit keine Parkplätze mehr für die Eltern, die ihre Kleinen zum Training bringen. 100 Kinder sind im Verein. Vier Mal die Woche ist Training. "Wir sind absolut dagegen. Wir befürworten einen zweiten Übergang bei der Fußgängerbrücke ", sagt Merkel.

Und nicht nur der Vereinsvorsitzende sieht das so. "Das ist die idiotischste Lösung, die man sich vorstellen kann", sagt Christine Lenk. "Das ist der Wahnsinn", pflichtet ihr ihr Ehemann Josef Lenk bei. Die Lenks wohnen im Schäfergraben genau gegenüber des ASV-Heims, um das sich der Verkehr winden würde. Das Idealste, da ist sich das Ehepaar sicher, sei eine zweite Brücke weiter östlich, wo momentan die hölzerne Fußgängerbrücke über die Aisch führt. Die Autos würden dann beim Bauhof herauskommen. Auch Betty Hertenstein, eine ältere Dame, die an der Kreuzung Schäfergraben/Hirtengasse wohnt, ist nicht begeistert: "Irgendwie funktioniert das schon, aber was wird das bloß für ein Lärm?"

18 Beschwerden der Anwohner
Bei der Stadt ist die Stimmung unter den Anwohnern bekannt. 18 Beschwerden gegen die geplante Maßnahme sind bisher eingegangen. "Die Anwohnerbeschwerden sind berechtigt", sagt Bürgermeister Gerald Brehm (FW). Es gehe dort in der Tat sehr eng zu. Und auch er sagt: "Die optimalste Lösung ist das nicht." Doch warum dann keinen zweiten Aischübergang weiter im Osten? Dieser solle im Flächennutzungsplan aufrechterhalten werden, allerdings nur für eine mittelfristige Umsetzung in den nächsten zwei bis drei Jahren, so Brehm, der betont: "Fakt ist, dass der zweite Aischübergang nicht so schnell realisierbar ist." Der Grund: Ein Büro für Landschaftsplanung prüft im Moment mit einem Monitoring, inwiefern geschützte Tierarten gestört würden.

Es gebe demnach nur noch zwei Alternativen, so Brehm: Die Behelfsbrücke zum Schäfergraben hin wird gebaut, oder es gibt gar keinen Ersatzübergang über die Aisch während der Bauzeit. Dann müsste der gesamte Verkehr über Lonnerstadt beziehungsweise die "Schönwetterstraße" am Medbacher Kreisel. "Der Verzicht auf die Behelfsbrücke ist auch eine Alternative", sagt Jürgen Ganzmann vom Höchstadter Bauamt. Auch er habe vollstes Verständnis für die Bedenken der Anwohner. "Das gefällt niemandem. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen." Dass der Schäfergraben als Spielstraße verkehrsberuhigter Bereich ist, wäre weniger das Problem, so Ganzmann. "Das würde für die Zeit umgewidmet."

Nachdem nun eigentlich alle Stellen in Höchstadt bekundet haben, wie unelegant eine Behelfsbrücke über Schäfergraben/Hirtengasse wäre, wartet nun das Staatliche Bauamt auf eine Entscheidung der Stadt. Einen greifbaren Termin hat Bürgermeister Brehm parat: "Am 27. Juli ist Stadtratssitzung. Dann müssen die Würfel fallen."