Höchstadter Fanatics müssen nicht vor Gericht

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Die Fanatics waren hier. Buswartehäuschen in Etzelskirchen sind mit ihren Aufklebern ebenso verziert wie Verkehrsschilder und Straßenleitpfosten. Fotos: Andreas Dorsch
Die Fanatics waren hier. Buswartehäuschen in Etzelskirchen sind mit ihren Aufklebern ebenso verziert wie Verkehrsschilder und Straßenleitpfosten.  Fotos: Andreas Dorsch

Die Staatsanwaltschaft geht vorerst nicht weiter wegen Landfriedensbruch gegen die Höchstadter Eishockeyfans vor.

Von einem "gezielten Angriff gewaltsuchender Personen auf Gästefans, als diese friedlich den Bus zur Heimreise besteigen wollten", spricht Höchstadts Polizeichef Jürgen Schmeißer, wenn er auf die Ereignisse zurückblickt, die sich am Abend des 24. Februar vor dem Höchstadter Eisstadion abgespielt haben.

Ein "gutes Dutzend vermummter und entschlossener Angreifer" aus dem Höchstadter Fanclub Fanatics wollten den mitgereisten Gäste-Anhängern aus Memmingen vor der Abfahrt noch einmal richtig einheizen. Einer größeren Gruppe Bereitschaftspolizisten "gelang es nur durch massiven Körpereinsatz, die Angreifer zurückzudrängen", ruft Schmeißer den Abend in Erinnerung. Viele unbeteiligte Eishockeyfans waren überzeugt, dass es ohne den Polizeieinsatz zu einer handfesten Schlägerei gekommen wäre.

Ermittelt und vernommen

Für Jürgen Schmeißer erfüllte der Angriff auf die Memminger Fans "die objektiven Tatbestandsmerkmale des Landfriedensbruchs" - auch ohne einer Schädigung von Personen. Und weil es "Aufgabe und gesetzmäßige Pflicht der Polizei ist, Straftaten zu erforschen", wurden die Höchstadter Ordnungshüter aktiv, leiteten Ermittlungen ein, führten Vernehmungen durch und legten die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft vor.

Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg, Antje Gabriels-Gorsolke, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, sei das Verfahren gegen einige Mitglieder der Fanatics eingestellt worden. Aber nicht, weil eine zu geringe Schuld bestand. Vielmehr habe die Polizei durch ihren Einsatz eine Straftat verhindert, stellt Oberstaatsanwältin Gabriels-Gorsolke fest. Die Polizei sei damit ihrem Auftrag, Straftaten zu verhindern, nachgekommen. Für die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sei das versuchter Landfriedensbruch, den sehe das Gesetzbuch aber nicht vor.

Kein Freibrief

Die Einstellung des Verfahrens bedeutet für die Höchstadter Chaoten allerdings keinen Freibrief. Die Ermittlungsergebnisse würden für einige Jahre in der EDV der Justiz gespeichert, sagt die Oberstaatsanwältin. Komme wieder einmal eine Anzeige gegen die Beschuldigten, würden die alten Fakten in die Beurteilung mit einfließen.

Unter den am Einsatz und an den Vernehmungen beteiligten Polizeibeamten hat die Einstellung des Verfahrens leichte Verwunderung ausgelöst. Ihr Chef Schmeißer kann dies einerseits verstehen, sieht aber "keinen Grund, die Entscheidung der Staatsanwaltschaft in dieser Sache zu kritisieren". Vielleicht habe man vor Ort eine etwas emotionalere Sicht der Dinge als bei der Staatsanwaltschaft.

Wie beim Fußball

Das Verhalten einiger Fanatics nach dem Spiel gegen Memmingen vergleicht Schmeißer mit der nächtlichen Attacke einer Gruppe Vermummter auf Fans der Fußballer von Greuther Fürth auf der Rastanlage Steigerwald. Nur konnte die Polizei in Höchstadt Schlimmeres verhindern und es blieb bei einer demolierten Busscheibe. Schmeißer sieht die vom Fußball bekannten Hooligans inzwischen auch im Eishockey.

Der Angriff der Fanatics auf die Memminger Fans war nicht die erste Aktion, die die Polizei auf den Plan rief. Auch in einer Reihe weiterer Eisstadien in Bayern ist diese Höchstadter Fangruppe schon aktenkundig geworden. Und ihre nur schwer zu entfernenden Aufkleber zieren nicht nur in Höchstadt Buswartehäuschen, Verkehrsschilder und Straßenleitpfosten.