Höchstadter Eishockeyclub will zurück zum Ehrenamt
Autor: Johannes Höllein
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 08. Januar 2014
Der Höchstadter Eishockeyclub muss sparen. Deshalb wird als erster Schritt die Geschäftsstelle aufgelöst, deren Aufgaben in einem weiteren Schritt neu verteilt. Vorläufig leitet der Verwaltungsrat die Geschicke des Vereins.
Der Höchstadter EC ist in finanzielle Schieflage geraten, die Verbindlichkeiten häuften sich, es klafft ein Loch im laufenden Geschäft. Anlass zum Handeln und Hauptgrund für die außerordentliche Mitgliederversammlung, die am Dienstagabend in der Kulturfabrik Fortuna stattfand.
Verwaltungsratsvorsitzender Axel Rogner stellte den anwesenden Mitgliedern die Situation transparent dar und erklärte, dass Präsidium und Verwaltungsrat seit Juni 2013 kein Finanzplan des Vereins mehr vorgelegen habe. Als von Vereinsseite immer wieder Bitten um außerplanmäßige Finanzspritzen eingingen, sei Rogner stutzig geworden und habe von der Geschäftsstelle Zahlen angefordert, was trotz einiger Anrufe und persönlicher Gespräche erst nach schriftlicher Aufforderung Anfang Dezember geschah.
Was dann zu Tage gefördert wurde, war ein Schock - es fehlte ein hoher fünfstelliger Betrag, und einige Zahlungen duldeten keinen Aufschub. "Uns war klar, dass wir sofort handeln müssen", sagte Rogner, zumal auch ein Teil der Sponsoren angesichts der undurchsichtigen Lage unruhig wurde.
Den Überblick verloren
Als erste Konsequenz nahm Vereinspräsident Herbert Dresel seinen Hut, wobei Rogner im Gespräch mit dem Fränkischen Tag ausdrücklich betonte, ihm nicht den Schwarzen Peter zuschieben zu wollen. "Herbert hat im Sommer das lange vakante Amt des Präsidenten übernommen, weil sich sonst niemand bereit erklärt hatte."
Allerdings habe er die Aufgabe wohl unterschätzt. Die berufliche Tätigkeit am Nürnberger Flughafen, die Kontrolle und Unterstützung der HEC-Geschäftsstelle sowie die Ämter als Schatzmeister und Vorsitzender - das alles sei zu viel gewesen. Vieles sei liegen geblieben und Dresel habe den Überblick verloren. "Vielleicht hätten wir eher reagieren müssen", räumte Axel Rogner ein.
So aber übernahm er selbst kommissarisch die Geschäfte und hatte eine hektische Vorweihnachtszeit: In Windeseile wurde eine Gesamtkostenaufstellung gemacht, auch um zu sehen, an welcher Stelle am schnellsten angepackt werden muss. Dann wurden Klinken geputzt, Gespräche geführt, Geld aufgetrieben - der Fehlbetrag bis Anfang Januar halbiert.
"Der Verein ist nicht tot, wir haben uns in den letzten Wochen auf einen guten Weg begeben", sagte Rogner kämpferisch und zeigte sich optimistisch, dass im April oder Mai eine schwarze Null unter der Bilanz des Klubs steht, auch wenn es bis dahin noch einige kleinere finanzielle Engpässe geben könnte.
"Um das zu schaffen, muss das ganze Konstrukt HEC auf den Prüfstand", forderte der Verwaltungsratschef. Klar ist, dass der Eishockeyclub mit weit höheren Beträgen jongliert, als andere Vereine im Umkreis, und sogar Gewerbesteuer zahlen muss. Allein die Kosten für die Nachwuchsarbeit, die Geschäftsstelle, Mieten, Autos, Busse und die Bayernliga-Mannschaft belaufen sich pro Jahr etwa auf 280 000 Euro, wobei die Spieler nur sieben Monatsgehälter beziehen.
Schon Ende Januar ist Schluss
Es muss also gespart werden - nur wo? Wie Rogner ausführte, sehe man im sportlichen Bereich nur wenig Ansatzpunkte. "Allerdings haben wir eine Geschäftsstelle wie sonst kein Bayernligist." Deshalb wird diese geschlossen: Für das Personal ist Ende Januar Schluss, der Mietvertrag für die Räume läuft Ende März aus. Im ehemaligen Jugendhaus Phönix, das der Höchstadter EC bereits als Vereinsheim nutzt, wird bis dahin ein Geschäftszimmer eingerichtet, von wo aus dann die Vereinsarbeit in ausgeübt wird.
Den Verein neu organisieren
Die bisherige Geschäftsstelle sei einfach zu teuer gewesen, auch weil der HEC bequem geworden sei und zu viele Aufgaben abgewälzt habe, die sonst Freiwillige übernommen hatten. "Wir müssen wieder zurückkehren zu mehr Ehrenamtlichkeit", betonte Rogner. Man müsse sich bei der Vereinsorganisation neu ausrichten.
Erste Schritte wurden am Dienstag bereits gemacht: Zunächst werden im Verwaltungsrat neben Rogner und Kai Kuhlow künftig auch Peter Feuerlein und - vom Hauptsponsor Medwork - Gerald Fischer sitzen, der sich vorrangig um das Controlling kümmern wird. Das Präsidium besteht vorerst aus Jörg Schobert (Sport), Matthias Weber (Marketing) und Johannes Kunzelmann (Jugend). Einstimmig beauftragten die Mitglieder daraufhin den Verwaltungsrat unter Leitung von Axel Rogner, zusammen mit den Präsidiumsmitgliedern die Geschäfte des Vereins bis zur kommenden Hauptversammlung zu führen. Rogner bekräftigte aber, dass der HEC mittelfristig wieder einen "echten Präsidenten" brauche, und appellierte an die Mitglieder, sich mehr einzubringen, denn es gebe viele Aufgaben zu meistern (siehe Infokasten). Einig Mitglieder boten ihre Hilfe gleich im Anschluss an die Versammlung an.