Höchstadter Innenstadt: Leerstandskonzept macht Zwangspause
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 06. November 2020
Die pandemiebedingte Flaute vermiest dem Einzelhandel zusehends das Geschäft. Ein Händler hat wegen Corona bereits den Laden aufgegeben. Die Stadt muss Pläne, die eigentlich zur Belebung der Innenstadt gedacht sind, zurückstellen. Doch ein Erfolg ist zu vermelden.
Die Absage des Weihnachtsmarkts reiht sich ein in eine Kette aus niederschmetternden Nachrichten für die Höchstadter Geschäftswelt. Bereits der Herbstmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag im September musste abgesagt werden. Der Grund, wie allerorten: Corona.
Dass es nicht einfach sei, solche Entscheidungen zu treffen und den Ladenbetreibern damit unfreiwillig einen aufzubrummen, betont Bürgermeister Gerald Brehm (JL).
Ein Händler in der Hauptstraße hat nicht durchgehalten. "Bleiben Sie mobil", Anbieter von Elektrorollstühlen, hat bereits geschlossen. Termine gibt es nur noch auf Anfrage.
Erst im Februar 2019 hatte man eröffnet. Geschäftsführer Thomas Ringshandel nennt Corona als Grund, warum er die Ausstellungsflächen im ehemaligen Modehaus Hack nun schon wieder aufgeben muss. Auch das Aischpark-Center habe beigetragen, dass es in der Altstadt immer lebloser geworden sei, sagt er. "Im ersten Jahr ist es sehr, sehr gut gelaufen. Aber mit der Covid-Krise ist es komplett eingebrochen."
Schon die Zwangsschließung im Frühjahr habe ihm zugesetzt. Zudem habe er das Problem, dass die Kundschaft, meist betagte Menschen, wegen Corona "das Haus quasi nicht mehr verlassen". Die Konsequenz seien massive Umsatzeinbrüche von rund 80 Prozent.
Aufgegeben habe er aber ausschließlich die Ladenfläche. "Wir betreiben das Geschäft mobil weiter", sagt Ringshandel. Sein Lager in Höchstadt bleibe. Beratung und Verkauf der Elektromobile, Badewannenlifte und Gehhilfen werde er - wie früher - bei Terminen bei den Kunden zu Hause durchführen. Reparatur und Wartung gibt es weiter.
Der Bürgermeister erklärt, dass auch die Stadt von Corona ausgebremst werde. Zum Beispiel bei den Bemühungen zur Innenstadtbelebung. Brehm nennt das Leerstandsmanagement.
Schon die ganzen letzten Jahre sei "so ziemlich jeder Leerstand über meinen Schreibtisch gegangen", sagt Brehm. Vermittler in Sachen Geschäftswelt sei die Stadt also schon immer gewesen. Eigentlich habe man dies heuer verstärken und mit dem "Regionalmarkt-Konzept" loslegen wollen.
Ladenflächen als Testballon
Thomas Oppelt vom Stadtmarketing erklärt die dahinterstehende Idee: Die Stadt wolle gezielt als Vermittler auftreten zwischen Vermietern, die keinen Nachfolger für leerstehende Ladenflächen finden, und Interessenten des Kleingewerbes.
Es gebe sie durchaus, die Handwerker, Künstler und Existenzgründer, die etwas auszustellen und zu verkaufen hätten, so Oppelt. Doch viele würden davor zurückschrecken, sich gleich einen ganzen Laden anzumieten, weil sie noch nicht wissen, ob ihr Business schon tragfähig ist.
Brauereien, Floristen, Töpfer
Als Beispiele für Partner nennt er einen Fair-Trade-Laden, die Kunstschule, Hofläden, Brauereien, Floristen, die Barmherzigen Brüder, die Produkte der Werkstätten ausstellen könnten oder Marktteilnehmer des Altstadtfests, etwa Anbieter von Töpfereiwaren. Im Fokus seien regionale Gewerbetreibende.
Die Stadt will als Mittler auftreten, damit diese Geschäftsleute auch nur für wenige Wochen ihre Produkte oder Dienstleistungen in den leerstehenden Läden präsentieren können. Natürlich nicht mietfrei, sondern "zu einer marktüblichen Miete im unteren Segment", wie der Bürgermeister betont. Zu Wettbewerbsverzerrungen dürfe es nicht kommen. Deshalb würde man sich sich auch sofort zurückziehen, sollte ein anderes Geschäft Interesse zeigt.
Es habe bereits viele potenzielle Partner für das Regionalmarkt-Modell gegeben. Doch Corona habe auch hier dazwischengefunkt. Das Konzept liegt auf Eis - Zwangspause. Nun hofft Oppelt, wie alle, dass besser Zeiten kommen und das Projekt endlich starten kann. Eine gute Nachricht aus der Geschäftswelt hat der Citymanager jedoch parat: Die "Höchstadt-Gutscheine", die als Unterstützung des lokalen Handles in der Pandemie eingeführt wurden, kämen sehr gut an.
Es seien bereits 700 Gutscheine ausgegeben worden. Jeder hat einen Wert von 10 Euro, woraus sich ein Umsatz von 7000 Euro für die lokale Wirtschaft ergibt. Zehn Prozent der Gutscheine seien bisher eingelöst.
Auch wenn der gesellschaftliche Trend zum Onlinehandel leider nicht aufzuhalten sei, so seien die Höchstadt-Gutscheine eine erfreuliche Gegenbewegung, sagt Brehm und wirbt: "Auch als Weihnachtsgeschenk nur zu empfehlen!"
Kaufen kann man den Höchstadt-Gutschein auf der Webseite der Stadt.
27 Läden aus Höchstadt nehmen teil.
Zwei Varianten des Höchstadt Gutscheins gibt es:
Für einen bestimmten Einzelhändler, bei dem der Gutschein dann eingelöst werden kann (der überwiesene Betrag wird von der Stadt sofort an den Händler weiter überwiesen).
Für die "Gutscheingemeinschaft Höchstadt"; dann kann der Gutschein bei jedem teilnehmenden Einzelhändler eingelöst werden (der Betrag wird bei Einlösung an den Händler überwiesen).
Die Stadt bietet die Möglichkeit, Gutscheine an "unsere Helden" zu verschenken. Hierzu nennt man bei Bestellung die Gruppe an die der Gutschein gehen soll (zum Beispiel Feuerwehr, Krankenhaus, Alten- und Pflegeheime, Polizei)