Höchstadter Heimatverein öffnet das Von-derSaal-Haus
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 12. Sept. 2014
Der Höchstadter Heimatverein gewährt am Tag des offenen Denkmals Einblicke in ein altes Fachwerkhaus.
Es müssen wohlhabende Leute gewesen sein, die das Fachwerkhaus in der Höchstadter Hauptstraße zwischen dem heutigen Tabakgeschäft und der Eisdiele erbaut haben. Als Von-der-Saal-Haus ist es bekannt, obwohl der letzte Eigentümer die Familie Förtsch war. "Wir gehen derzeit davon aus, dass es um 1650 erbaut wurde", sagt Karl-Heinz Feuerlein vom Heimatverein.
Zusammen mit Erwin Merz, Johannes Kestler, Reinhard Grasse und weiteren Helfern hat er schon 600 Arbeitstunden in das Anwesen gesteckt, das heute in städtischem Besitz ist. "Wir machen hier einen Rückbau, damit ein verformungsgetreues Aufmaß genommen werden kann und Fachleute den Bestand untersuchen können", erklärt er das Vorgehen. Damit hat Feuerlein schon Erfahrung, restaurierte er bereits das Haus in der Steinwegstraße, das er selbst bewohnt.
Teure Farbe
In der großen Stube im Erdgeschoss hängen noch Reste von blassen Tapeten mit einem Muster aus den 1970er- oder 1980er-Jahren an der Wand. An einigen Stellen sind die darunterliegenden Schichten frei gelegt. Spuren von aufgewalzten Farbmustern sind zu erkennen, bläuliche mit Schablonenmalerei, dicke Putzschichten mit Anstrichen.
In einer Ecke unter der wieder befreiten Holzbohlendecke sind die Männer vorsichtig bis zur untersten Schicht vorgestoßen. Spuren eines Blumenornaments sind zu erkennen: die Ausmalung aus der Erbauungszeit mit Leim-Kasein-Farben. Die Farbe könnte mit Rötel eingefärbt sein; der natürliche Gesteinsfarbstoff wird heute noch in Südfrankreich gebrochen. Dementsprechend teuer war das Material, und das konnte sich nicht jeder leisten, kurz nach dem 30-jährigen Krieg. Für Feuerlein ein Indiz für die Kassenlage der Erbauer.
Das nächste ist für ihn der große Raum im ersten Stock, der die ganze Front einnimmt. "Ein kleiner Saal; könnte sein, dass das Haus als Wirtshaus erbaut wurde", schließt er daraus. Er hofft sehr, dass die Denkmal-Fachleute dazu noch mehr herausfinden.
Eine "schwarze Küche"
Schnell stießen die Ehrenamtlichen auf Spuren der Veränderung, auch im Fachwerk, das an der Vorderfront im Erdgeschoss vor etwa 100 Jahren mit Vollziegeln ausgemauert wurde. Darüber ist außen eine Steinverkleidung, die allenfalls 50 Jahre alt ist. Deutlicher sind die Veränderungen im Innenbereich. Die alten Fachwerktrennwände sind vielfach entfernt worden, um die etwa 100 Quadratmeter große Grundfläche anders aufzuteilen.
Feuerlein zeigt auf ein "rabenschwarzes" Stück der Balkendecke, an dem noch Strohspuren und neuzeitliches Baumaterial erkennbar sind. "Das Schwarze ist Ruß", erklärt er. Der Raum war ursprünglich eine "schwarze Küche" mit einem offenen Rauchfanghut. Längst wurden in das Gebäude moderne Kamine eingezogen, ohne auf die alte Statik sonderlich Rücksicht zu nehmen.
Im Hausgang sieht man es. Da wurden einfach die tragenden Balken - die längsten sind an die 20 Meter - abgesägt und die anderen Deckenhölzer durch einen Eisenriegel zusammengehalten. Ähnlich wagemutig - im Sinne heutiger Statik - ging man im ersten Stock vor. Auf die Holzbohlendecke baute man irgendwann einen gemauerten Ofen auf. Der wiegt etliche Zentner, auf die die Balkenrahmenkonstruktion des Fachwerks nicht ausgelegt war. Aber gut 100, wenn nicht 150 oder 200 Jahre hat es gehalten. Genauso anstandslos hat die Fachwerkkonstruktion moderne Betondecken verkraftet, wie sie für die neuen Badezimmer einbebaut worden waren. Gut armiert, hat Feuerlein festgestellt, aber gewissermaßen freischwebend.
"Für den Sonntag bringen wir an allen interessanten Stellen Schilder an", sagt Feuerlein zu und hofft auf reges Interesse der Höchstadter an ihrem alten Baubestand.