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Höchstadter Gymnasiasten forschen zum Unterricht der Zukunft


Autor: Tina Meier

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 26. Juli 2016

Zwei Schüler des Gymnasiums Höchstadt entwarfen ein Konzept für einen digitalisierten Schulunterricht - preiswert und praktisch, ohne Bücher und Heftechaos.
Anstelle von teuren PCs könnten kleine Computer, die in den Tisch integriert werden, den digitalisierten Schulunterricht bestimmen. Benedikt Döring (l.) und Cedric Bös präsentieren ihren Prototyp. Foto: Tina Meier


Das Arbeitsblatt wird mit einem Mausklick ausgeteilt. Die Schüler schreiben direkt auf einen Bildschirm in ihrem Tisch und laden sich ihre Dateien zuhause auf den eigenen Rechner. So können sich Cedric Bös und Benedikt Döring den Schulunterricht der Zukunft vorstellen.
Gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften Tobias Sesselmann und Achim Engelhardt entwickelten sie ein passendes Konzept und verfeinerten ihre Idee. "Wir wollen die Schultaschen leichter machen und das mit dem Zeitalter der Digitalisierung verbinden", erklärt Cedric Bös den Grundgedanken ihres Projekts. Es wäre sehr teuer, für jeden Schüler einen eigenen PC in der Schule bereitzustellen, was daher nicht der Ansatz sein könne.
"Unsere Lösung soll praktisch für den Alltag und günstiger als die Ausstattung mit Büchern, Heften oder PCs sein", sagt er.

Die Idee, einen Schreibtisch in einen Computer zu verwandeln ist unter dem Begriff "Smart-Desk" schon verbreitet. Das Besondere an der Erfindung der Schüler ist, dass sie günstig, stromsparend und an den Gebrauch im Schulunterricht angepasst ist.
Für 35 Euro kaufen sie dafür einen "Raspberry Pi", einen günstigen Computer, der ungefähr die Größe einer Kreditkarte hat. Um dieses Herzstück kommt das Gehäuse mit einem Bildschirm für rund 90 Euro. Für die Verarbeitung kooperierten die Jugendlichen mit Schaeffler in Höchstadt. Diese Geräte können in einen Tisch eingebaut und von den Schülern genutzt werden. Sie sind mit dem Server der Schule und mit einem normalen Computer im Raum verbunden, der die Rechenleistung übernimmt.
An diesem großen PC sitzt der Lehrer und kann die Bildschirme der Schüler auch kontrollieren und ansteuern. "Diese Geräte bleiben fest in der Schule. Zuhause kann man auf den zentralen Schulserver zugreifen und den eigenen Ordner auf PC, Laptop oder Tablet übertragen", erklärt Benedikt Döring. Die Smart-Desks funktionieren mit dem Betriebssystem Linux, was außerdem eine sicherere Alternative zu Windows bietet. Über die Installation von "Edubuntu" stehen zusätzlich eigens für Bildungszwecke entwickelte Programme zur Verfügung.


Auf dem Weg zu Tabletklassen

Schulleiter Bernd Lohneiß lobt das Engagement seiner Schüler. Da er selbst überlegt, Laptop- oder Tabletklassen einzuführen, ist er auf die Weiterentwicklung der Idee gespannt. "Es ist eine kostengünstige Form und eine tolle Sache", fasst er zusammen. Da stimmt ihm die Jury des Nachwuchswettbewerbs Vision-Ing21 zu, bei dem sich die Schüler beworben haben. Dieser wird vom Förderkreis Ingenieurstudium in Bayern und Thüringen ausgeschrieben und von den großen Firmen der Region unterstützt.
Nicht nur in ihrer Altersstufe, sondern über alle drei Gruppen hinweg wurden sie als Tagessieger und mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Martin Eckmann, Bildungsberater bei der IHK Nürnberg, war selbst Teil der Jury und erklärt, dass neben der Dokumentation von Planung und Durchführung auch die Gestaltung eines Infostands in einem Vorlesungssaal der Universität Erlangen-Nürnberg und persönliche Gespräche in die Bewertung mit einflossen. "Die Dokumentation erhielt die höchsten Werte, und das Kriterium der Innovation und Kreativität ist auch sehr hoch bewertet worden", berichtet Eckmann. Er überreichte am Dienstagvormittag den Wanderpokal und einen Scheck über 500 Euro.
Aber damit ist das Projekt für die Schüler noch lange nicht beendet. Ihren ersten Prototyp wollen sie weiterentwickeln und eine kabellose Verbindung mit dem großen Computer ermöglichen. Im Oktober sind sie außerdem auf der weltweit wichtigsten Fachmesse für Erfinder, der iENA in Nürnberg, und dürfen ihr Projekt einem internationalen Publikum präsentieren.