Höchstadt: Wohnzimmer auf dem Kellerberg
Autor: Sarah Seewald
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 05. August 2015
Wer einen Felsenkeller in Höchstadt wieder hergerichtet hat, bekommt Fördergelder. Die Familie Köberlein hat sich ein solches Projekt vorgenommen. Bei den Arbeiten wurden Schweineborsten und Sandsteinfindlinge entdeckt.
100 000 Kleinigkeiten, mindestens, muss Wolfgang Köberlein bis Freitag noch erledigen. Dann ist wieder Kellerberg-Kerwa in Höchstadt. Dann wird auch der Keller "Wallensteins-Lager" wieder für seine Gäste geöffnet. Zum ersten Mal im neuen Antlitz. Vier Monate hatten Wolfgang Köberlein und seine Frau Zeit, den alten, heruntergekommenen, vernachlässigten Keller wieder herzurichten.
Es waren Monate, in denen sich ein großer Wunsch der Ehefrau - der Traum vom eigenen Keller in Höchstadt - erfüllte. Anstrengende Wochen, in denen jeder anpackende Freund eingespannt wurde und Tage, in denen Hobby-Restauratoren-Herzen ein bisschen höher und schneller schlagen durften als sonst.
Verborgen hinter Putz
Erwartet hätte Köberlein eigentlich nicht, dass ihn diese Arbeit - neben anderen ehrenamtlichen wie beruflichen "Baustellen" - mit so viel Freude erfüllen könnte: "Am Anfang war ich gar nicht so begeistert", erinnert er sich daran, als ihn seine Frau in die Pläne einweihte. Von ihren Cousins hat sie ein Drittel Besitz am Wallensteins-Lager bekommen. Die zwei weiteren Eigentümer ließen Familie Köberlein freie Hand bei allen Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten. Geteilt wird die Schlussrechnung - der Betrag, der abzüglich der Fördermittel für den Erhalt des Denkmals noch übrig bleibt - auch durch drei. Ungefähr 15 000 Euro kostet die Renovierung der Fassade des Kellerhäuschens, zwei Drittel davon werden übernommen.
Das Dach war undicht, die Wände nass, das Fachwerk überputzt. "Zu tun gab es genug, nicht nur von außen", sagt Köberlein. Dann, als der gelernte Unternehmensberater und selbsternannte Hobby-Restaurator hinter zig Schichten Putz und Farbe die originale Holzkonstruktion entdeckte, "da war's um mich geschehen", erinnert er sich. Mit einem Mini-Hammer und viel Gefühl schlug er das Fachwerk, das nach seinen Recherchen aus dem späten 18. Jahrhundert stammt, wieder frei. "Allein 100 Arbeitsstunden" investierte er in die Innenwand, die jetzt für Köberlein ein kleines Kunstwerk ist und sicherheitshalber hinter einer Glasscheibe verschwinden wird, damit die Sandsteinfindlinge nichts abbekommen.
Anhand der freigelegten Wand kann der gebürtige Höchstadter, der von vielen Köbi genannt wird, Neugierigen erklären, dass Lehmputz früher mit Schweineborsten vermischt wurde, damit die Masse auch noch dann zusammenhält, wenn der Lehm trocken und bröselig wird. Wer sich genauer für das Stück Baukultur-Geschichte interessiert, das in einem der beiden ältesten Kellerhäuschen von Höchstadt in Szene gesetzt wird, darf den Hobby-Restaurator jederzeit darauf ansprechen und bekommt zu einem kalten Getränk bei der Kellerberg-Kerwa auch noch eine kleine private Führung geboten.
Nach dem Fest-Wochenende muss Köberlein mal wieder durchschnaufen - und vor allem Geld verdienen, sagt er schmunzelnd. Das Wallensteins-Lager wird sich wohl als zweites Wohnzimmer etablieren. Den antiken Ofen, in dem im Herbst das erste Schäuferla gebraten werden soll, möchte er auf jeden Fall noch vor der Kerwa anschließen.