Höchstadter Hauptstraße: Rundgang durchs Labyrinth
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 01. Sept. 2016
Die Hauptstraße in Höchstadt ist halb fertig. Bei den Geschäftsleuten hört man Stöhnen und Aufatmen. Je nachdem, wen man fragt.
Größer könnte der Kontrast nicht sein, als in Höchstadts Hauptstraße zur Zeit. Hier glänzen die neu verlegten Platten in der Sonne, dort ist die Straße aufgerissen und die Arbeiter schwitzen. Passanten bahnen sich ihren Weg durch das Labyrinth aus weiß-roten Baustellenabsperrungen. "Da bin ich ja schneller nach Bamberg gelaufen", ärgert sich ein Mann über das Zickzack durch die Baustelle.
Anders geht es am anderen Ende der Hauptstraße zu. "Schaut doch schick aus", sagt eine Passantin, die im schon sanierten Teil der Straße unterwegs ist. Sehr fußgängerfreundlich seien die Platten verlegt.
Keine Stufe zum Gehsteig ist zu überqueren. Viele Hauseingänge sind ebenerdig oder nur noch über eine einzige Stufe zu erreichen. Der Fußgängerbereich auf der östlichen Seite ist breiter als zuvor.
Wenn man ganz korrekt ist, gibt es überhaupt keinen Gehweg mehr. Denn die Hauptstraße wird verkehrsberuhigte Zone. Autofahrer fahren künftig nur noch Schrittgeschwindigkeit. Seit Juni ist die Hauptstraße Baustelle. Momentane Höhe der Bauarbeiten ist die Einmündung Am Graben. Hier ist der Unterschied am deutlichsten zu sehen. Altes Kopfsteinpflaster stößt hier an die neuen Platten.
Offiziell soll bis Ende September die komplette Hauptstraße bis zum Marktplatz fertig sein. Dann kommt der Bauabschnitt des Platzes Am Graben an die Reihe. Zwar ist ein Ende der Bauarbeiten heute noch nicht greifbar, aber eine Zwischenbilanz kann man schon ziehen.
Nicht alle Geschäftsleute wollen unbedingt in der Zeitung lesen, was sie alles zur Sanierung der Hauptstraße zu sagen haben. Der Tenor lautet: Ja, schön wird's schon, die Ausfälle seien allerdings zur Zeit schwer zu verkraften.
Viel "großstädtischer"
Der Dreck während der Bauarbeiten sei weniger das Problem gewesen, sagt Alexandra Lächele von der Konditorei Baier im schon sanierten Teil der Hauptstraße. Aber einen extremen Kundenrückgang während der Baustelle, den habe man gespürt. Bei ihr kommt die neue Hauptstraße gut an. Auch wenn sie noch daran zweifelt, ob bis Ende September wirklich die ganze Straße gemacht sein wird. "Viel großstädtischer", wirke die Straße jetzt, sagt Seniorchef Alfons Baier. Lobend erwähnen müsse er die Baufirma während der Bauphase vor dem Laden. "Sie haben sich sehr bemüht, die Belastung in Grenzen zu halten."
Was, wenn's regnet?
"Ich warte auf den ersten Regen", sagt Rainer Reck, Inhaber der Kapuzinerapotheke. Vor der Tür blitzt der neue Belag. Er befürchtet, dass es Probleme geben könnte. "Ein Platzregen und im Laden schwimmt's." Der Eingang liegt nun fast ebenerdig zur Straße. Es gibt keinen Bordstein mehr, nur eine flache Rinne. Das Aussehen gefalle ihm, nur die Verkehrsregelung sei noch unklar. "Wenn die Leute ruhig fahren und rechts vor links gilt, geht es." Reck, dem das Haus gegenüber der Apotheke gehört, denkt auch an den Winter. Er rechne damit, dass Schneematsch an die Fassade spritzen wird, wenn die Autos so dicht an den Häusern vorbeifahren.
Moderner Look
Vor dem Geschäft von Optik Buchmann treffen sich beide Welten: Baustelle Richtung Markt, neues Pflaster Richtung Vogelseck. "Wir haben das Glück, dass wir jetzt direkt an der Grenze sind", sagt Angestellter Matthias Przybyllok. Der Laden ist von Norden her schon besser zu erreichen. Die Umsatzeinbußen seien da, aber verkraftbar. "Als Fachbetrieb haben wir keinen großen Einbruch." Er hoffe, dass gleich ums Eck Am Graben noch genug Parkplätze geschaffen werden, denn viele wollten nun mal mit dem Auto in die Innenstadt einkaufen fahren. "Wenn es eine Spielstraße wird, wird sich der Verkehr aber sicher noch ändern", sagt Przybyllok.
"Alles easy"
Einen differenzierten Blick auf die Baustelle haben Andre und Chris Debertin vom gleichnamigen Handygeschäft. Der Laden liegt direkt in der Baustelle. "Alles easy, außer der Dreck", sagt Andre. Man könne kaum ein Fenster aufmachen. Die Bauarbeiter seien zügig am Arbeiten. Debertin wünscht sich nur ein bisschen mehr Information. "Letzte Woche habe ich meinen Laden drei Tage zusperren müssen", sagt er. Das Problem: Am Morgen war einfach der Gehsteig 60 Zentimeter tiefer gelegt. Niemand wäre reingekommen. "Es wäre schön gewesen, wenn wir das vorher gewusst hätten. Denn das war eigentlich erst zwei Wochen später geplant."
"Muss sein"
"Die Straße muss gemacht werden. Es muss sein. Davor war es eine Stolperfalle", sagt Isabell Klein, Angestellte der Metzgerei Brunner am Eck zum Marktplatz. Die Stammkunden würden trotz Baustelle nach wie vor kommen. Draußen rattern die Preßlufthammer und krachen die Schaufeln der Bagger. "Da muss man einfach durch", sagt Klein. Die neu gemachte Straße, finde sie ganz gut. "Besser wäre es, wenn es beidseitig Gehwege gäbe, die sichtbarer abgegrenzt sind." Eine Kundin pflichtet ihr bei: "Das könnte mal ein Problem mit den Kindern geben, die einfach auf die Straße rennen." Es sei sinnvoller, zu wissen, wo der Straßenverkehr anfängt.